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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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vernarbt war, arbeitete in einer Kfz-Werkstatt. Bachir mit dem schmalen Arabergesicht und der Vorliebe für Schnappmesser hatte eine weniger gefährliche Arbeit als Kellner in einem Café in Avignon gefunden. Claude, massig wie eh und je, machte sich seinen breiten Rücken und seine starken Arme als maçon zunutze und arbeitete mit Jojo zusammen. Die Borel-Brüder, zwei kleine vierschrötige Männer mit von Wind und Wetter gegerbten Gesichtern, hatten den Autodiebstahl aufgegeben und arbeiteten für einen Landschaftsgärtner in der Nähe von Carpentras. Nur der stille Jean mit den geschickten Händen übte noch sein altes Gewerbe aus. Er führte ein zwielichtiges Leben als Taschendieb und arbeitete auf Bahnhöfen und Dorfmärkten.
    Der General hörte jedem einzelnen aufmerksam zu. Es war, wie er gehofft hatte. Sie alle konnten einen unverhofften Geldregen gut gebrauchen. Die Gläser wurden nachgefüllt, und er begann zu sprechen.
    Als Jojo mit der Idee zu ihm gekommen war, erklärte er, habe er sie zuerst nicht allzu ernst genommen. Doch um der alten Zeiten willen und aus Neugier habe er dann ein paar Anrufe getätigt, sich ein wenig umgehört — alles natürlich ganz beiläufig und unauffällig — , und nach und nach habe er angefangen zu glauben, daß es funktionieren könnte. Es würde Zeit kosten, viele Monate sogar, aber es sei machbar.
    Die Gesichter am Tisch spiegelten vorsichtiges Interesse wider. Claude, der sich gerade eine Zigarette drehte, blickte auf und stellte die Frage, die ihnen allen unter den Nägeln brannte: »Also? Worum geht’s?«
    »Eine Bank, mein Freund. Eine hübsche reiche kleine Bank.«
    » Merde.« Bachir schüttelte den Kopf. »Du hast doch immer gesagt, wir sollten uns von Schußwaffen fernhalten.«
    »Keine Waffen«, erwiderte der General. »Ihr werdet nicht einmal eure Nagelfeile brauchen.«
    »Ah bon. Wir gehen einfach rein und machen ihnen klar, daß wir abgebrannt sind, oder?«
    »Sie werden nicht da sein. Wir werden die Bank sechs, vielleicht sogar acht Stunden lang für uns allein haben.« Lächelnd lehnte sich der General auf seinem Stuhl zurück. Diesen Teil liebte er immer besonders, wenn sie angebissen hatten und am Haken zappelten. Er nahm einen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken sorgfältig den Schnauzbart ab. »Nun«, meinte er, »stellt euch die Samstagnacht in Isle-sur-Sorgue vor, das Wochenende der faire des antiquaires .« Er fuchtelte ihnen mit dem Finger vor den gespannten Gesichtern herum. »Das ist nächstes Jahr am vierzehnten Juli. Hunderte von Antiquitätenhändlern, die ganze Stadt en fête, die Einnahmen der gesamten Woche liegen über Nacht in der Caisse d’Epargne.« Er hielt kurz inne. »Eine Riesenmenge fric, meine Freunde. Und alles für uns.«
    Der Köder lag aus, mitten auf dem Tisch. Die Männer schwiegen, während der General ihnen erklärte, wie man es machen könnte.
    Kurz vor Mitternacht zwischen Samstag und Sonntag, wenn die Feststimmung auf dem Höhepunkt war, würden sie sich in den Fluß gleiten lassen und durch den Kanaltunnel hinaufsteigen. Das Wetter im Juli würde genau richtig sein für eine kurze Paddeltour. Fernand sollte mit seinem plastique ein Loch in den Boden des Tresorraums sprengen. Während des Feuerwerks der fite würde niemandem ein weiterer dumpfer Knall auffallen. Die Sprengung der Tresorfächer war dann nur noch ein Klacks, nicht lauter als ein paar Knallfrösche. Und dann würden sie sich eine amüsante Nacht mit dem Inhalt machen.
    Fernand rieb sich die Narbe auf der Backe, die nach so vielen Jahren noch immer juckte. »Was ist mit der Alarmanlage? Normalement gibt es eine Direktschaltung zur gendarmerie .«
    Der General genoß es, die Einzelheiten Stück für Stück preiszugeben. »Beh oui.« Er zuckte die Achseln. »So ist es. Aber der Boden im Tresorraum ist nicht gesichert. Nur die beiden Türen. Die eine führt in die Bank, und die andere, die hintere, hinaus in einen kleinen Park.«
    Die Männer rauchten und dachten an Geld, während der General sich ein Stück Pizza abschnitt. Jojo neben ihm wurde ganz zappelig vor Ungeduld. Wie man in die Bank hineinkam. wußte er; wieder raus- und wegzukommen, das war das Problem.
    » Alors «, fuhr der General fort, »wir haben uns im Tresorraum vergnügt, alle Fächer sind ausgeräumt. Es ist inzwischen Sonntag vormittag, und es ist Markt. In der Stadt ist die Hölle los, die Autos sitzen fest wie Nüsse im Nougat. Doch so angenehm es im Tresorraum auch sein mag,

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