Hotel Mama vorübergehend geschlossen
schüttelte ihn ab. »Doch, aber nicht, weil sie dir nicht schmecken, sondern weil sie dick machen.«
Den gefahrenträchtigen Strandabschnitt hatten sie inzwischen verlassen, und allmählich beruhigte sie sich wieder. »Mich stören diese Oben-und-unten-ohne ja gar nicht, ich wundere mich nur, daß man sie nicht optisch ein bißchen abschottet.«
»Du hast recht«, stimmte Florian bereitwillig zu. »Nicht jeder Ehemann ist so standhaft wie ich.«
»Wieso bloß Ehe
männer
?« Möglichst unauffällig drehte sie sich noch einmal um. »Hast du nicht die beiden nackten Adonisse gesehen? Einer sah sogar ein bißchen aus wie Robert Redford.«
Sofort versperrte ihr Florian die Sicht nach hinten. »Wehe, Tine!«
Sie zuckte nur mit den Schultern. »Vielleicht ist er's ja wirklich und macht mir auch ein unmoralisches Angebot.«
»Glaube ich nicht! Du hast nun wirklich keine Ähnlichkeit mit Demi Moore!«
Später, als sie zufrieden auf ihren Liegen dösten, dankbar für die schattenspendende Mauer, denn direkt am Wasser gab es keinen, hatte Tinchen das Rätsel der Rotunde gelöst. »Das ist der Umkleideraum für die FKKler, die brauchen doch sowieso keine Wände!«
Bis zum Abendessen hatte Tinchen nicht nur die notwendigen Einkäufe getätigt – ganz abgesehen von den weniger notwendigen, aber dem T-Shirt mit der kleinen goldenen Palme vorne drauf hatte sie genausowenig widerstehen können wie der gestreiften Badehose für Florian; die dunkelblaue war ja doch schon reichlich mürbe, und die grüne sah so altmodisch aus – nein, Tinchen hatte darüber hinaus vier Ansichtskarten geschrieben, unter die Florian bloß noch seinen Namen setzen mußte, was bestimmt wieder Tage dauern würde, sie hatte den tropischen Garten auf der hiesigen Seite durchwandert und zweiundvierzig darin versteckte Bungalows gezählt, und zu guter Letzt war sie sogar noch Steven über den Weg gelaufen und hatte ihn sofort aufgehalten. »Was hat es mit diesem runden Bauwerk am Ende vom Hotelgelände auf sich? Sieht ein bißchen wie die Miniaturausgabe des Monopteros im Englischen Garten von München aus, bloß das Denkmal in der Mitte fehlt.«
»Sie meinen sicherlich den Tülltempel«, hatte Steven sofort gesagt, »da werden die Hochzeitspaare getraut. Heute gab's keins, aber ich glaube, morgen heiraten wieder welche, Amerikaner oder Engländer, weiß ich nicht genau, jedenfalls keine von meiner Gruppe. Im letzten Monat habe ich schon dreimal den Trauzeugen machen müssen, weil das Brautpaar keinen eigenen mitgebracht hatte.«
»Müssen das nicht immer zwei sein?« Nur zu gut erinnerte sich Tinchen an die eigene Hochzeit und das verzweifelte Warten auf ihre Kollegin Sabine, die sich vor dem falschen Standesamt die Füße plattgetreten hatte, bis sie endlich auf den Gedanken gekommen war, telefonische Nachforschungen anzustellen.
Steven hatte bloß gegrinst. »Och, da findet sich immer jemand. Ein Tischnachbar, der Barmixer, der Kellner … Warum fragen Sie? Wollen Sie etwa auch heiraten?«
»Sehe ich so aus?«
»Eigentlich nicht«, hatte er treuherzig gemeint, »aber wir hatten schon viel ältere Paare.« Noch bevor Tinchen richtig empört sein konnte, hatte er sich entschuldigt und war hinter einer Bananenstaude abgetaucht. Tinchen hatte schon die Richtung zu ihrem eigenen Bungalow eingeschlagen, als ihr siedendheiß eingefallen war, daß sie ja noch immer nicht ihre Mutter angerufen hatte, obwohl sie das doch bereits gestern hätte tun sollen. Aber die Nachwirkung der verflixten Pinacolada, dann die Suche nach dem Schlüssel – und überhaupt waren sie ja sehr früh schlafen gegangen! Zumindest hatten sie das vorgehabt! Von dem spätabendlichen Bad im Meer würde sie Toni besser nichts erzählen, und erst recht nicht, daß sie – shocking! – gar nichts angehabt hatten!
An der Rezeption schwitzten zwei korrekt mit langärmeligem Hemd und Krawatte bekleidete Angestellte vor sich hin und debattierten die Erfolgsaussichten der örtlichen Cricketmannschaft. »Can I have a phone call to Germany, please?«
»Yes, madam«, kam es zweistimmig zurück, und zwei Augenpaare sahen sie erwartungsvoll an. Offenbar langweilten sich die beiden Herren ganz erbärmlich. Während der eine Block und Bleistift hervorholte und Tinchen bat, die gewünschte Nummer aufzuschreiben, kämpfte der andere mit dem Telefon, das offensichtlich nicht ganz in Ordnung war. Mehrmals hämmerte er auf die Gabel, was normalerweise wenig Sinn macht, hier jedoch die Vorstufe
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