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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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könnten sie in zwei bis drei Jahren …«
    »… auf dem Komposthaufen gelandet sein! Das sind Bougainvilleen, die brauchen Wärme und nicht unseren norddeutschen Winter.«
    »Schade,
die
hätten mir nämlich wirklich gefallen!« Trotzdem hatte er langsam genug von dem üppig wuchernden Grünzeug. »Laß uns wieder zum Strand runtergehen, ja? Hier komme ich mir vor, als ob ich die Privatsphäre anderer Leute verletzen würde, weil ich verbotenerweise durch fremde Gärten spaziere.«
    »Der Vergleich ist gar nicht mal schlecht«, gab sie zu, »außerdem scheint das Hotelgelände hier sowieso zu enden. Ich möchte mir bloß noch dieses merkwürdige Bauwerk da drüben angucken.«
    Es sah in der Tat etwas eigenartig aus. Eingebettet zwischen halbhohen Fächerpalmen stand eine von Blüten umrankte, rundherum offene Rotunde. Säulen stützten das geschwungene Dach, dessen Dachstuhl innen mit weißen, gebauschten Tüllbahnen verkleidet war. Bis auf ein Dutzend weißer Stühle und einer Art Podium, auf dem ein mit weißen Kamellen in Kübeln umgebenes Notenpult stand, war das Gebäude leer.
    »Sowas Ähnliches habe ich schon mal in einem Prospekt von der AOK gesehen«, sagte Tinchen, den Tüllhimmel bestaunend, »allerdings ohne diesen Staubfänger da oben. Dafür gab es in der Mitte einen Brunnen mit Heilwasser, aus dem man sein tägliches Quantum zapfen konnte.«
    »Mich erinnert das mehr an diesen Regenschutz, unter dem nachmittags meist schon recht betagte Herren ebensolche Musik machen«, stellte Florian nach gründlicher Betrachtung fest, »aber für eine Kurkapelle ist das Ding einfach zu klein. Von der Form her würde ich eher auf ein Pissoir tippen, nur ziehen selbst Männer bei einer derartigen Tätigkeit eine solide Wand irgendwelchen Säulen vor.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe wirklich keine Ahnung, Tine, was das sein soll. Können wir jetzt wieder gehen?«
    »Vielleicht ist das Ding noch gar nicht richtig fertig?« So schnell gab Tinchen nicht auf.
    »Das ist seit mindestens zwei Jahren fertig, weil ich es schon ein paarmal im Katalog gesehen habe. Im übrigen bin ich davon überzeugt, daß du spätestens heute abend weißt, wozu es da ist.«
    »Worauf du dich verlassen kannst!« Sie nickte bekräftigend und schlug plötzlich mit beiden Händen auf ihre Beine ein. »Komm schnell weg, hier gibt's Ameisen!«
    Kaum hatten sie wieder den Strand betreten, wo schon die ersten Sonnenanbeter auf ihren Liegen grillten, als Tinchen ganz große Augen bekam. Sofort zupfte sie Florian am Arm. »Guck mal halbrechts aufs Wasser, da versucht wieder jemand, das Meer auszutrinken.«
    Er wollte aber gar nicht aufs Meer sehen, denn erstens hatte er Wasserski selber mal ausprobiert und dabei mindestens zwei Liter Indischen Ozean geschluckt, wußte also, wie man sich als lebender Treibanker fühlt, und zweitens war der Anblick auf der linken Seite viel interessanter. »Hast du das gesehen, Tine?«
    Natürlich hatte sie! Sogar ein bißchen neidisch, denn dazu würde sie nicht mehr den Mut haben, genaugenommen hatte sie ihn noch nie gehabt, höchstens mal zu Hause auf dem Balkon, der nun wirklich sicher war vor Feindeinsicht, aber hier, wo das doch bestimmt nicht üblich ist? »Sieh gefälligst woanders hin, Florian Bender!«
    »Warum denn?« fragte er harmlos, »die sehen doch alle ganz schnuckelig aus!«
    »Eben drum!« Wütend blitzte sie ihn an. »Hast du gewußt, daß das hier erlaubt ist?«
    Nein, das hatte er nicht gewußt, und wenn, dann hätte es ihn nicht gestört. Es störte ihn auch jetzt nicht, zumal er schon vorhin das dezent angebrachte Schild mit dem Hinweis entdeckt hatte, daß die letzten fünfzig Meter den Anhängern der Freikörperkultur zugestanden waren.
    »Ich hatte wirklich keine Ahnung, Tine, und überhaupt finde ich eine Frau im Bikini viel aufreizender als ganz ohne. Die Verpackung ist doch erst mal das wichtigste! So ein Bikini ist wie … äh – na ja, etwa wie eine … wie ein …«, endlich hatte er einen passenden Vergleich gefunden, »also wie das Seidenpapier, in das ein Sahnetrüffel gehüllt wird.«
    Nur mühsam verkniff sie sich das Lachen. »Tut mir leid, aber du wirst dich nachher mit in Wellpappe gewickelter Borkenschokolade begnügen müssen«, sagte sie trocken, »ich habe nämlich nur einteilige Badeanzüge mit!«
    Erst wieherte er laut los, dann nahm er sein geknicktes Tinchen in den Arm. »Weißt du denn nicht, daß ich Trüffel gar nicht mag?« flüsterte er in ihr Ohr.
    Sie

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