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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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Simon die Jacke auf. »Wenn wir so zugeknöpft dasitzen, sehen wir aus wie eine Ziehharmonika.«
    »Ja, Ern. Zum Wohl.«
    »Ach ja, beinahe hätte ich’s vergessen. Da war ein Anruf aus dem Ausland, eine Französin. Sie sagte, sie hätte gute Nachrichten.« Ernest verkniff sich ein Schmunzeln und sah Simon schräg von oben an. »Sie wollte mir nicht sagen, worum es ging, ich nehme also an, es ist etwas schrecklich Persönliches.« Sein Blick verriet diskrete Neugier.
    Simon lachte, zum erstenmal an diesem Tag. Es mußte Nicole gewesen sein. »Vermutlich geht es um meinen Auspuff.«
    »Fern sei von mir jeglicher Verdacht des Herumspionierens. Nennen Sie es, wie Sie wollen. Jedenfalls hat sie eine Nummer hinterlassen.« Ernest verschwand wieder in der Küche und schloß mit einem Schniefen und einer demonstrativ taktvollen Geste die Tür hinter sich. Simon zündete sich eine Zigarre an und dachte an die wenigen Tage, die er in der Provence verbracht hatte — an die Wärme, das Licht, das wunderbar braungebrannte Dekolleté — und begab sich zum Telefon. »Oui?«
    »Nicole, hier ist Simon. Wie geht es dir?«
    »Danke, gut. Deinem Auto auch. Endlich hat es das kleine Ungeheuer repariert. Hoffentlich hat er das Radio nicht geklaut.« Sie lachte, rauh und herzlich, und Simon wünschte sich, sie vor sich zu sehen.
    »Ich würde gerne kommen und es abholen, aber ich glaube nicht, daß das geht. Im Büro ist zu viel los. Ich werde jemanden schicken, der es abholt.«
    »Den Gentleman par excellence?«
    »Wen?«
    »Der am Telefon war. Er hört sich so korrekt an.«
    »Ach ja, das ist Ernest. Ja, ich werde ihn schicken. Er wird dir gefallen.«
    Es trat eine Pause ein, und Simon hörte, wie Nicole sich eine Zigarette anzündete.
    »Ich habe eine bessere Idee«, sagte sie. »Ich habe eine copin - eine Freundin in London aus früheren Zeiten. Sie hat mich schon so oft eingeladen. Da könnte ich doch dein Auto mitbringen? Das wäre doch lustig, oder?«
    »Das wäre wunderbar, aber ich...«
    »Du traust mir nicht, wegen deines teuren Autos?«
    »Ich würde dir sogar das beste Fahrrad meiner Tante anvertrauen.«
    Sie lachte wieder. »Also, abgemacht?«
    »Abgemacht.«
    Simon legte auf und ging pfeifend in die Küche. Ernest sah von der Schüssel mit Muscheln auf, die er gerade putzte, und nahm einen Schluck Weißwein. »Entdecke ich da zu Recht eine gewisse Besserung Ihrer Stimmung? Ich muß sagen, für eine Automechanikerin hört sie sich sehr kultiviert an.«
    »Sie tut mir einen Gefallen, bringt den Porsche zurück. Ist doch nett von ihr.«
    Ernest warf Simon von der Seite her einen skeptischen Blick zu. »Wie selten ist es doch, in dieser grausamen Welt eine gute Fee zu finden.«
    »Das müssen Sie doch wissen, Ern.«
    »Tue ich auch.«
     
    Nicole zog einen Mantel an, da es abends schon kühl war, und spazierte durch das Dorfzentrum zur alten gendarmerie. Außer einem Hund, der geduldig vor dem Metzgerladen saß, war nichts und niemand zu sehen. Simon hatte sich offenbar gefreut, von ihr zu hören. Schade, daß er nicht kommen konnte. In ihren Gedanken formte sich eine Idee, doch alles hing von einer Frage ab: Hatte er es wirklich ernst gemeint, als er sagte, er habe die Nase voll vom Werbegeschäft? Bei den Engländern konnte man ja nie wissen. Sie lachten und weinten gleichzeitig.
    Sie spähte durch die Tür der gendarmerie und ging dann behutsam über den Betonboden zu den fensterartigen Löchern an der gegenüberliegenden Seite. Der Mond über dem Lubéron warf ein milchiges Licht auf die Terrasse und die grauen Steinhaufen um den dunklen Aushub des unfertigen .Swimmingpools. Nicole versuchte sich vorzustellen, wie der Garten einmal aussehen würde, mit angelegten Beeten und vom Scheinwerferlicht angestrahlt, Musik und Lachen überall statt des heulenden Windes und des Geräuschs der flatternden Plastikplanen, mit denen die Zementsäcke an der Mauer abgedeckt waren.
    Sie entschloß sich, Erkundigungen einzuholen, vielleicht mit dem notaire zu sprechen, bevor sie nach London fuhr. Geschäftsmänner wollten immer Zahlen und detaillierte Informationen haben. Es war doch für ihn interessant, wenn er sich wirklich so langweilte, wie er sagte. Oder war es ihm nur um ein bißchen Mitgefühl beim Mittagessen gegangen? Sie waren manchmal so schwer zu begreifen, diese Engländer, so fremdartig waren sie, mit ihrem eigenartigen, unterkühlten Sinn für Humor und ihrem sang-froid, das einen manchmal wütend machen konnte. Sie fand es

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