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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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zwei Tage weg.«
    »Das habe ich auch gesagt. Gebt dem armen Menschen doch wenigstens die Gelegenheit, seine Zahnbürste auszupacken, habe ich gesagt, aber Sie wissen ja, wie sie sind, können es nicht ertragen, Sie fünf Minuten aus den Augen zu verlieren. Aber was anderes, wollen Sie vielleicht eine gute Nachricht hören?«
    »Immer.«
    »Der Musiker, der sich das Haus angesehen hat — eine schreckliche, kleine Person, buchstäblich von Kopf bis Fuß in Leder eingehüllt — , nun, er hat ein sehr gutes Angebot gemacht, vorausgesetzt, er kann nächsten Monat einziehen.«
    »Von mir aus kann er morgen einziehen, wenn sein Scheck gedeckt ist. Wie lautet das Angebot?«
    »Hunderttausend unter dem geforderten Preis.«
    »Zwei Komma vier Millionen?«
    »Allerdings einschließlich des Bettes. Das Bett hat ihm ausgesprochen gut gefallen. Ich glaube, er hat sich schon vorgestellt, wie er...«
    »Ich kann’s mir schon denken. Okay. Sagen Sie in der Agentur Bescheid, sie sollen die Sache erledigen.«
    »Ich werde es sofort veranlassen. Aber jetzt gebe ich Ihnen lieber wieder Liz. Sie schneidet mir schon Grimassen. Viel Spaß noch. Und tun Sie nichts, was ich nicht auch tun würde.«
    »Ich fürchte zwar, es wird Ihnen nicht gefallen«, sagte Liz, »aber Mr. Ziegler bittet Sie, sofort nach London zurückzukehren. Der Generaldirektor von Morgan’s kommt morgen auf dem Weg nach New York hier vorbei, und Mr. Ziegler meint...«
    »Ich weiß, was Mr. Ziegler meint«, unterbrach Simon sie.
    »Mr. Ziegler meint, daß jemand dem Generaldirektor das Händchen halten soll.«
    »So ist es. Es tut mir leid, aber er war sehr erregt, als er erfahren hat, daß Sie nicht da sind.«
    Simon sah aus dem Fenster. Die Sonne streifte die Spitzen einiger Olivenbäume, so daß die Blätter silbriggrün schimmerten. Dahinter verschwammen die Konturen des Lubéron im Dunst der Hitze. Gerade war jemand ins Schwimmbecken gesprungen, und das Geräusch hallte für einen Augenblick in der stillen Abendluft nach.
    »Liz, auch auf das Risiko, daß Mr. Ziegler eine Herzattacke erleidet, ich werde hierbleiben.«
    »Wollen Sie, daß ich ihm das sage?«
    Simon seufzte. »Nein, es ist besser, ich rufe ihn an. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde mich bald wieder bei Ihnen melden.«
    Er legte den Hörer auf und schaute zum ersten Mal an diesem Tag auf die Uhr. Verdammter Ziegler. Simon trat seine Schuhe weg und rief in New York an.
    Zieglers Stimme hatte ein leichtes Echo, und Simon wußte sofort, daß er das Telefon auf Lautsprecher umgeschaltet hatte. Er liebte es, auf und ab zu gehen, während er in den Apparat hineinbellte, eine Angewohnheit, die Simon höchst irritierend fand.
    »Sagen Sie mal, Bob, ist Ihre Sekretärin bei Ihnen?«
    »Natürlich. Sie steht neben mir. Warum?«
    »Versuchen Sie immer noch, sie zu vögeln?«
    »Herrgott.« Es entstand eine Pause, dann hörte Simon, wie Ziegler den Lautsprecher ausschaltete und den Hörer abnahm. Seine Stimme klang jetzt viel näher. »Sie halten das wohl für einen guten Witz, oder?«
    »Jetzt verstehe ich Sie besser. Wo brennt’s denn?«
    »Morgen kommt ein dreißig Millionen Dollar schwerer Kunde nach London, und Sie trödeln da irgendwo in Frankreich herum. Verstehen Sie das unter der Führung eines Geschäfts?«
    »Ich verstehe darunter Urlaub, Bob. Wissen Sie noch, was das ist, Urlaub?«
    »Scheiß-Urlaub. Packen Sie lieber Ihre Koffer.«
    »Ich werde nirgendwo hinfahren. Er will ja sowieso nur eine Einladung zum Essen und ein paar Streicheleinheiten. Die kann ihm Jordan geben.«
    »Ich glaube, ich höre nicht recht. Dreißig Millionen Dollar, und Sie sitzen auf Ihrem Arsch und sind keinen einzigen Tag abkömmlich. Herrgott noch mal.«
    »Sie wissen genausogut wie ich, daß das Geschäft auf festen Füßen steht. Es besteht keinerlei Notwendigkeit, jedesmal diesen Zirkus zu veranstalten, wenn ein Kunde in London vorbeischaut. Ich leite eine Werbeagentur, keinen Begleitservice.«
    »Ich will Ihnen mal was sagen. Da, wo Sie jetzt sind, leiten Sie einen Dreck.«
    »Ich bleibe, Bob.«
    »Dann fahre ich.«
    Die Verbindung war plötzlich unterbrochen, und Simon empfand eine gewisse Genugtuung. Jahrelang hatte er wie jeder Werbemensch reflexartig aufgehorcht, sobald ein Kunde auftauchte, und diese Prozedur durchgemacht, die so unzutreffend als »Unterhaltung« bezeichnet wurde. Denn mit Unterhaltung hatte das nicht das Geringste zu tun. Es war Schufterei mit Messer und Gabel und vorgegaukeltem Interesse.

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