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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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teilgenommen hatte, aber selbstverständlich freue sie sich, die Frau Professor wiederzusehen.
    Fabian ging zum Wintergarten voraus und öffnete die Tür. »Ich bringe dir Gesellschaft, Gisela, und wie ich soeben gehört habe, kennst du die Damen bereits.« Damit zog er sich zurück, leise vor sich hinmurmelnd: »Wenn das so weitergeht, dann kann ich diesen Tag unmöglich nüchtern überstehen!« Auf der Suche nach seinem Bruder und dem hoffentlich wieder aufgefüllten Flachmann in seiner Tasche kreuzte er den Weg von Joyce und ihrem Geleitzug, der sich um ein weiteres Mitglied vergrößert hatte: Tanja. »Hallo, kleines Fräulein, dich habe ich ja noch gar nicht gesehen!« Er nahm sie auf den Arm. »Bist du etwa das glatzköpfige Baby ohne Zähne, das mich bei meinem letzten Besuch vollgespuckt hat? Wie alt bist du denn jetzt?«
    »Weiß iß doch niß, das iß immer wieder anders. Und nu laß miß runter!« Sie versuchte sich loszustrampeln.
    »Erst, wenn du mir sagst, wer du bist!«
    »Tanja Bender!«
    »In Ordnung, dann habe ich ja richtig getippt.« Er setzte das Kind ab, und sofort griff es nach Joyce' Hand. »Sitzt du nachher neben mir?«
    »Vielleicht«, sagte Joyce und sah Clemens fragend an. »Habe ich jetzt alle begrüßt?«
    »Leider noch nicht, das dicke Ende kommt erst! Ich werde Sie jetzt noch meiner Mutter vorstellen müssen, und ich fürchte, das wird für Sie kein reines Vergnügen werden. Sie ist nämlich …«
    »… sehr konservativ und betrachtet Menschen anderer Hautfarbe als nicht vollwertig«, ergänzte Joyce den Satz. »Das hat mir Rüdiger schon gesagt.«
    Nun fühlte sich Fabian doch verpflichtet, seine Frau in Schutz zu nehmen. »Rüdiger übertreibt mal wieder maßlos! Seine Mutter diskriminiert niemanden, sie arbeitet im Gegenteil häufig und gern mit ihren asiatischen Kollegen zusammen, aber sie wäre mit Sicherheit nicht begeistert, eine indische oder japanische Schwiegertochter zu bekommen.«
    »Eine schwarze auch nicht?«
    »Nein, auch keine schwarze. Und deshalb finde ich eure Idee überhaupt nicht gut, denn …«
    Jetzt protestierte Rüdiger. »Vater, das Thema hatten wir doch schon!«
    »Na gut«, meinte Fabian schulterzuckend und deutete zur Tür vom Wintergarten, »dann wappnet euch mal schön! Da drinnen sitzen inzwischen nämlich
drei
Vertreterinnen der gehobenen Altersklasse!«
    »Toni und Frau Ka-Ka?« Fragend sah Florian seinen Bruder an.
    »Na ja, die drei Grazien sind's nicht gerade, und besonders diese Hagere mit den rosalila Haaren erinnert mich an jemanden, ich bin bloß noch nicht draufgekommen, an wen; ich weiß lediglich, daß diese Erinnerungen keine nostalgischen Gefühle in mir wachrufen. – Wer ist diese Frau … wie nennst du die? Kaka? Verarmte Verwandte mit dem Recht auf Gnadenbrot oder sowas?«
    »Von wegen!« Während Florian seinem Bruder eine kurze Schilderung der Symbiose Pabst-Klaasen-Knittelbeek gab und Clemens das gleiche bei Joyce versuchte, die ihn allerdings sehr schnell mit der lakonischen Feststellung unterbrach: »Also keine Verwandte, nur eine Bekannte, okay?«, holte Tinchen die beiden Krüge mit den vorbereiteten Cocktails aus dem Kühlschrank und begann ihren Inhalt auf die Gläser zu verteilen. Was Florian heute früh mit Rüdigers Hilfe zusammengerührt hatte, wußte sie nicht genau, er hatte ihr lediglich gesagt: »Das, was wie Magermilch aussieht, ist für die Damen, da gehört noch eine aufgespießte Cocktailkirsche zu, und das andere kriegen die Männer, dazu eine Zitronenscheibe, da ist nämlich Wodka drin.«
    »Natürlich!« schimpfte sie, nachdem sie aus beiden Krügen eine Kostprobe genommen hatte, »diese farblose Plempe sollen bloß wieder wir Frauen trinken, dabei schmeckt das Grüne viel besser! Hier, Katrin, probier mal beides!«
    Die nahm den entgegengehaltenen Eßlöffel und schlürfte seinen Inhalt. »Hm, ganz gut, aber irgendwie ein bißchen labberig. Und nun den anderen!« Nachdem sie auch den probiert hatte, nickte sie zustimmend. »Genehmigt! Wer sagt denn, daß wir das Spülwasser trinken müssen? Haben wir nicht inzwischen Stimmrecht bekommen?«
    »Das bezieht sich doch nur auf die Politik«, behauptete Tinchen, die Gläser auf zwei Tabletts verteilend. Dann sah sie sich noch einmal in der Küche um. »So, vorbereitet ist alles, anbrennen kann nichts, überkochen auch nicht, alles andere steht warm, ich glaube, jetzt darf sich das Küchenpersonal auch mal unter die Herrschaft mischen! Nimmst du bitte das andere

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