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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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Ende zu bereiten. Wenn diese Pässe nicht etwas damit zu tun hatten, dachte Enrico, dann wurde er langsam alt. Er wollte sich ein bißchen mehr um die Sache kümmern. Man sollte nie die Gelegenheit verpassen, Leute kennenzulernen, die einem vielleicht einmal nützlich sein könnten. Er legte die Pässe in einen großen Diplomatenkoffer aus Krokodilleder, ging hinunter zu seinem Wagen, machte es sich auf dem Rücksitz bequem und gab dem Fahrer Anweisungen.
    Während der Mercedes aus Marseille hinaus in Richtung Flughafen fuhr, raste der General mit seinem Wagen von Cavaillon aus über die autoroute. Er sollte gegen acht in der Tiefgarage in Marignane sein, hatte man ihm gesagt, und nach einem schwarzen Mercedes 500 mit einem Kennzeichen des Departments Bouches-du-Rhône Ausschau halten.
    Er parkte so weit wie möglich vom Eingang entfernt, stellte den Motor ab, zündete sich eine Zigarette an und drückte die Supermarkt-Plastiktüte, in der sich das Geld befand. Fünfhunderttausend Francs. Er wäre fast in Ohnmacht gefallen, als man ihm den Preis nannte, aber was hätte er tun sollen? Und außerdem war ja noch eine Menge übrig, eine Riesenmenge. Er sah auf die Uhr, und da kam auch schon der Mercedes, der sich langsam zwischen den parkenden Autos vortastete. Er atmete tief ein, nahm die Tüte und stieg aus.
    Das Fenster aus getöntem Glas glitt nach unten, und der Chauffeur und der General sahen sich gegenseitig schweigend an. Dann gab sich der General einen Ruck und besann sich auf die vereinbarte Losung.
    »Ich bin ein Freund von Didier. Er läßt Sie grüßen.«
    Sofort wurde die hintere Tür aufgestoßen. »Steig ein, mein Freund«, sagte Enrico. »Hier drin ist es etwas kühler wegen der Klimaanlage.«
    Der General stieg ein und setzte sich auf die Kante des tiefen Ledersitzes. Enrico musterte ihn durch den Rauch seiner Zigarette hindurch. »Sie sind sicher ein vielbeschäftigter Mann«, meinte er, »deshalb will ich Ihnen nicht Ihre wertvolle Zeit stehlen.« Er drückte seine Zigarette aus und schnipste mit den Fingern ein Aschebröckchen von seinem Anzugärmel. »Sagen Sie, wann holen Sie das Lösegeld ab?«
    Dem General wurde übel, als ob ihm jemand in die Magengrube getreten hätte. Woher, zum Teufel, wußte er das? Er konnte es gar nicht wissen. Er erriet es.
    Enrico streckte die Hand aus und tätschelte dem General das Knie. »Nun erzähl schon, mein Freund. Betrachte mich als Berufskollegen. Wir sind schließlich bereits Partner. Ich habe eure Pässe, und ich muß sagen, daß sie in Anbetracht der kurzen Zeit sehr gut geworden sind. Wahre Kunstwerke. Ihr werdet keine Schwierigkeiten bekommen.« Er nickte lächelnd. »Zigarette?«
    Die Hand des Generals zitterte so stark, daß er sich fast den Schnauzbart angezündet hätte.
    »Locker, Junge, immer locker bleiben. Ich möchte dir gratulieren. Amerikaner sind heutzutage Mangelware.« Enrico seufzte. »Die Rezession, und der schwache Dollar. Sie reisen nicht mehr so viel wie früher.« Er ließ den General nicht aus den Augen. »Nun? Wann werdet ihr ihn übergeben?«
    Wie hatte dieser Mensch, der so ruhig und ohne mit der Wimper zu zucken dasaß, das herausgefunden? Das einzige Geräusch im Wagen war das leise Rauschen der Klimaanlage. Der General spürte, wie er zusammensackte. Er würde die Pässe erst bekommen, wenn er die Frage beantwortet hatte. Nachdenklich betrachtete er den breiten Rücken und den muskulösen Nacken des Chauffeurs.
    »Wegen Alphonse brauchst du dir keine Sorgen zu machen.« Enrico grinste. »Er ist sehr diskret. Wir sind alle sehr diskret.« Dem General entfuhr ein Seufzer. »Der Austausch findet heute abend statt.«
    »Und weiter?«
    »Dann verlassen wir das Land.«
    »O ja, natürlich.« Enrico beugte sich vor und ließ das Schloß seines Diplomatenkoffers aufschnappen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte der General auf die sorgfältig zusammengelegten Banknotenpäckchen. Hunderttausende Francs. Es blieb kaum Platz für die Pässe, die Enrico nun herausnahm und ihm überreichte. »Darf ich?« Er nahm dem General die Plastiktüte aus dem Schoß, begann, das Geld zu zählen, und warf anschließend jede brique v on zehntausend Francs einzeln in den Koffer.
    » Cest bon .« Nur mit Mühe konnte Enrico den Deckel des Koffers schließen. Er lehnte sich zurück, während der General nach dem Türgriff tastete. »Also«, sagte Enrico. »Eure Reisepläne. Vielleicht könnte ich ein bißchen behilflich sein.«
    Der General

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