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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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verwickelt war, das er nicht einmal selbst begangen hatte. Die ganze Sache entbehrte nicht der Ironie, überlegte der General, als er den Plastikbecher in den Abfallkorb warf. Geschieht ihm ganz recht. Auf jeden Fall werde ich längst weit weg von Marseille sein, his die ihn wieder laufenlassen, und dann weiß er nicht, wo ich bin.
    Sich genau an die Geschwindigkeitsbegrenzungen haltend, fuhr er vorsichtig nach Cavaillon zurück und dann über die NI00 nach Les Baumettes hinauf. Dort parkte er vor der Telefonzelle. Beim Anblick der Leute, die auf der Terrasse des kleinen Restaurants auf der anderen Straßenseite aßen, überkam ihn ein Hungergefühl. Morgen würde er, wenn alles gutging, ein Festmahl halten. Er verriegelte das Auto, bevor er in die Telefonzelle ging. Sie war zwar nur einen Meter entfernt, aber heutzutage liefen zu viele Gauner herum, man konnte gar nicht vorsichtig genug sein.
    Schon nach dem ersten Freizeichen wurde der Hörer abgenommen.
    »Monsieur Shaw?«
    » Oui.«
    »Haben Sie das Geld?«
    »Es ist hier.«
    » Bon . Sie werden folgendermaßen vorgehen.«
     
    Simon legte den Hörer auf und sah auf die Notizen, die er sich gemacht hatte. Der dienstältere Kriminalbeamte tauschte seinen Zahnstocher gegen eine Zigarette ein und ließ sich an der Ecke des Tisches auf einen Stuhl fallen. Endlich würde etwas passieren. »Alors?«
    Simon las von seinem Notizblock ab. »Ich fahre allein mit dem Auto zum Parkplatz am Rande der Forêt des Cèdres und lasse es dort stehen. Ich gehe zu Fuß über den Forstweg. Nach vier Kilometern sehe ich auf der rechten Seite ein Schild, das die Grenze zur Forêt Dominiale de Ménerbes markiert. Ich hinterlege das Geld unter dem Schild. Wenn alles richtig läuft, wird der Junge morgen früh freigelassen.«
    »Wir brauchen eine Karte«, meinte der dienstältere Kriminalbeamte, »und jemanden aus der Gegend hier, jemanden, der sich im Wald auskennt.« Er machte eine kurze ruckartige Kopfbewegung in Richtung seines Kollegen. »Ruf in Avignon an und sag ihnen, was los ist. Sie sollen beide Flughäfen überwachen — aber keine Uniformen, d’accord?«
    Dann wurde Françoise losgeschickt, um ihren Vater zu holen. Als Simon eine Karte gefunden hatte und sie auf dem Schreibtisch ausbreitete, war Bonetto schon zur Stelle. Er trug ein ärmelloses Unterhemd und Hausschuhe, sein rotes Gesicht war ernst. Die Männer steckten die Köpfe über der Karte zusammen, eingehüllt von dickem Zigarettenqualm.
    Ja, erklärte Bonetto, er kenne den Forstweg gut, weil er in der Gegend häufig jage. Er führe am Rücken des Lubéron entlang, von Bonnieux bis kurz vor Cavaillon, und sei an beiden Enden durch eine Schranke des Forstamtes versperrt, so daß keine Autos hindurchfahren könnten.
    Der Kriminalbeamte fragte ihn nach Straßen, die eine Fluchtmöglichkeit boten. Bonetto kratzte sich am Kopf, beugte sich noch tiefer über die Karte und tippte mit seinem Finger darauf. »Zu Fuß«, meinte er, »kann man am Südhang nach Lourmarin hinuntergehen, am Nordhang nach Ménerbes, das ist westlich von Cavaillon, im Osten kommt man bei den Claparèdes oberhalb von Bonnieux oder irgendwo sonst in diesem Tal heraus.« Er zuckte die Achseln. »Es gibt Dutzende von alten Maultierpfaden. Die Resistance hat sie im Krieg benutzt. Man kann sich dort monatelang versteckt halten.«
    »Aber sie werden sich nicht verstecken wollen.« Der dienstältere Kriminalbeamte starrte auf das Labyrinth aus Höhenlinien und Wegen auf der Karte. »Sie werden da rauskommen wollen. Irgendwo haben sie sicher einen Wagen stehen. Also müssen sie zur Straße zurück.«
    »Beh oui.« Bonetto schüttelte den Kopf. »Aber zuerst werden sie zu Fuß gehen. Und zu Fuß können sie in jede Richtung gehen.«
    Der jüngere Kriminalbeamte, der eine Vorliebe für modernste Technik und dramatische Ereignisse hatte, schlug vor, einen Hubschrauber mit Suchscheinwerfern und ein Überfallkommando der CRS einzusetzen. Er würde sich freiwillig anschließen.
    Simon hob abwehrend die Hände. »Hören Sie zu«, meinte er. »Keine Hubschrauber, keine Straßenblockaden, nichts dergleichen. Nicht, bevor wir ihn zurückhaben. Danach können Sie von mir aus die ganze Fremdenlegion und Mitterrands Leibwache hinschicken, alles, was Sie wollen. Aber erst müssen wir ihn zurückhaben. Die Kerle haben sich alles genau überlegt und werden ihn sicher nicht dorthin mitbringen. Sie haben ihn irgendwo versteckt, und wenn sie nur das geringste Anzeichen einer

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