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Hotel der Sehnsucht

Hotel der Sehnsucht

Titel: Hotel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Reid
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sich inzwischen damit abgefunden, dass dein Bett nicht kalt wird, wenn er auf Geschäftsreise ist."
    „Warum sagst du so etwas?" Außer der unbändigen Wut, die sie auf Raoul hatte, empfand Samantha nun auch regelrecht Ekel vor ihm. Erst recht, als er es wagte, sie zu berühren.
    „Lass das gefälligst!" fuhr sie ihn an und schlug seine Hände zurück.
    Doch sie erntete nur ein überhebliches und selbstgefälliges Lächeln. „Es bleibt doch in der Familie", spottete er. „Und du weißt so gut wie ich, wie viel Wert unser aller Oberhaupt darauf legt, dass keiner zu kurz kommt. Brauchst du Geld, Raoul? Hier hast du Geld. Du willst ein Auto haben, Raoul? Dann kaufen wir dir ein Auto. Hier, nimm den Scheck. Warum ziehst du nicht zu uns? Fühl dich ganz wie zu Hause, denn was meins ist, ist auch deins."
    „Ich bezweifle, dass du Andre richtig verstanden hast", wehrte sich Samantha. „Mich hat er damit sicherlich nicht gemeint."
    „An deiner Stelle wäre ich mir da nicht so sicher", entgegnete Raoul höhnisch. „In den Unterlagen, die ich dir gegeben habe, steht doch schwarz auf weiß, welche Rolle du in den Überlegungen meines feinen Bruders spielst. Du warst Teil des Deals, Samantha, und es wird höchste Zeit, dass du dir klar darüber wirst." Er bemühte sich darum,
    Formulierungen zu finden, die Samantha wehtun mussten. „Du gehörtest gewissermaßen zum Inventar, über das der neue Besitzer nach Gutdünken verfügen kann. Daran ändert auch nichts, dass du zufällig aus Fleisch und Blut bist."
    „Was bist du nur für eine armselige Kreatur, Raoul." Samantha nahm all ihre Kraft zusammen und holte zum Gegenschlag aus. „Das Bressingham gehört mir", erklärte sie wütend. „Mein Vater hat es mir vererbt."
    „Wenn du dich da mal nicht täuschst." Seine verdammte Selbstsicherheit verunsicherte Samantha zunehmend. „Hast du das Testament deines Vaters überhaupt gelesen? Stand da etwa, dass er dir nicht nur das Hotel, sondern auch das viele Geld hinterlässt, das nötig ist, um es wieder in Schuss zu bringen?"
    Ob sie wollte oder nicht, musste Samantha Raoul insoweit Recht geben, dass ihr Vater ihr selbstverständlich nichts vererben konnte, was er nicht besaß. Und ohne das
    Bressingham ausdrücklich zu erwähnen, besagte das Testament lediglich, dass alles, was ihm gehörte, in Samanthas Besitz übergehen sollte.
    Um die Details hatte sie sich nie gekümmert. Das hatte sie getrost Andre überlassen. Der kannte sich erstens viel besser aus, zweitens vertraute sie ihm blind, und drittens fühlte sie sich nicht in der Lage dazu. Denn der Tod ihres Vaters hatte sie völlig überrascht. Er hatte ihr nie erzählt, wie krank er war. So wie mit vielem anderem auch, hatte er sie damit nicht belasten wollen.
    Konnte es sein, dass auch der Verkauf des Bressingham zu den Dingen gehörte, die er vor ihr geheim gehalten hatte?
    Als Samanthas Blick auf ihr Spiegelbild fiel, bekam sie eine Ahnung davon, mit welchem Gesichtsausdruck sie Raoul damals angestarrt haben musste. Schon die geringste Spur des Verdachts, dass er möglicherweise Recht haben konnte, drohte ihr den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Und wenn er in dem einen Punkt die Wahrheit sagte, woher nahm sie dann die Gewissheit, dass für die anderen nicht dasselbe galt? Vielleicht war sie wirklich Teil eines größeren Geschäftes, und Andre hatte sie nur geheiratet, weil ihr Vater den Verkauf des Bressingham an die Bedingung geknüpft hatte, dass es im Familienbesitz blieb?
    Um den Gedanken abzuschütteln, der ihr jetzt noch unerträglich war, stellte Samantha die Dusche an. Dann streifte sie den Bademantel ab und zog den nassen Badeanzug aus.
    Doch selbst als sie endlich unter dem warmen Wasserstrahl stand, wurde sie von der quälenden Erinnerung an den unseligen Abend in Raouls Schlafzimmer verfolgt.
    Je heftiger sie sich gegen seine Annäherungsversuche zur Wehr gesetzt hatte, umso mehr Gefallen hatte er daran gefunden, sie mit Worten, Blicken und Berührungen zu reizen und zu provozieren. Als sie in ihrer Panik begann, auf ihn einzuschlagen, kannte er kein Halten mehr. Er war groß und stark, und Samantha hatte nicht die geringste Chance, sich seiner Zudringlichkeiten zu erwehren. Was folgte, war ein einziges Grauen, das ein jähes Ende fand, als Andre plötzlich auf der Türschwelle stand.
    Nur unter Aufbietung aller Kräfte gelang es Samantha, die Erinnerung an das
    entsetzliche Erlebnis zu verdrängen. Sie stellte das Wasser ab und stieg aus der

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