Hotel Galactic
Rolsa war bei Sparr Mullock beschäftigt«, wandte Flachsbarth mit schwacher Stimme ein.
»Sparr Mullock weilt nicht mehr auf Cradi.«
»Das klingt sehr nach cradianischer Logik.«
»Die Cradianer denken in vielen Beziehungen wesentlich vernünftiger als wir Menschen«, meinte Grant. »Es kann sein, daß wir alle unsere Niederlassungen auf Cradi schließen müssen, wenn wir für Rolsas Kind keinen legitimen Vater finden.«
Flachsbarths innerer Aufruhr hatte sich noch nicht gelegt. Seine Gedanken wirbelten durcheinander, und er hätte sich gern ein paar Stunden in völlige Einsamkeit zurückgezogen, um nachzudenken. Was würde Sylva sagen, wenn sie auf Cradi ankam und erfuhr, daß man ihn inzwischen zum Vater des Kindes einer Cradianerin und eines Terraners gemacht hatte?
»Was geschieht, wenn ich mich weigere?« fragte Flachsbarth.
»Dann schließen wir mit den Cradianern einen Kompromiß«, erklärte Grant gelassen. »Wir enteignen Sie und überschreiben den Erlös, den wir vom Verkauf Ihres Hotels erhalten, an Rolsas Kind.«
»Das würde meinen Ruin bedeuten.«
»Was bedeutet der Ruin eines einzelnen Mannes, wenn dadurch die Freundschaft zweier galaktischer Völker gerettet werden kann?«
Flachsbarth erkannte, daß er keine andere Wahl hatte, als auf Grants Forderungen einzugehen. Er mußte die Vaterschaft für Rolsas Kind anerkennen, damit die guten Beziehungen zwischen Cradi und Terra gewahrt blieben. Im stillen verwünschte er Ossie und Mullock, und er verwünschte Grant, der sich die Sache seiner Ansicht nach zu leicht machte.
Grant schob ihm ein Formular über den Tisch.
»Die Cradianer würden Ihrem Wort glauben«, sagte er. »Aber Sie wissen ja, daß wir Menschen seit Jahrhunderten die Angewohnheit haben, unser Wort durch eine Unterschrift zu bestätigen.«
Flachsbarth unterschrieb wortlos.
»Sie werden darüber hinwegkommen«, meinte Grant und erhob sich. »Lassen Sie sich dadurch den Abend nicht verderben.«
Niedergeschlagen kehrte Flachsbarth an die Bar zurück. Celia stand noch immer dort und hatte es offenbar verstanden, sich aller Männer zu erwehren, die ihre Gesellschaft suchten. Unangenehm überrascht stellte Flachsbarth fest, daß die Flasche, die auf der Theke stand, fast vollständig geleert war.
»Ich bin jetzt Vater«, sagte Flachsbarth und griff nach einem Glas.
»Ich … gratuliere …«, stammelte Celia mit schwerer Zunge und wollte nach der Flasche greifen, die Flachsbarth ihr gerade noch entziehen konnte. »Warum wollen wir nicht darauf trinken?«
»Sie sind betrunken!« sagte Flachsbarth.
»Und!« Sie lachte kurz auf. »Sch… schockiert Sie das?«
»Ich bringe Sie nach Hause«, sagte Flachsbarth und ergriff sie am Arm. »Sie müssen sich auf mich stützen. Es braucht nicht jeder zu wissen, was mit Ihnen los ist.«
»Der gute Sam«, murmelte sie. »Er ist wirk … wirklich wie ein Vater.«
Flachsbarth führte sie hinaus. Zu seiner Erleichterung waren die meisten Gäste angeheitert, so daß sie kaum auffielen. Der Konsul hielt sich noch in seinem Büro auf. Am Ausgang bat Flachsbarth den Vawenier um einen cradianischen Führer, denn er bezweifelte, daß Celia in ihrem Zustand den Parkplatz am Stadtrand finden würde.
»Iss hoffe, es hat Ihnen gefallen«, sagte der Diener, nachdem er einen Eingeborenen gerufen hatte. »Dieser Mann wird Sie sisser zum Parkplatz bringen.«
Diesmal störte sich Flachsbarth nicht daran, daß der Eingeborene ihn nicht beachtete. Er war sogar dankbar dafür, daß er sich nicht unterhalten mußte. Celia schlief fast im Gehen. Ab und zu kicherte sie oder murmelte unzusammenhängende Sätze. Flachsbarth war froh, als er seinen Wagen sah. Er hob Celia auf den Nebensitz, wo sie sofort fest einschlief. Er wollte dem Cradianer ein Trinkgeld geben, doch der Eingeborene war schon verschwunden. Flachsbarth kletterte auf den Fahrersitz. Er fuhr vorsichtig, weil er nicht wollte, daß Celia aufwachte.
Eine knappe Stunde später hielt er den Wagen am Eingang zu ihrem Landhaus an. Er mußte sie heftig rütteln, bis sie einigermaßen zu sich kam.
»Wir sind da!« rief er.
»Solange ich auf Cradi lebe, hat noch kein Mann mein Haus betreten«, sagte sie, und ihre Stimme klang ernüchtert. »Das wird sich auch diesmal nicht ändern.«
»Schon gut«, sagte Flachsbarth. »Schlafen Sie gut.«
»Sie könnten die Situation ausnützen, Sam«, sagte sie, als er ihr hinaushalf.
»Nein«, sagte Flachsbarth heftig.
»Sam«, sagte sie.
Er spürte, wie ihre
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