Hotel Galactic
können wir nicht einkaufen.«
»Du könntest einen Kredit aufnehmen. Ich habe mit Major Bronsoms Frau gesprochen. Alles, was sie sich angeschafft haben, läuft auf Kredit.«
Flachsbarth kannte Major Bronsoms Frau nur flüchtig, aber dafür kannte er den Major sehr genau. Bronsom war ein alter, verhärmt aussehender Mann, den man wegen Trunksucht frühzeitig aus der Flotte entlassen hatte. Er kam jeden Tag kurz vor Einbruch der Dunkelheit in Flachsbarths Restaurant, um einen halben Liter Rotwein zu trinken. Mit gefalteten Händen und auf die Ellenbogen gestützt, saß er am Tisch. Er änderte diese Haltung nur, um zu trinken. Selten nur sprach er mit anderen Gästen. Seine Augen waren auf das öde Landefeld gerichtet, als könnte er dort Dinge erkennen, die jedem anderen verborgen blieben.
Wahrscheinlich bereitete es ihm keine Sorgen, daß er verschuldet war.
»Können wir die Musik nicht etwas leiser stellen?« fragte Flachsbarth nervös.
Sylva hob die Augenbrauen.
»Du bist zu oft unten«, sagte sie vorwurfsvoll. »Manchmal glaube ich, daß du jede Beziehung zum kulturellen Leben verloren hast.«
»Das ist schon möglich«, gab Flachsbarth zu.
»Du liest nicht, du siehst dir keine Deckenprogramme an und hörst keine Musik«, klagte Sylva. »Zum Glück kann ich mich mit meinen Besuchern über all diese Dinge unterhalten, sonst würde ich vollkommen verkümmern.«
Keiner der Besucher, die Sylva regelmäßig empfing, besaß auch nur den Bruchteil von Flachsbarths Wissen. Es störte ihn jedoch nicht, daß seine Frau ihm Vorwürfe machte. Wenn sie Besuch hatte, bestritt sie das Gespräch oft allein, und die ungebildeten Menschen, die in den verlassenen Gebäuden rings um das Landefeld lebten, hörten ihr verständnislos zu. Trotzdem verstand Sylva es, als Gastgeberin zu faszinieren. Sie schenkte den Gästen etwas von einer anderen Welt, sie gab ihnen Einblick in Kreise, von deren Existenz diese Menschen nur gerüchteweise gehört hatten.
Ihre Phantasie und sehr teure Zeitschriften machten es Sylva möglich, sich über alles zu unterhalten. Flachsbarth bewunderte seine Frau, obwohl er sich oft mit ihr stritt. Flachsbarth hatte sein Frühstück beendet. Er wischte sich über den Mund und erhob sich.
»Ich gehe jetzt nach unten«, sagte er mit einem Blick auf die Uhr. »Um diese Zeit kommen ein paar Arbeiter, um Kaffee zu trinken.«
Ihre grauen Augen ließen ihn nicht los.
»Was ist mit morgen?«
»Die Stadtfahrt? Nun gut, Sylva, ich werde morgen schließen, aber ich schlage vor, daß wir Quito nicht mitnehmen. Er wird sich in unserer Gegenwart nur langweilen.«
»Wie kannst du nur so etwas behaupten?« fragte sie erregt. »Der Junge ist glücklich, wenn er mit uns zusammen sein kann. Ich möchte auf jeden Fall, daß du ihm von meinem Plan berichtest und ihn zum Mitkommen einlädst.«
»Also gut«, sagte er widerwillig.
Merkwürdigerweise empfand er Erleichterung, als er die Treppe hinabstieg. Wer in Sylvas Nähe kam, schien in eine Art Bannkreis zu geraten, wo sich alles auf ihre Persönlichkeit konzentrierte.
Als Flachsbarth das Lokal betrat, sah er seinen Sohn Quito, der die Kühltruhe geöffnet und sich davor niedergebeugt hatte. In einer Hand hielt er eine Flasche, die er der Truhe entnommen hatte. Quito war bis auf den Wärmeschild auf seiner Brust völlig nackt. Sein Körper schillerte in acht Ultrafarben.
»Was hältst du davon, wenn du statt des Alkohols einen Kaffee trinkst?« fragte Flachsbarth und schlug wütend die Truhentür zu.
Quito antwortete nicht, sondern zog sich gähnend bis zu einem Tisch zurück, wo er sich mit der Flasche in der Hand niederließ. Er beobachtete seinen Vater mit spöttischen Blicken.
»Deine Mutter möchte, daß du morgen mit uns in die Stadt fährst«, sagte Flachsbarth.
»Sieh an!« rief Quito vergnügt und nahm einen großen Schluck.
»Dazu wird es nötig sein, daß du Kleider anziehst«, sagte Flachsbarth. »Es gefällt mir sowieso nicht, wenn du in dieser Aufmachung herumläufst. Was sollen die Kunden denken, die hier hereinkommen?«
Quito zuckte mit den Schultern.
»Diese Menschen denken überhaupt nicht«, sagte er. »Außerdem: Was ist an dieser Kneipe noch zu verderben? An deiner Stelle würde ich mir eine Arbeit suchen. Du bist noch jung genug.«
»Warum arbeitest du nicht?«
»Muß ich das?« Quito lächelte. »Ich habe meine Mädchen, die für mich sorgen. Ich glaube, daß ich an einem Tag mehr Geld verdiene als du in einem Monat.«
»Aber du
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