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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Sie würde auch gleich gehen, hätte es schon längst tun sollen, doch sie hatte gespürt, daß irgend etwas in der Luft lag. Und natürlich hatte sie mal wieder recht gehabt! Ob Ernestine bewußt war, welche Belastungen da auf sie zukamen? Mußte sie sich die denn wirklich zumuten? Mit ihrer, also Antonies Hilfe sollte sie gar nicht erst rechnen, damit wäre auch Frau Klaasen-Knittelbeek bestimmt nicht einverstanden, und was sagten denn überhaupt die Eltern zu der ganzen Sache? »Habt ihr denn schon das Einverständnis aller Beteiligten?«
    »Nein, ich hab' nämlich nicht genau gewußt, wie spät es ist«, erklärte Florian. »Und auf nüchternen Magen wollte ich sie nicht gerade überfallen.«
    Tinchen erläuterte: »Die hatten beide keine Ahnung, wie groß der Zeitunterschied ist.«
    Frau Antonie verstand nichts, begriff jedoch, daß da noch einiges der Klärung bedurfte. »Also wissen seine Eltern noch gar nichts von euren Plänen?«
    »Nein, aber so, wie ich sie einschätze, ist es ihnen wurscht, solange alles seine sogenannte Ordnung hat und Solveigs gesellschaftliche Reputation keinen Schaden nimmt. Stimmt's, Clemens?«
    Der nickte bloß.
    Frau Antonie war noch immer nicht zufrieden. »Na, und was sagt der Junge dazu?«
    Florian grinste. »Der weiß es auch noch nicht!«
    Beim Abendessen erfuhr er es. Unter Vorbehalt natürlich, denn der Anruf nach Brunei hatte noch immer nicht stattgefunden. Hauptsächlich deshalb, weil Florian nicht so recht wußte, wie er die Sache angehen sollte.
    »Neuntausendundetwas Kilometer sind doch eine ganz beruhigende Entfernung«, sagte Tinchen, »da können schon mal atmosphärische Störungen auftreten. Wenn Solveig pampig wird, klopfst du ein bißchen auf dem Apparat herum und schreist irgendwas von schlechter Verbindung.«
    »Ich will aber lieber mit Urban sprechen.«
    »Der geht nie freiwillig an den Apparat«, behauptete Björn, »Vati telefoniert nur, wenn er muß. Sein Englisch hört sich einfach grauenvoll an!«
    »Mit mir kann er ja deutsch reden!« Florian stand auf.
    »Die schlafen jetzt aber«, bemerkte Björn.
    »Schon wieder?«
    »Der Zeitunterschied beträgt immerhin sechs Stunden – glaube ich wenigstens. Vielleicht sind's ja auch sieben.«
    »Dann sitzen sie vermutlich beim Mittagessen, oder heißt das bei euch Lunch? jedenfalls ist es unwahrscheinlich, daß sie um dreizehn Uhr noch im Bett liegen.«
    »Nee, aber um ein Uhr nachts. Die sind sechs Stunden voraus.«
    Daran hatte Florian nicht gedacht. Seine wenigen Urlaubsziele außerhalb Europas hatten immer in der entgegengesetzten Richtung gelegen, wo er jedesmal die Uhr hatte zurückstellen müssen und auf diese Weise ein paar Stunden dazugewonnen hatte; daß es auch andersherum gehen konnte, war ihm gar nicht in den Sinn gekommen. Er setzte sich wieder. »Na schön, vertagen wir das POG bis morgen vormittag, dann erwische ich sie vielleicht zur Teatime.«
    »Was ist ein Pe-o-gee?«
    »Ein Problem Orientiertes Gespräch«, erläuterte Florian, während er Björn zublinzelte. »Habe ich gestern gelernt. Wir zwei hatten nämlich schon eins, Schulnoten betreffend. Dein Neffe, Clemens, weist einen bedauerlichen Mangel an mathematischem Verständnis auf.«
    »Na ja, ein Einstein bin ich nicht gerade.«
    »Erstens wurde Einstein später Physiker und nicht Mathematiker«, dozierte sein Onkel, »und zweitens eignet er sich nicht unbedingt als Vorbild für einen Gymnasiasten. Soviel ich weiß, ist er zweimal sitzengeblieben.«
    »Dann wird aus mir niemals ein Genie! Ich hab's ja noch nicht mal
einmal
geschafft.«
    »Wenn ich mich nicht irre, dann bist du aber schon ganz dicht drangewesen«, sagte Florian, drückte die Zigarette aus und schob seinen Stuhl zurück. »Im Gegensatz zu euch, die ihr schon wieder einem genußreichen Abend entgegenseht mit Wein, Weib und – na ja, den Gesang klammert wohl besser aus! – muß ich jetzt in die Redaktion und dafür sorgen, daß die gesammelten Katastrophenmeldungen pünktlich mit den Brötchen auf dem Frühstückstisch liegen. Man will doch wissen, wie viele Weihnachtsbäume gebrannt haben und wer im Suff seine Frau verprügelt hat.«
    Sofort sprang Björn auf. »Nimmst du mich mit, Onkel Florian?«
    Der musterte den Knaben vom verstrubbelten Haar bis zu den auch nicht gerade gepflegten Turnschuhen. »Hm, rein äußerlich fällst du in dem Verein nicht auf, und vielleicht kannst du dich sogar nützlich machen.« Dann fiel ihm etwas ein. »Kennst du dich ein bißchen mit

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