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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Schrank, entschied sich dann aber doch für ein schon getragenes, man wußte ja nie, bei welcher Gelegenheit man noch mal ein frisch gewaschenes brauchte, zerrte es über den Kopf und trabte ab. Mit lautem Knall flog die Tür ins Schloß. Zufrieden drehte sich Florian auf die andere Seite und schloß die Augen.
    Im Speisesaal wurde Tinchen schon erwartet. Die van Dahlens waren vor drei Tagen abgereist, und nun hatten Toni und Frau Ka-Ka wieder ihre Plätze am gemeinsamen Tisch eingenommen. »Weißt du, Kind«, hatte Frau Antonie ihren vorübergehenden Umzug zu begründen versucht, »da wir unsere Ausflüge mit Herrn und Frau van Dahlen zusammen unternehmen und uns später über das Gesehene immer noch ausführlich unterhalten, ist es doch naheliegend, es während der Mahlzeiten zu tun. Oder würden euch die Mineralquellen von Bath und der äußerst sehenswerte Botanische Garten dort interessieren?«
    »Danke, sowas hatten wir schon«, hatte Tinchen gesagt und zugegeben, daß die Quellen sie genausowenig interessierten wie der Columbus Park oder Spanish Town. Rose Hall wollte sie aber auch nicht besichtigen, denn das stand heute auf dem Programm. Zwar fühlen sich die beiden Damen nunmehr in der Lage, ihre Ausflüge auch ohne persönliche Betreuung zu unternehmen, zogen es jedoch vor, sich den vom Hotel angebotenen Touren anzuschließen. »Natürlich sieht man so nicht alles, was man gern sehen möchte«, hatte Frau Ka-Ka bedauert, »andererseits ist diese Insel überall sehenswert!«
    Heute also Rose Hall, jenes einstige Herrenhaus, in dem seine ehemalige Besitzerin vor zwei Jahrhunderten drei Ehemänner unter die Erde gebracht haben sollte, bevor der vierte den Spieß umgedreht und sie eigenhändig gemeuchelt hatte. »Willst du wirklich nicht mitkommen, Kind?« vergewisserte sich Frau Antonie, ihre Rühreier in sich hineinschaufelnd.
    »Nein, Mutti, bestimmt nicht. Mir reicht's, wenn wir morgen noch mitfahren zu den Dunn's River Falls.« Diesen Ausflug hatten die van Dahlens leider schon vor ihrer Ankunft unternommen, jedoch so von ihm geschwärmt, daß er offenbar nur noch mit der Floßfahrt verglichen werden konnte. Und die hatte ja nun wirklich alle begeistert.
    »Chacun à son goût«, kam es von Frau Ka-Ka, die nun auch mal etwas sagen wollte, »der eine liebt das Dolcefarniente, der andere die Kultur.« Es blieb Tinchen überlassen, herauszufinden, was eine männermordende Plantagenbesitzerin mit Kultur zu tun haben könnte.
    Als die Damen Pabst und Klaasen-Knittelbeek gegen Abend erschöpft und reichlich derangiert zurückkamen, hatte Tinchen einen richtig faulen Tag hinter sich mit viel Sonne, dem schon halb ausgelesenen
Medicus
und zweimal Sex on the beach – natürlich nur den im Glas, für den anderen lag ihre kleine Bucht dann doch nicht abgeschottet genug!
    Am nächsten Tag ging es also gemeinsam zu den Dunn's River Falls: Der Dunn River plätschert mit nur geringer Wassertiefe gemächlich vor sich hin, bis er an seinem unteren Ende an einen Berg kommt, plötzlich breiter wird und in Kaskaden abwärts stürzt. Bevor es ins Meer mündet, durchpflügt er noch ein paar Meter Strand, und genau dort beginnt der Anstieg. Man kann diese Fälle nämlich hinaufklettern. Zu diesem Zweck sind Stufen in das Gestein geschlagen, Geländer angebracht und einheimische Führer rekrutiert worden, die jedesmal am Anfang einer sich an den Händen haltenden Menschenschlange von maximal einem Dutzend Personen aufwärtssteigen. An den spektakulärsten Punkten, etwa bei dem größten, zwanzig Meter in die Tiefe rauschenden Wasserfall stehen Fotografen und knipsen, was das Zeug hält. Sie bleiben natürlich im Trockenen, während sich die Touristen durch Ströme von eiskaltem Wasser nach oben kämpfen und dafür sogar noch bezahlen. Wenn sie endlich angekommen sind, sich trockengelegt und an den diversen Imbißbuden gestärkt haben, können sich die Abenteurer im Format von 18 × 24 cm an den Schautafeln erst suchen, dann bewundern und schließlich käuflich erwerben. Auf Wunsch wird auch videogefilmt, doch das muß vorher abgesprochen werden und kostet natürlich extra.
    Auch diesmal war Bobby wieder ihr Chauffeur. Als Tinchen ihm endlich verklickert hatte, daß sie diesmal nur vier Personen seien und kein Großraum-Taxi benötigten, hatte er nur gemeint, das sei kein Problem, dann würde er den Wagen von seinem Brother nehmen, der sei kleiner. Und natürlich billiger. (An dieser Stelle sollte vielleicht erwähnt werden, daß

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