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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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sich ging. Schlägt dieser Verrückte vielleicht vor, daß wir unsere Fabriken umrüsten, unsere Latex-Bestellungen stornieren, unser eindrucksvolles Qualitätskontrollsystem aufgeben sollen, das zu 99 Prozent zuverlässig ist, außer am Freitagnachmittag?
    »Aber keine Angst. Wir schlagen Ihnen nicht vor, alles umzukrempeln.« Fry zog ein verpacktes Kondom aus seiner Tasche und legte es mit angemessener Ehrfurcht auf den Tisch. »Unser Vorschlag ist folgender: Ändern Sie — die Art — wie Sie es verkaufen.«
    Die Gummibarone betrachteten aufmerksam das Kondom, als ob damit gleich etwas Unerwartetes passieren würde. Fry beugte sich vor und legte seine Hände rechts und links davon auf den Tisch. »Die populärste Sache der Welt«, wiederholte er. »Wissen Sie, was das ist? Liebe! Das unwiderstehliche Begehren, unwiderstehlich begehrenswert zu sein! Der kosmische Kitzel! Und dies hier...«, er nahm das Kondom in die Hand und nickte ihm wohlwollend zu, »... dies gehört dazu.« Er wischte sich die Nase mit einem seidenen Taschentuch. Entweder war es die Rührung des Augenblicks oder das Kokain, das seine Nasenschleimhaut reizte.
    »Was ist also unser Plan?« fuhr er fort. »Wir positionieren das Kondom im Bereich des Produktgebrauchs neu. Wir hören auf, von Gesundheit und Sicherheit und ärztlicher Empfehlung zu faseln — das kennt heutzutage schon jedes Kind, und trotzdem interessiert sich keiner dafür. Wir machen das Kondom zu einem integralen, essentiellen, sehr, sehr romantischen — ja, romantischen — Bestandteil des guten alten Aufwärmspiels.«
    Auf dem Gesicht eines der älteren Kunden bemerkte er den Ausdruck von Unverständnis.
    »Na, Sie wissen schon. Das Vorspiel.«
    »Ach so.« Der Kunde nickte.
    »Und das, meine Herren, ist unser Vorschlag. Doch ehe ich ihn Ihnen präsentiere, versuchen Sie sich doch einmal folgendes vorzustellen.« Fry senkte die Stimme. »Sie sind im Kino, okay? Neben Ihnen sitzt eine sehr reizvolle junge Dame, auf die Sie es schon seit Wochen abgesehen haben. Heute ist Ihre große Chance. Sie legen Ihr den Arm um die Schultern, die Titten zum Greifen nahe. Das — könnte — es — sein.«
    Simon schaute in die Richtung des Chefs der Gummibarone und überlegte, wann dieser wohl zum letztenmal in solch einer Situation gewesen war, die Fry hier so packend schilderte. Mit einer Handbewegung befahl Fry, die Lichter zu löschen. »Sie sind alle eingestimmt«, sagte er im Dunklen, »und jetzt — schwupp — kommt das auf der Leinwand.«
    Auf dem Bildschirm, der viermal so groß wie ein Fernsehapparat war, erschien ein weißes Flimmern, und Frys Schatten mit dem wippenden Pferdeschwanz huschte zur Seite. Ein erneutes Rauschen und Flimmern, und ein junges Pärchen kam ins Bild, das offenbar nackt, kunstvoll angestrahlt und reichlich eingeölt, in einem Bett lag. Aus den eingebauten Lautsprechern des Konferenzraums ertönte ein tiefer Baß, gefolgt vom jaulenden Klang einer Gitarre. Dann, während Frys Schatten im Takt zur Musik wippte und das eingeölte Pärchen sich im Bett wälzte, ertönte die Stimme eines Sängers, der in jugendlicher Lust stöhnte.
    »LET’S... GET IT ON... OöOOOOH, LET’S GET IT ON...«
    Das Pärchen auf dem Bildschirm tat sein Bestes — innerhalb der Grenzen des mediengerechten Anstands, versteht sich — , um spontane Leidenschaft zu simulieren. Der Regisseur war mit Kameraschwenks und Schnitten sparsam umgegangen und hatte die volle Zurschaustellung des weiblichen Busens — Brustwarzen waren, um mit Frys Worten zu sprechen, ein absolutes Ä-ä — und jeden, auch nur verstohlenen, Kamerablick auf den Genitalbereich vermieden.
    »...IF THE SPIRIT MOVES YOU, LET ME GROOVE YOU, AIN’T NOTHIN’ WRONG. IF YOU BELIEVE IN LOVE...«
    Nun war die Großaufnahme einer weiblichen Hand zu sehen, die vorsichtig ein Kondom auswickelte. Es steckte in einer Verpackung, die das Art Department der Agentur mit dem grafisch ansprechenden Logo einer Kondomfirma versehen hatte.
     
    ». ..Come on come on come on... « — Schnitt, dann geschlossene Augen, feuchte Lippen, glänzendes Fleisch — »... Stop beatin’ ROUND THE... BOOOOOWOOOSH... OOOOOOH...«
    Frys Schatten hüpfte neben dem Bildschirm im Takt, seine Knie zuckten, der Pferdeschwanz wirbelte aufgeregt hin und her, während der Sänger stöhnte und seufzte und das Pärchen sich choreographisch exakt im Bett wand. Mit einem letzten langgezogenen leidenschaftlichen Stöhnen verlöschte das Bild, und ein

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