Hotel Mama vorübergehend geschlossen
Computern aus?«
»Na klar!«
»Dann
mußt
du sogar mitkommen! Unser Redaktionsbote hat nämlich auch Urlaub, und ich soll noch den Kommentar zum Leitartikel schreiben …«
»So, nun ist Weihnachten aber endgültig vorbei!« Florian hängte die Autoschlüssel an den mit
Schuppen
bezeichneten Haken, weil unter dem richtigen Schild schon der Schlüssel vom Heizungskeller hing und unter diesem wiederum die neuen Schnürsenkel für Tims Winterstiefel, denn Tinchen hatte gemeint, dann würde sie wenigstens nicht vergessen, sie einzuziehen, und letztendlich sei es ja ganz egal, wo die Schlüssel hingen, Hauptsache, sie hingen überhaupt. Was ihre eigenen allerdings nicht taten.
»Tine, wo hast du …? Hm, das riecht aber gut!« Er hatte die Küchentür geöffnet und schnupperte in Richtung Mikrowelle, aus der Tinchen gerade eine Schüssel holte. Interessiert kam er näher. »Was ist das?«
»Austernpilze. Kalorienarm.«
»Lecker.« So ganz überzeugt war er allerdings nicht von diesen braunen Dingern, die überhaupt nicht wie Pilze aussahen. »Und was hast du damit gemacht?«
»Im China-Restaurant bestellt und mitgenommen!«
Er legte zwei Sets auf den Tisch, dann das Besteck, suchte nach Servietten, fand keine, wollte schon nach der Küchenrolle greifen, zog jedoch unter Tinchens tadelndem Blick die Hand wieder zurück und holte welche aus dem Eßzimmer, weiße mit Sternchen drauf. »Weihnachten ist zwar vorbei, aber …«
»Das sagtest du schon.«
»Na, dann mach doch endlich ein annehmbares Gesicht!« Er setzte sich und begann Reis auf seinen Teller zu häufen, bis er genug hatte, um einen runden Wall zu formen. »Ich hab' die Tübinger in den richtigen Zug gesetzt, sie mit Zeitschriften einschließlich Mickymaus und Playboy versorgt, Gummibärchen und After eight gekauft – ich glaube, um diese Zeit herum werden sie gerade zu Hause sein –, wurde beauftragt, nochmals Danksagungen für die schönen Tage an dich weiterzugeben und dir zu versichern, daß Björn sich Silvester ganz bestimmt nicht langweilen wird.«
Es war Katrins Idee gewesen, den Jungen mitzunehmen. »Hier kennt er doch noch niemanden. Bei uns zwar auch nicht, aber wir haben in unserem Freundeskreis mehrere Paare mit Teenagern, die werde ich mobilisieren. Irgendwo gibt's bestimmt 'ne Fete. Und wenn alle Stricke reißen, dann weihen wir unseren neuen Partykeller eben mit einer Teenie-Sause ein. Zwei Jahre lang habe ich mich gegen die Umstellung auf Erdgas gesträubt, dann habe ich nachgegeben, und als die Buddelei im Garten vorbei und der alte Öltank endlich demontiert war, hatten wir plötzlich einen zusätzlichen herrlich großen Kellerraum. Und Clemens ein neues Hobby!« Sie hatte hellauf gelacht. »Ich brauchte ihn nie mehr zu suchen, ich mußte nur den Dreckspuren meines Maulwurfs folgen. Vor zwei Wochen ist die Katakombe endlich fertig geworden, aber sie sieht noch viel zu unbenutzt aus. Die Bartheke hat kein einziges Brandloch, nirgends siehst du eine Schramme, und die Gläser sind auch noch alle heil. Es wird wirklich Zeit, daß sich da unten mal was tut!«
Lustlos kaute Tinchen auf den Pilzen. Eigentlich schmeckten die Dinger nach gar nichts, bloß wabbelig, weshalb um alles in der Welt hatte sie dann so einen Riesenberg davon geholt? Und die Fleischstückchen? Auch nicht genau zu definieren, sollten angeblich vom Schwein sein, aber das hatte sie ganz anders in Erinnerung. War nicht überhaupt kurz vor den Feiertagen der verfettete Pekinese von Frau Wolff verschwunden und nicht wieder aufgetaucht? Die Suchmeldungen hingen doch immer noch an den Bäumen. Tinchen legte die Gabel hin und schob den Teller zurück. Wahrscheinlich schmeckte chinesisches Essen bloß gut in einem chinesischen Restaurant, wo man das richtige Ambiente hatte, nämlich das unerläßliche Aquarium, die Papierrollen-Bilder an den Wänden, die roten Tischdecken und die Fransen an den Lampen. »Wenn's dir nicht schmeckt, laß es stehen, ich hab noch zwei Koteletts im Kühlschrank.«
»Wieso? Ich finde es prima«, behauptete Florian und nahm sich noch ein paar Pilze, was er allerdings gleich darauf bereute, denn eigentlich schmeckten sie ihm doch nicht. Nur war er nicht gewöhnt, daß Tinchen vor ihren eigenen Kochkünsten kapitulierte. Nun ja, genaugenommen hatte sie gar nicht selber gekocht, aber servierfertig aufgewärmt, und das mußte man auch können. Er konnte es nämlich nicht. Jedenfalls nicht in der Mikrowelle. Entweder war es noch gar nicht richtig warm,
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