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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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unbeteiligt und ungeheuer gelangweilt. All dies hatte er seit ihrer Trennung bereits ein Dutzendmal erlebt.
    Caroline legte seine Gelassenheit als Zustimmung aus und lächelte. Sie hat wirklich hübsche Zähne, dachte Simon, gleichmäßig und mit wunderbaren Kronen versehen von irgendeinem Gauner in New York, der fünfundzwanzigtausend Dollar dafür verlangt hatte. »Ich wußte, daß es das Beste ist, selbst mit dir zu sprechen«, sagte sie. »Ich wußte, daß du es verstehen würdest.«
    »Wovon sprichst du?«
    »Na ja, schwer, es ganz genau abzuschätzen, denn es sind noch ein oder zwei...«
    »Ungefähr.«
    »Na ja. Dreißigtausend. Höchstens fünfunddreißigtausend.« Simon ging zur Bar und schenkte sich nach. Caroline zündete sich eine neue Zigarette an.
    »Höchstens fünfunddreißigtausend«, wiederholte er. »Laß mich mal rekapitulieren. Ich habe dir das Haus gekauft. Du und deine Anwälte haben ein Budget für die Einrichtung veranschlagt. Ich habe zugestimmt. Du hast zugestimmt. Habe ich recht, soweit?«
    »Es war nur ungefähr...«
    »Es war nicht ungefähr, es war ein Budget. Du weißt, was ein Budget ist, oder? Es ist ein fester Geldbetrag.«
    Caroline zerdrückte die Zigarette im Aschenbecher. »Du brauchst nicht mit mir zu reden wie mit einem deiner miesen kleinen Angestellten.«
    »Warum nicht? Du sprichst mit mir, als sei ich ein Kassenwart.«
    »Fünfunddreißigtausend ist doch keine Summe für dich. Du bist reich. Meine Anwälte sagen, du bist ohnehin gut davongekommen. Sie hätten noch...«
    »Deine Anwälte sind ein Haufen geldgieriger, ehrloser Schurken, die überhöhte Rechnungen stellen und erwarten, daß ich dafür zahle, daß ihre verdammten Kinder in Eton studieren.« Sie sahen einander schweigend an. Carolines Miene war angespannt und feindselig. Später, wenn Simon das Gespräch wieder in Gang brachte, würde sich ihre Feindseligkeit in Schluchzen verwandeln, und falls das nichts half, würde sie anfangen, ihn zu beschimpfen. Er sah auf die Uhr.
    »Hör mal, es tut mir leid, aber ich muß wieder zu einer Sitzung.«
    Caroline äffte ihn nach. »Ich muß zu einer Sitzung.« Sie strich sich das Haar zurück, als sei es ihr lästig. »Mein Gott, immer hast du Sitzungen. Deine Hochzeit fand zwischen zwei Sitzungen statt. Ich hatte nicht dich geheiratet, ich hatte eine Werbeagentur geheiratet.« Sie schluchzte. »Wenn man das überhaupt als Hochzeit bezeichnen konnte. Zu viel Arbeit, um Urlaub zu machen, zu müde, um auszugehen, zu müde, um...«
    »Caroline, das haben wir doch alles schon durchgekaut.«
    »Und jetzt, wo ich nichts will als ein Haus, ein Zuhause, da nimmst du es mir übel.«
    »Ich nehme dir fünfunddreißigtausend Pfund übel, die für nichts als für einen Haufen bescheuerter Kissen draufgehen.« Caroline stand auf. Mit raschen, wütenden Bewegungen steckte sie ihre Zigaretten ein und strich sich den Rock glatt. »Gut, ich habe es versucht. Ich bin nicht gekommen, um mich anschreien zu lassen. Geh wieder zu deiner kostbaren Sitzung.« Sie schritt auf die Tür zu und öffnete sie, so daß Liz ihren letzten Satz hören konnte: »Du wirst von meinen Anwälten hören.«
    Simon dachte einen Augenblick daran, in den Konferenzraum zurückzukehren, wo sicher immer noch Katerstimmung herrschte, doch dann entschied er sich dagegen. Was sollte das ganze Theater? Entweder bekamen sie den Auftrag oder nicht, und in seiner augenblicklichen Stimmung war ihm das auch ziemlich egal. Er zog seine Jacke an, wünschte Liz einen schönen Abend und ging durch die Straßen, in denen geschäftiger Feierabendbetrieb herrschte, zu Fuß zu seiner Wohnung in der Rutland Gate.
    Ernest trat aus der Küche heraus, wischte sich die Hände an der Schürze ab und zog die Augenbrauen in übertriebenem Erstaunen hoch.
    »Das ist ja phantastisch, Sie schon vor acht Uhr hier zu sehen. Was ist passiert? Ist die Firma abgebrannt, oder hatten die Gummifritzen eine Reifenpanne und sind gar nicht aufgekreuzt?«
    »Nein, Ern. Sie kamen und gingen wieder. Genau wie Caroline.«
    »O mein Gott. Ich dachte es mir schon, Sie sehen ein klein wenig mitgenommen aus. Sicher möchten Sie einen Drink?« Er sprach weiter, während er Eis und Whisky in ein Glas gab. »Was wollte sie denn diesmal? Eine Gefahrenzulage für das Leben in Belgravia? Man kann sagen, was man will, aber die junge Dame ist nie um eine Ausrede verlegen.«
    Simon sank in einen Sessel. Ernest reichte ihm den Drink, beugte sich dann hinunter und knöpfte

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