Hotel der Lust
ohnehin nicht verhindern können?«
Lena zuckte mit den Schultern. »Wer weiÃ. Uns bleiben wohl nur die Erinnerungen.« Sie legte einen Arm um Ivy und zog sie an sich. »Sag, wenn ich dir beim Packen helfen kann.«
»Wie jetzt? Du willst es mir nicht mehr ausreden?«
»Nein. Ich denke, du weiÃt selbst am besten, was für dich gut ist. Ist doch so, oder?« Ein prüfender Blick, und Lena fing an zu lachen. Dann wurde sie aber wieder ernst. »Tut mir leid, dass ich dich in dieses Gefühlschaos gestürzt habe. Ich hatte es nur gut gemeint.«
»Ich weiÃ.« Ivy gab ihr ein freundschaftliches Küsschen auf die Wange. »Und ich bin froh, dass du Verständnis zeigst.«
»Aber heute Abend kommst du doch noch einmal mit, oder? Die Show soll super sein.«
Ivy wiegte den Kopf hin und her.
»Komm schon, es ist dein Abschied.«
Der Scheinwerfer ging an. Musik drang aus den Boxen. Lena hatte nicht zu viel versprochen, ihr Tisch befand sich tatsächlich weit vorn. Genauer gesagt, direkt am Bühnenrand. Der Vorhang ging auf, und vier Polizisten und eine Polizistin betraten die Bühne. Ivy erkannte die Frau wieder. Es war Ellen. Die Uniform betonte ihren üppigen Busen. Aber lange behielt sie die nicht an.
Genauso wie die Männer, die zum Beat tanzten und sich nach und nach vor den Gästen entkleideten. Gutgebräunte muskulöse Körper wippten im Takt der Musik. Ein Polizist sah sexier aus als der andere.
»Du hast mir gar nicht gesagt, dass die ChipâNâDales hier auftreten«, flüsterte Ivy Lena zu, aber die schien ganz in Trance, so verzückt war sie von den Strippern. Die Frauen im Publikum jubelten, es flog sogar ein BH auf die Bühne.
»Nein, das sind die Hot Spices«, erklärte Lena und atmete schneller. Der Auftritt musste ihre Freundin ja wirklich ziemlich anmachen.
»Entschuldigt mich, mir ist nicht gut«, sagte Jessica plötzlich und erhob sich.
»Was ist denn los? Kann ich dir helfen?«, fragte Ivy besorgt.
Jessica schüttelte den Kopf. »Lass mal, alles in Ordnung. Ich lege mich hin. Wahrscheinlich ist mir der Fisch von heute Mittag in der Stadt nicht gut bekommen.«
»Dann gute Besserung.«
»Danke, genieà den Abend, ja?«
»Ich versuchâs.«
Auch in der Lobby war das Jubeln der Frauen zu hören. Die männlichen Gäste waren sowohl von der Show als auch von dem Gekreische genervt, und Alexander ging es nicht gerade besser. Ivy war nicht zu ihrer Verabredung gekommen, und sie ging auch nicht an ihr Handy. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit, etwas wie eine Ahnung. Er spähte durch einen Seiteneingang in den Saal, um einen Blick auf das Publikum zu erhaschen, doch es war zu dunkel, um etwas auÃerhalb der Bühne zu erkennen. Und das Geschrei schmerzte allmählich in seinen Ohren. Alexander zog sich zurück und bemerkte in dem Moment, in dem er sich abwandte, die adrette blonde Frau, die gerade an der Rezeption stand und eincheckte. Mrs Summers.
Juan wünschte ihr einen angenehmen Aufenthalt, und sie lächelte ihn zärtlich an, Alexander aber würdigte sie keines Blickes.
»Die ist ziemlich nachtragend«, feixte Juan, als Mrs Summers im Lift verschwunden war. »Warum ist die überhaupt wieder da? Ich dachte, sie hätte schwerwiegende Probleme mit ihrem Bald-Exmann zu lösen.«
»Kann uns doch egal sein. Ich beschwer mich jedenfalls nicht über Kundschaft. Da kommt Geld in die Kasse.«
Alexander lächelte milde. Auf das Geld aus dem Fou war er jetzt nicht mehr angewiesen. Die Gräfin hatte Wort gehalten und ihm einen Scheck über eine üppige Summe ausgestellt, mit der er seinen Schuldenberg abzahlen konnte. Er hätte darüber in Jubelstürme ausbrechen sollen, doch stattdessen fühlte er sich mies. Wie ein Verräter. Am liebsten würde er Stillschweigen darüber bewahren, doch er meinte es ernst mit Ivy und wollte ihre gemeinsame Zukunft nicht auf einer Lüge aufbauen. Also würde er mit ihr über den Vorfall sprechen müssen. Und er hoffte, dass sie seine Beweggründe verstand.
»Da in letzter Zeit immer mehr Frauen deinetwegen das Hotel verlassen, haben wir das auch bitter nötig«, sagte Juan zynisch.
»Wovon redest du denn jetzt schon wieder?«
»Davon, dass Ivy Marschall morgen abreist. Wieder mal eine deiner Frauen.«
»Was?« Jetzt blieb ihm vor Schreck
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