Hotel Mama vorübergehend geschlossen
es nicht einen einzigen Taler auffangen können.«
»Huch!« schrie Sterntaler und schaute entsetzt an sich herunter, wo es ganz nackend war. Dann schlüpfte es schnell in seine Shorts, und als es auch noch die Schuhe anziehen wollte, kam es in den linken nicht mehr hinein. Und was steckte vorne in der Spitze? Richtig!
An diesem Abend blieb der für Bungalow 22 vorgesehene Tisch im Speisesaal leer. Nachdem Tinchen das riesengroße Doppelbett gesehen hatte, fiel ihr ein, daß ihre innere Uhr bereits zwei Stunden nach Mitternacht signalisierte, ein Zeitpunkt also, zu dem ihr Magen keineswegs mehr auf Abendessen und ihr restlicher Körper auf Du-gehörst-schon-seit-Stunden-in-die-Buntkarierten programmiert war. Eine Nacht würde es auch mal ohne Schlafanzug gehen, Duschgel und Zahnbürste befanden sich griffbereit in der Kosmetikbox – warum also die Koffer jetzt noch auspacken? »Flori, hast du eigentlich Hunger?«
»Und wie!« tönte es aus dem Bad, wo er gerade die Dusche überprüfte. »Es kommt genügend Wasser raus!«
»Dann mußt du alleine essen gehen. Ich mache heute Diät.«
»Im Urlaub?« Mit entsetzter Miene und nur sehr unzulänglich mit einem Handtuch bekleidet stand er tropfnaß in der Tür. »Willst du mir das wirklich antun?«
»Nur heute! Weil ich nämlich hundemüde bin und keine Lust habe, den Koffer nach was zum Anziehen durchzuwühlen, weil ich nicht mehr weiß, in welchem dein Rasierapparat liegt, weil so spät essen ungesund ist, und ich jetzt überhaupt duschen gehe!«
Als sie fünf Minuten später mit nassen Haaren und intensiv nach Zitronen duftend wieder ins Zimmer kam, lag Florian bereits im Bett. »Du hast recht, Tine, spätabends essen macht dick!« Plötzlich hob er schnuppernd die Nase. »Wenn ich dich allerdings so rieche, kriege ich glatt wieder Hunger! Ist das ein neues Parfüm?«
»Duschgel aus dem Duty free. Auf dem Etikett steht was von ätherischen Ölen und zartem Limettenduft. Ist aber ein bißchen sehr heftig, nicht wahr?« Zweifelnd sah sie ihn an.
»Überhaupt nicht!« behauptete er und lüpfte einladend die Decke. »Komm schnell ins Bett, ich wollte schon immer mal unter einem Zitronenbaum schlafen.«
»Unter?«
Er grinste. »Du wirst frivol, Ernestine!«
»Ist das was Unanständiges?«
»Noch nicht«, sagte er lachend und zog sein Tinchen an sich, »es kommt ganz darauf an, wie man es hinterher betrachtet.«
»Dann haben wir ja noch Zeit.« Sie kuschelte sich in seinen Arm. »Frühstück gibt es sowieso erst ab acht Uhr.«
10.
Das stimmte nicht ganz, denn offizieller Frühstücksbeginn war um 7.30 Uhr, doch schon fünf Minuten vorher stand ein ausgehungertes Tinchen an der Saftbar, probierte sämtliche Geschmacksrichtungen durch und entschied sich schließlich für einen Mix aus Ananas und Grapefruit. »Willst du auch einen Saft, Flori?«
Flori hörte nicht, er war bereits in Verhandlungen mit dem einheimischen Koch getreten, der gerade vor seinen zwei Elektroplatten Posten bezogen und den Vorrat an Eiern, Schinken, kleingehackten Zwiebeln und diversem Gemüse überprüft hatte. »Good morning, Sir.«
»Good morning«, grüßte Florian zurück und verwünschte wieder einmal den praxisfernen Sprachunterricht einstiger Pennälerzeiten. Natürlich konnte er sich auf Englisch verständigen, fragen, wo es zum Bahnhof geht oder wieviel die Socken da hinten kosten, doch für einen Smalltalk fehlten ihm die Wörter, von der Grammatik ganz zu schweigen. Tinchen hatte zwar seine schlimmsten Fehler ausgebügelt, das s bei den Verben in der dritten Person Einzahl vergaß er nur noch ganz selten, aber um freiwillig Vokabeln zu lernen, war er einfach zu faul gewesen. Jetzt fehlten ihm wieder mal ein paar. Also schenkte er dem erwartungsvoll grienenden Koch nur ein strahlendes Lächeln. »Fried egg, please.«
Der Koch schlug zwei Eier in einen Suppenteller und ließ sie dann vorsichtig in das heiße Fett gleiten. »Sunny side up?«
Das hatte Florian schon mal gehört, jedoch vergessen, was es bedeutete. Vorsichtshalber nickte er.
»You want some ham or bacon, onions, pepper, vegetable …?«
»No, thank you«, winkte er ab, bevor seine schönen Spiegeleier durch irgendwelches Grünzeug verschandelt würden, »only clear«
Der Koch hatte verstanden. Auch dieser Tourist gehörte zu jenen Gästen, bei denen sich der Versuch einer Konversation erübrigte. Also widmete er sich ausschließlich seiner Bratpfanne, und was Florian wenig später auf einem Teller zugereicht
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