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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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— auf die Weinberge, die nun scharlachrot und braun aussahen, einen pinienbewachsenen Hügel, auf dem zwischen den Bäumen Steingebäude zu sehen waren, flache, vom Gegenlicht der Sonne beschienene Gebilde, und hinter all dem ragte der Berg auf. Die Luft war so klar, daß Simon die Umrisse der Bäume auf dem höchsten Kamm erkennen konnte, winzig zwar, aber deutlich. Er hörte Gelächter von der Terrasse unter sich und einen Traktor, der angelassen wurde. Es war Mittag, also die Zeit, da jeder gute Provenzale vom Feld zum Mittagessen nach Hause geht.
    Nicole saß an einem Tisch im Freien, als Simon wieder zum Café zurückkehrte. Sie hielt ihm beide Wangen für einen Kuß hin, und er nahm dabei ihren frischen, würzigen Geruch wahr.
    »Was macht dein Wagen? Ich hoffe, du hast ihm nicht bezahlt, was er verlangt hat.«
    »Er wartet immer noch auf die Ersatzteile. Aber das macht nichts. Ich werde jemanden von London aus herunterschicken, um ihn abzuholen.«
    Nicole wühlte in ihrer Tasche nach Zigaretten. Sie trug ein ärmelloses, hellgraues Leinenkleid, das sich von der gleichmäßigen Farbe ihrer Arme und bloßen Beine abhob. Simon bedauerte es, sie nicht früher angerufen zu haben.
    »Du mußt also zurück?« fragte sie.
    »Das sagen sie jedenfalls im Büro.« Simon bestellte bei dem Mädchen, das Nicoles Kleid mit unverhohlenem Interesse musterte, Getränke. Sie lächelte Simon an und ging mit schwingenden Hüftbewegungen ins Café zurück.
    »Ein hübsches Mädchen«, meinte Simon.
    »Hast du die Mutter kennengelernt?« Nicole blies die Backen auf und lachte.
    »Du bist eine böse, eifersüchtige Frau. Und nur, weil du kein Schnauzbärtchen hast und keinen Traktor fahren kannst.«
    »Gefällt dir so etwas?« Nicole sah ihn durch den Rauch ihrer Zigarette an, und Simon spürte plötzlich die gegenseitige Anziehung. Nein, dachte er, was mir gefällt, ist mein Gegenüber. »Ich liebe Frauen mit Schnauzbärtchen«, erklärte er. »Ich glaube, weil sie kitzeln.«
    Nicole zog eine dicke Haarsträhne über das Gesicht und hielt sie unter der Nase fest. »C’est bon?«
    Simon nickte. »Phantastisch. Kannst du damit essen?«
    Er hatte ein Restaurant außerhalb von Gordes ausgesucht, ein umgebautes Bauernhaus mit Tischen im Hof und einem Koch, den der Gault Millau als einen zukünftigen Stern am Gastronomiehimmel bezeichnete. Das Mittagessen dauerte lange, die Atmosphäre war entspannt, und sie lachten oft und tranken ein bißchen zuviel Wein. Beim Kaffee fragte Nicole ihn dann, wie er sich dabei fühle, nach London zurückkehren zu müssen.
    Simon sah dem Rauch seiner Zigarre nach, der sich in die Blätter der Schatten spendenden Platane hochschraubte, und fragte sich, was ihn wohl morgen um diese Zeit erwartete. Mineralwasser der Marke Perrier vermutlich und ein Kunde, der Höllenqualen wegen seiner Marktanteile litt.
    »Ich kann nicht gerade sagen, daß ich mich darauf freue«, erwiderte er. »Das Blöde ist, daß ich alles schon kenne — die Klienten haben immer die gleichen alten Probleme, die Leute, mit denen ich zusammenarbeite, langweilen mich...« Er unterbrach sich und blies gegen das Zigarrenende, bis es unter der blaugrauen Asche glühte. »Ich glaube, das ist es; ich langweile mich. Früher habe ich es gern gemacht, und jetzt eben nicht mehr.«
    »Aber du machst es immer noch.«
    »Das liegt daran, daß ich einen Charakterfehler habe. Ich liebe das Geld.« Mit einem wehmütigen Lächeln sah er auf die Armbanduhr und gab ein Zeichen, daß er zahlen wollte. »Entschuldige bitte. Es ist besser, wenn ich jetzt gehe.«
    Sie saßen schweigend da, während er bezahlte. Dann zog er eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche und schob sie über den Tisch. »Hier ist meine Telefonnummer in London. Solltest du jemals herüberkommen, laß es mich wissen. Vielleicht können wir zusammen zu Abend essen.«
    Nicole hielt inne, so daß die Sonnenbrille, die sie sich gerade aufsetzen wollte, auf der Nasenspitze hockte, während sie ihn ansah. »Ich dachte, du müßtest immer mit deinen Kunden zu Abend essen.«
    »Jeder ist ein potentieller Kunde.« Sie hob fragend die Augenbrauen, und Simon grinste. »Das sagt man jedenfalls in der Werbebranche.«
    Er fuhr zum Hotel, um seine Taschen zu holen, und Nicole kehrte nach Hause zurück. Sie waren beide ganz sicher, daß sie sich wiedersehen würden.

6
     
     
     
     
     
    P lötzlich haßte Simon London. Obwohl sich Ernest mit Blumenarrangements und Gemälden, die aus dem Haus

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