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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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solltest einen Versuch wagen.«

4
     
     
     
     
     
    C hez Mathilde, die Pizzeria an der Straße, die nach Cheval-Blanc hineinführte, war sonntags geschlossen. Die Frau des Generals verbrachte diesen Tag gern bei ihrer Schwester in Orange, und der General selbst war froh, daß er zu Hause bleiben und boules spielen konnte. An diesem Sonntag jedoch blieben seine Boulekugeln in ihrer Kiste in der Garage. Der General erwartete Besuch.
    Er hatte seine Hausaufgaben erledigt, Pläne entwickelt und das Wort die Runde machen lassen. Der alte Haufen aus Baumettes, oder wenigstens die meisten — diejenigen, denen es gelungen war, nicht wieder im Gefängnis zu landen — , würden kommen, um sich seinen Vorschlag anzuhören.
    Der General nahm die Stühle von dem großen runden Tisch, auf dem sie noch vom Putzen am Samstag abend standen, dann stellte er pastis, Wein und Gläser, eine Schale Oliven und zwei große Pizzen hinaus. Sie schmeckten auch kalt noch gut. Außerdem kam heute niemand wegen des Essens. Er zählte die Stühle. Acht. Er hatte gehofft, sie würden zu zehnt sein, aber Raoul und Jacques hatten eines Nachts nicht aufgepaßt, und die Polizei hatte sie bei einer routinemäßigen Alkoholkontrolle mit Schußwaffen und einer Wagenladung gestohlener Teppiche geschnappt. Für ein paar Jahre würden sie nirgendwo hingehen. Bei dem Gedanken daran schüttelte der General den Kopf. Er hatte ihnen immer gesagt, sie sollten ohne Waffen arbeiten. Gewehre verdoppelten das Strafmaß. Er hörte das Knattern eines Mopeds und ging zur Hintertür. Jojo, mit einem sauberen T-Shirt und Sonntagsrasur, kam nickend über den staubigen Parkplatz gelaufen und grinste. »Salut!« Sie schüttelten sich die Hände, und Jojo spähte dem General über die Schulter. »Mathilde?«
    »Ist schon okay«, meinte der General, »sie ist bis heute abend in Orange.«
    »Bon. Ein großartiger Tag heute, stimmt’s? Was glaubst du? Wird es hinhauen?«
    Der General klopfte Jojo auf den Rücken. Er spürte das feste Muskelpaket, das sich bildet, wenn man täglich zehn Stunden Steine und Zementsäcke schleppt. »Wenn sie alle so fit sind wie du, könnte es klappen.«
    Jojo kannte den General gut genug, um keine weiteren Fragen mehr zu stellen. Der General liebte eine gewisse Theatralik und großes Publikum. Sie gingen durch einen engen, mit Bierfässern vollgestellten Gang ins Restaurant. Jojo sah sich um, betrachtete die grob verputzten Wände und die schmiedeeisernen Wandlampen in Form von Gondeln, die Poster von Venedig und Pisa, die kleine gekachelte Bar mit der Pergamentrolle dahinter — »Das Haus gewährt keinen Kredit« — und die gerahmte Fotografie von Mathilde und dem General, auf der sie beide steif neben einem Mann mit Krawatte standen.
    »Ein nettes Plätzchen, sehr sympa.« Jojo deutete auf die Fotografie. »Wer ist das?«
    »Der Bürgermeister. Er liebt Pizza. Sein Vater kommt aus Italien.« Draußen hörte man Autogeräusche, und der General quetschte seinen massigen Leib an Jojo vorbei. »Nimm dir was zu trinken.«
    Ein Renault-Lieferwagen und ein schmutziger weißer Peugeot hatten im Schatten geparkt, und die Passagiere standen lärmend in einer Gruppe zusammen, während sich einer von ihnen an einem Baum erleichterte. Der General zählte. Sie waren komplett.
    »Salut les copains!« Er ging hinaus, um die Männer zu begrüßen, die er seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Während er ihnen die Hand schüttelte, blickte er sie prüfend an. Sie schienen alle bei guter Gesundheit zu sein, und er führte sie mit einer gewissen Vorfreude ins Lokal. Es war genau wie in allen Zeiten. So ein ehrliches Leben war ja ganz in Ordnung, aber nach einer gewissen Zeit brauchte ein Mann auch mal wieder ein wenig Abwechslung.
    »Allez! Setzt euch, setzt euch.« Sie rückten die Stühle zurecht, und Jojo als zweitwichtigster Mann achtete darauf, daß er neben dem General zu sitzen kam. Flaschen wurden herumgereicht, Gläser gefüllt, Zigaretten angezündet. Der General blickte lächelnd und sich den Schnurrbart zupfend in die Runde. »Nun, es ist lange her. Erzählt mir, wie ihr alle milliardaires geworden seid.« Keiner riß sich darum, als erster das Wort zu ergreifen. »Alors? Glaubt ihr etwa, hinter der Bar hält sich ein Polizist versteckt? Los, erzählt schon.«
    Was er nun zu hören bekam, waren nicht gerade Erfolgsgeschichten. Fernand, der plastiqueur, dem zwei Finger fehlten und dessen eine Backe von einer falsch getimten Explosion unsauber

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