Hotel Desire
verbarg.
Sie zog sich nicht um für das Abendessen, sondern blieb in dem luftigen Kleid. Und ohne Slip. Unten an der Treppe traf sie auf Catherine.
„Ha, da bist du ja! Und, wie war dein Tag heute? Ich habe gesehen, dass du die Katakomben mit Dan verlassen hast.“ Sie zwinkerte verschwörerisch, und Susan errötete.
„Wir wollten nur ...“, begann sie, doch die Rothaarige unterbrach sie und tätschelte ihren Arm.
„Kein Grund, dich zu entschuldigen, Süße. Hier musst du dich für nichts rechtfertigen, das ist ja das Schöne am Hotel Desire. Endlich dürfen wir ausleben, was wir möchten, selbst wenn es die schrägsten Fantasien sind. Niemand beurteilt uns danach.“
Jenny hockte in einer seltsamen Position auf ihrem Stuhl, sah aber glücklich aus. Ihr großzügiges Dekolleté entblößte einige blaue Flecke auf den prallen Brüsten, neben ihr saß Michel und fütterte sie zärtlich mit der Vorspeise.
„Guten Abend! Wie hat dir unsere kleine Vorführung gefallen?“ Sie lächelte beifallheischend, als Susan ihr gegenüber Platz nahm. Catherine grinste. „Offenbar hast du Susan nachhaltig beeindruckt, jedenfalls ist sie ziemlich schnell verschwunden. Und zwar nicht allein.“
Jenny kicherte und knabberte mit den Zähnen eine Weintraube aus Michels Mund. „Das freut mich. Du solltest Michel einmal ausprobieren, er ist ein wirklicher Künstler. Ich hab zwischendurch gedacht, ich müsste sterben, und ich werde tagelang nicht vernünftig sitzen können.“ Sie knuffte ihn spielerisch in die Seite, und er verzog im Scherz das Gesicht.
„Ach nein, ich glaube, das ist nicht so mein Ding“, meinte Susan und sah sich suchend um. „Dan ist noch nicht da“, erklärte Jenny. „Er hat noch einen Auftrag - glaube ich.“
Susan lief rot an und ärgerte sich darüber. Was hatte sie denn erwartet? Dass er exklusiv für sie da war? Bestimmt nicht. Die anderen Hotelgäste hatten sicherlich die gleichen Rechte an ihm wie sie. Neugierig versuchte sie zu erkennen, wer von den bekannten Gesichtern am Tisch fehlte, aber alle, die sie bisher schon gesehen hatte, saßen auf ihren Plätzen und aßen.
Es gab in Honig marinierte Hähnchenschenkel mit grünen Bohnen und Reis. Beim Essen plauderte sie mit Catherine, die von ihrem Job erzählte und von ihrem letzten Aufenthalt im Hotel Desire, bei dem noch ein Steve, der nun leider nicht mehr dort war, für Entzücken gesorgt hatte.
„Ach ja, Steve“, seufzte Jenny. „Steve war ein Gott. Großartig. Er war nicht besonders schön, das muss man ja sagen, aber er war ein wirklicher Frauenversteher. Und er hatte ein paar Fingerfertigkeiten - ich bin mir sicher, dass er Gedanken lesen konnte oder so, jedenfalls wusste er immer genau, was er wann wo machen oder drücken sollte. Du natürlich auch, Schatz“, sagte sie dann an Michel gewandt, der so tat als ob er schmolle.
Susan lachte. „Ich bin durchaus zufrieden mit dem vorhandenen Angebot“, sagte sie leise und warf dem neben ihr sitzenden Francois einen Blick zu.
Leider ließ Dan sich während des gesamten Dinners nicht blicken, obwohl sie ihr Dessert extra langsam genoss und sich einige andere Paare schon kuschelnd an die Bar verzogen hatten. Sie trank noch ein Glas Rotwein und ging etwas betrübt die Treppe hinauf.
Als sie ihre Zimmertür öffnete , stellte sie erstaunt fest, dass einige Kerzen brannten. Die hatte sie ganz sicher nicht angezündet, bevor sie zum Essen gegangen war!
„Hallo?“, rief sie in das bis auf den Kerzenschein dunkle Zimmer, doch es kam keine Antwort. Dann bemerkte sie, dass der Whirlpool mit Wasser gefüllt war. Auf der Wasseroberfläche schwammen einige rote Rosenblätter, und auf dem Sims über dem Podest standen eine geöffnete Flasche Champagner und ein Glas.
Susan lächelte. Was für eine schöne Idee! „Du kannst jetzt rauskommen, ich habe die tolle Überraschung schon entdeckt“, rief sie und warf einen Blick ins Badezimmer, das leer war.
Nanu, wo war er denn? Sollte sie den Whirlpool und den Champagner allein genießen? Etwas zögerlich streifte sie ihr Kleid ab und stieg in das angenehm warme Wasser. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie erschöpft sie war von dem Tag, und die Schwerelosigkeit ihrer Beine tat gut.
Susan lehnte den Kopf gegen die Wand und seufzte glücklich. Dies war mit Abstand der beste Urlaub, den sie je gehabt hatte!
Kapitel 11
Am nächsten Morgen erwachte sie gut gelaunt und ausgeschlafen. Sie war schon im Whirlpool, beseelt vom Rotwein und Champagner, sanft
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