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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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antwortete Florian.
    »Das kostet doch ein Vermögen. Hartmut ist heute zu Hause, der fährt Sie bestimmt gerne. Soll ich ihm schnell Bescheid sagen?«
    »Kommt nicht in Frage«, winkte Tinchen ab. »Wenn er schon mal frei hat, dann soll er wenigstens ausschlafen dürfen.«
    »Von wegen! Er hat Hausarbeitstag!«
    »Was hat er?«
    »Großputz!« erläuterte Ellen, »gleiches Recht für alle. Solange ich die Hälfte zum Lebensunterhalt beisteuere, übernimmt Hartmut die Hälfte aller Hausarbeiten. Wir haben das allerdings ein bißchen aufgeschlüsselt. Wäschebügeln ist nicht unbedingt sein Fall, Kochen auch nicht, aber dafür kann er prima Fenster putzen, Teppiche schamponieren und Autos waschen. Das Zauberwort heißt Arbeitsteilung!« Sie lächelte ironisch. »Er schrubbt die Felgen vom Kadett und ich die Brille vom Klosett.« Dann stieg sie in ihren blankpolierten Wagen, winkte noch einmal zurück und fuhr ab.
    Nachdenklich schloß Tinchen die Haustür. »Flori, mir kommt da gerade eine Idee …«
    »Kann ich mir denken«, sagte der nur, »aber besser ist, du denkst erst gar nicht daran! Und außerdem hast du ja Frau Klötzer.«
    Zwei Stunden später saß Tinchen am Küchentisch, um sich herum die Koffer und das Handgepäck, und wartete auf das Taxi. Schon drei Minuten über der Zeit, anscheinend war heutzutage kein Mensch mehr pünktlich. »Floooriii! Solltest du nicht vorsichtshalber noch mal bei der Taxizentrale …?«
    Flori konnte nicht, er hing am Telefon und das keineswegs freiwillig. Nachdem er Frau Antonie endlich abgewimmelt und behauptet hatte, Tinchen säße schon seit längerer Zeit auf der Toilette, zu wenig Schlaf und dazu noch das Reisefieber … nein, es sei bestimmt nichts Ernstes, ja, natürlich werde er sicherheitshalber noch die Kohle-Compretten einpacken, und anrufen würden sie aus Jamaika auch sobald wie möglich …, hatte er aufatmend den Hörer aufgelegt, nur um ihn sofort wieder abnehmen zu müssen. Diesmal war es sein Bruder gewesen, der ihm noch schnell mitteilen wollte, daß es mit Björns bevorstehendem Schulwechsel keine Probleme mehr gäbe. Urbans Einverständnis sei per Einschreiben unterwegs, die Internatsleitung sei unterrichtet und werde alle Unterlagen einschließlich des demnächst fälligen Halbjahreszeugnisses an Björns künftiges Gymnasium schicken. »Solveig hat getobt«, frohlockte Fabian, »doch diesmal scheint sich Urban wirklich mal durchgesetzt zu haben. Er läßt euch grüßen und wünscht eine gute Reise. Sobald ihr zurück seid, will er für ein paar Tage rüberfliegen und das Finanzielle regeln.«
    »Wenn er nur deshalb kommen will, kann er bleiben, wo der Pfeffer wächst, sofern er das in Brunei überhaupt tut. Ich hätte eigentlich erwartet, daß Urban seinen Sohn sehen will und nicht seine Bank.«
    Der nächste Anrufer war Peter Gerlach gewesen, extra zu dieser ungewohnt frühen Stunde aus dem Bett gekrochen und ans Telefon geschlappt, um Florian an sein Versprechen zu erinnern, den Hausschlüssel wieder unter dem zerbrochenen Blumentopf gleich neben der Kellertreppe zu deponieren. »Keine Angst, ich will mich weder bei euch einnisten noch euer trautes Heim vorübergehend zu einem Edelpuff degradieren, obwohl das bestimmt recht lukrativ sein könnte, aber es ist so ein beruhigendes Gefühl, eventuell mal ein Ausweichquartier zu haben. Ich nehme zwar nicht an, daß mir Onkel Albert so schnell wieder auf die Pelle rückt, die vom Heim müssen inzwischen meine Adresse im Computer haben, sonst hätten sie Albert nicht schon am selben Abend wieder zurückgeholt, aber er hat ja noch eine Schwester, Anneliese heißt sie, und die steht
nicht
unter Kuratel, obwohl es eigentlich nötig wäre. Sie wohnt irgendwo am Teutoburger Wald und droht mir schon seit Jahren ihren Besuch an.«
    Die Wahrscheinlichkeit, daß Tante Anneliese ausgerechnet in den kommenden drei Wochen ihren Neffen besuchen würde, erschien Florian zwar äußerst gering, doch er wiederholte sein Versprechen, den Schlüssel an der vereinbarten Stelle zu hinterlegen. Was im übrigen gar nicht nötig war, denn da lag er immer. Nur für alle Fälle natürlich, aber außer ihm und Tinchen wußte das niemand.
    Auf der Straße erklang eine Autohupe, und gleich darauf ertönte die Haustürklingel. Parallel dazu die vom Telefon. »Nein, jetzt ist endgültig Schluß!« entschied Florian und schaltete den Anrufbeantworter ein, doch bevor er dem Taxifahrer beim Einladen des Gepäcks half, hörte er noch die Stimme

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