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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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geschmackvoll gestalteter Schriftzug ganz in Weiß forderte die Zuschauer auf: GET IT ON. Mit besten Empfehlungen der Kondomfirma.
    Die Lichter gingen wieder an, und das Werbeteam forschte in den Gesichtern des Kundenteams nach Reaktionen — nach einem Anschein von Zustimmung, einem Nicken, einem Ausdruck der Entrüstung oder sonst irgend etwas. Wie auf Befehl senkten die sieben Gummibarone ihre Köpfe und machten sich Notizen. Abgesehen davon geschah nichts.
    Fry brach die Mauer des Schweigens. »Ein Hammer, nicht wahr? Ausgezeichnet. Natürlich ein alter Klassiker. Aber ich glaube, so haargenau richtig für die heutige Zeit, und im Kino, mit Dolby, also, da kippt man wirklich aus den Latschen. Das ist Ihr Markt, Kino und MTV. Und alles andere knüpft daran an — Posters, Produktplazierung, Radio, T-Shirts — können wir jetzt bitte die Dias sehen, Terry?«
    Zehn Minuten lang hielt Fry vor einer stummen Zuhörerschaft noch einen Vortrag über die verkaufsfördernden Maßnahmen, angefangen von Radiospots über neugestaltete Automaten für Kneipen und Tankstellen bis zu T-Shirts — »jeder von Ihnen kann eines mitnehmen«. Dann wurde der Werbespot ein weiteres Mal vorgespielt, diesmal noch etwas lauter. Fry schneuzte sich hörbar und nahm Platz, und wieder herrschte Schweigen im Konferenzraum. Simon wandte sich an den Chef der Gummibarone.
    »Ihr erster Eindruck?«
    Der Seniorchef zog nachdenklich an seiner Zigarre und sah hinüber zu dem jüngsten Mitglied des Marketing Board, einem jungen Mann, der für die Hygienic Supplies (Basingstoke) Ltd. von seinem Vater hierhergeschickt worden war. In jener altehrwürdigen Art und Weise, die in derlei Situationen üblich war, wurden die Stellungnahmen in umgekehrter Reihenfolge zur Bedeutung des Sprechenden abgegeben, so daß sich der Mann an der Spitze bereits ein Bild von der allgemeinen Sümmung machen konnte, bevor er selbst eine erste Meinung äußerte.
    »Brian, möchten Sie nicht anfangen?«
    Brian räusperte sich und ordnete seine Notizen. »Ja. Also, ich muß sagen, daß die Agentur hier wirklich einen sehr, äh, eindrucksvollen Ansatz geliefert hat. Sehr eindrucksvoll. Natürlich habe ich ein, zwei Fragen — auch ein paar Vorbehalte — , und es wäre verfrüht, ein endgültiges Urteil abzugeben, bevor man die genauen Hintergrundinformationen betrachtet hat, die ja, soweit ich verstehe, in der Präsentationsmappe erläutert werden.« Er machte eine Verschnaufpause.
    Immer das gleiche, dachte Simon. Warum sagen diese Kerle eigentlich nie, was sie wirklich denken? Mit klarer und freundlicher Stimme sagte er: »Ich bin überzeugt, Sie werden sehen, daß wir alle notwendigen Aspekte berücksichtigt haben. Aber es wäre höchst interessant zu hören, wie Ihnen der Werbespot gefallen hat.«
    »Ja. Gewiß.« Brian suchte in seinen Aufzeichnungen nach einem Satz, der ihm aus der Patsche helfen konnte. Es wäre nicht gerade günstig, am Ende als das schwarze Schaf dazustehen, wenn der Ausschuß seine Entscheidung fällte. Ausgewogenheit, darauf kam es an, Ausgewogenheit und ein Hintertürchen, falls die Mehrheit sich gegen die Agentur aussprach. Ausschüsse waren wie Boote und sollten nicht aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Konsens war das Schlüsselwort. Hygienic Supplies (Basingstoke) mußte Teamgeist zeigen. »Ja, wie bereits gesagt, ein eindrucksvoller Ansatz, und ich werde mit Interesse in Ihrer Mappe nachlesen, wie Sie auf diese Idee gekommen sind.« Brian nahm die Brille ab und putzte sie mit flinken, entschiedenen Bewegungen.
    Und so ging es weiter die Hierarchie des Unternehmens hinauf. Mehr als zwei Stunden Eiertanz, verhaltenes Lob gepaart mit vorsichtigen Einschränkungen. Simon konnte ein Gähnen nur mühsam unterdrücken. Weshalb war es immer das gleiche? Ein entschiedenes Nein wäre in den meisten Fällen besser als dieses endlos zähe Wiederkäuen; dann wären wenigstens die Sitzungen kürzer. Aber er lächelte und nickte, gab sich interessiert und sagte »selbstverständlich«, als ihm der oberste Gummibaron mitteilte, der Ausschuß müsse sich zurückziehen und die Vorschläge der Agentur in allen Einzelheiten diskutieren; die durchaus interessanten Vorschläge machten weitere Sitzungen im Rubber House nötig, bevor man eine Entscheidung von solcher Tragweite treffe, und, ja... also. Das immer gleiche, seichte und ergebnislose Gequassel.
    Und dann das altbekannte trübe Nachspiel im Konferenzraum, nachdem die Kunden hinauskomplimentiert worden

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