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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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wäre erfreut, ein paar Millionen mehr Umsatz notieren zu können. Der Auftrag wäre, wie Jordan gesagt hatte, ein weiteres Ruhmesblatt für die Agentur — wenn auch nur eins aus Gummi.
    Simon sah sich die Unterlagen an. Für die Präsentation am Donnerstag würde alles zu einem kompakten Hochglanzprospekt zusammengefaßt werden: Akzeptanzanalyse, Marketingstatistiken und Marketingstrategie, gestalterische Strategie, Media Planung — Unmengen von Daten und vorsichtigen Prognosen — der Beweis, daß die Agentur ihre Hausaufgabe gemacht hatte. Schon vor Jahren hatte Simon erkannt, daß eine Werbeidee immer in einen Kontext logischer Argumente eingebettet sein mußte, damit sie sich verkaufte. Je ungewöhnlicher die Idee war, desto umfassender und umfangreicher mußte das Drumherum sein, das diese Idee stützte. Die Kunden hatten schon seit langem die gefährliche Gewohnheit aufgegeben, dem Urteilsvermögen von Werbetextern und -grafikern zu vertrauen. Heutzutage bestanden sie auf einem Wust von Unterlagen, Krücken aus Papier sozusagen, die ihnen die Entscheidung erleichterten. Und der Condom Marketing Board würde sich aller Wahrscheinlichkeit nach wie ein klassischer Ausschuß verhalten: unentschieden, hinterhältig und kompromißbereit. Sie würden eine Hinhaltetaktik verfolgen, so lange es nur ging. Simon versuchte sich zu konzentrieren. Die Tage bis zur Präsentation vergingen mit Gezänk und Geplänkel zwischen den einzelnen Abteilungen der Agentur. Die Abteilung für Marktforschung beschuldigte die Kreativabteilung, sie ignoriere ihre Ergebnisse. Die Kreativabteilung wiederum schmollte und beklagte sich über den Zeitdruck. Die Mediengruppe beschwerte sich über zu wenig Geld für eine landesweite Kampagne. Die Verwaltung schließlich rügte das unvernünftige und kindische Verhalten aller übrigen Firmenmitarbeiter. Auf diese Weise rückte mit viel Aufruhr und Genörgel der entscheidende Donnerstag heran. Nachtschichten wurden eingelegt, man brummelte über den Zeitdruck und die unmöglichen Arbeitsbedingungen. Immer das gleiche, dachte Simon. Ob sie drei Tage oder drei Monate Zeit hatten, blieb sich völlig gleich. Am Schluß wurde es immer hektisch.
     
    Die Gummibarone hatten sich verspätet. Die Präsentation war für vierzehn Uhr dreißig angesetzt worden. Die Empfangsdame hatte ihre Klatschzeitschrift weggesteckt, die Charts im Konferenzraum waren zum zwanzigstenmal überprüft worden, die Sekretärinnen angewiesen, sich geschäftig zu geben, das Dartbrett, das den Sportsgeist heben sollte, war aus dem Art Department verschwunden, frische Papierrollen in der Toilette des Konferenzraums aufgehängt — die Shaw Group war startklar, bereit für einen weiteren Triumph. Die Mitglieder des Präsentationsteams hatten sich in Simons Büro eingefunden, gaben sich locker und entspannt und übten sich in stiller Zuversicht.
    Mittlerweile war es fast drei Uhr geworden. Die Halunken waren unpünktlich, und bange Mutmaßungen machten die Runde. Vielleicht waren sie mit einer der anderen Agenturen beim Essen, hatten den Auftrag inzwischen anderweitig vergeben und feierten gerade den Geschäftsabschluß. Diese Halunken. Alle Arbeit umsonst. Wenigstens anrufen hätten sie können. Wahrscheinlich hatten sie schon einen sitzen und nahmen bereits die dritte Flasche Portwein in Angriff. Simons Büro war in Zigarettenrauch und Pessimismus eingehüllt, und Liz rümpfte die Nase, als sie den Kopf zur Tür hereinstreckte. »Sie sind da. Zu siebt. Haben einen zusätzlich mitgebracht.« Scheiße. Auf der Seite der Agentur waren sie nur zu sechst, also ein Mann weniger, und es war immer ungut, wenn ein Kunde am Konferenztisch ganz sich selbst überlassen blieb — Kunden waren sehr empfindlich in solchen Kleinigkeiten und legten es gleich als Taktlosigkeit aus.
    Simon schaute sich um. »Wir brauchen noch jemanden. Wen könnten wir mitnehmen?«
    Ein junger Mann in dunklem Anzug — aus der Planungsgruppe, ernst und zuverlässig — wurde vorgeschlagen, ausgewählt und eiligst herbeigerufen, während Simon sich zum Empfang begab. Sie ähnelten, wie sie so dastanden, einer Schar von Vertretern mit Diplomatenköfferchen: sieben schwarze Kunstlederkoffer, sieben nüchterne Anzüge, sieben ernste Gesichter. Simon setzte seine freundlichste Willkommensmiene auf, schritt auf den Chef der Gummibarone zu und schüttelte ihm die Hand.
    »Tut mir leid, daß Sie warten mußten. Eines dieser endlosen Telefonate. Wie geht es Ihnen?«
    »Ich

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