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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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dritten Mal Kaffee nachschenken wollte, und wandte sich wieder an Frau Maier. »Wie lange sind Sie schon hier?«
    »Zwei Wochen und zwei Tage«, kam es wie aus der Pistole geschossen, »fünf haben wir noch. Viel zu wenig für das, was wir noch machen wollten. Blue Mountains, Botanischer Garten, die Grünen Grotten – diese Insel ist eigentlich ein Kontinent für sich, den man regelrecht entdecken muß.« Sie geriet ins Schwärmen, während Florian mit immer länger werdendem Gesicht zuhörte. Er hatte ja nichts gegen einen gelegentlichen Ausflug, schon wegen der Kollegen in der Redaktion, denen man ja Fotos von ein paar exotischen und natürlich auch geschichtsträchtigen Zielen vorweisen mußte, um nicht als Kulturbanause dazustehen, aber derartige Unternehmungen durften doch nicht in Anstrengung ausarten! Schließlich hatte er Urlaub, und den gedachte er weitgehend im Liegestuhl zu verbringen mit einem Buch in der einen Hand und einem Glas von diesem verteufelt guten Rumpunsch in der anderen. Ein Glück, daß diese unternehmungslustige Frau Maier in Kürze abreiste; nicht auszudenken, wenn sie sein Tinchen zu solch tagesfüllenden Exkursionen überreden und die wiederum darauf bestehen würde, daß er mitkäme.
    »Fiffi, das Taxi ist da!« schrie Herr Maier quer durch den Speisesaal, denn der Eingang befand sich auf der gegenüberliegenden Seite. »Hast du Badesachen dabei?«
    Frau Maier hatte. Auch zwei Literflaschen Mineralwasser, ein großes Lunchpaket (»Ich wollte gar keins, aber der Kellner hat nicht lockergelassen, das stände uns zu, hat er gesagt. Es lebe die Bürokratie!«) sowie einen Reserveakku für die Videokamera. »Tschüß bis heute abend, und lassen Sie sich nicht von diesen unverschämt braungebrannten Figuren frustrieren! In ein paar Tagen haben Sie sich auch so weit eingefärbt, daß Sie nicht mehr auffallen!« Sie eilte davon, nahm sich im Vorbeigehen vom Büffet eine Scheibe Käse, die sie sofort in den Mund steckte, winkte noch einmal und verschwand um die Ecke.
    »Na Gottseidank«, sagte Florian aufatmend, »ich dachte schon, sie wollte uns zum Mitkommen auffordern.« Er schüttelte eine Zigarette aus der Packung und betrachtete sie von allen Seiten, bevor er sie anzündete. »Bei dem Gedanken, daß die noch nicht mal zehn Pfennig kostet, würde ich mir glatt das Rauchen angewöhnen, wenn ich es nicht schon hätte!«
    »Das ist vielleicht eine Logik!« Tinchen legte die Serviette auf den Tisch und stand auf. »Komm, laß uns mal einen Orientierungsrundgang machen! Ich will wissen, wo ich notfalls Aspirin herkriege, ich habe nämlich die leere Packung mitgenommen, dann brauche ich Ansichtskarten, Briefmarken, eine neue Kugelschreibermine und vor allen Dingen eine Toilette.«
    »Muß ich da wirklich mit?« Er erhob sich zögernd.
    »Nein, auf die Toilette nicht!«
    Hatte Tinchen angenommen, daß das Hotelareal bei den Restaurationsgebäuden endete, so wurde sie jetzt eines besseren belehrt. Dahinter ging es nämlich weiter. Der breite Strand, mit Liegestühlen und Sonnenschirmen gesprenkelt, ging seitwärts in einen tropischen Garten über, in dem verstreut die Bungalows standen. Mit Meerblick! Allerdings nur die in der ersten Reihe. Die Bewohner der anderen Häuschen guckten ins Grüne, was mindestens genausoschön war, denn die überall üppig blühenden Gewächse waren über das Blumentopfstadium, in dem Tinchen sie kannte, weit hinaus. »Sieh mal, Florian, diesen riesigen Begonienbusch! Oder da drüben den Weihnachtsstern! Das ist ja fast schon ein Baum!«
    »Weihnachten ist vorbei!« knurrte er und stapfte weiter. Natürlich hatte er nichts gegen Blumen, fand sie sogar schön, jedenfalls manche, aber mußte er sie deshalb alle mit Namen kennen? Tinchen dagegen schien mit der halben Botanik auf dem Duzfuß zu stehen. Gerade beugte sie sich über ein Gewächs mit gestreiften Blättern und vielen gelben Blüten. »Kommt dir das bekannt vor?«
    »Nein!« sagte er kurz, »ich war noch nie hier!«
    »Aber Flori! Das ist ein Glanzkölbchen und steht zu Hause bei dir auf'm Fensterbrett! Nur sehr viel kleiner!«
    »Ist auch besser. Wenn es so groß wäre wie das hier, säße ich im Dunklen.« Doch als er ihre enttäuschte Miene sah, versuchte er einzulenken. »Wie heißen eigentlich diese rosalila Rankenblumen? Die finde nun ich wiederum ganz toll! Wollen wir nicht ein paar Ableger mitnehmen und bei uns in den Garten setzen? Stell dir mal vor, wenn wir die gleich neben die Terrasse pflanzen,

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