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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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gab ihm einen Knuff und grinste. »So ein Hurensohn!«
    Simon las den Brief. Der Briefkopf lautete: »Büro des Generaldirektors«, darunter stand: »Glückwunsch. Hampton Parker.« Als Simon wieder aufsah, telefonierte Ziegler bereits mit der PR-Abteilung eine Etage tiefer und ließ eine Pressekonferenz anberaumen. Jegliche Anzeichen von Abgespanntheit waren verschwunden, er schwelgte im Siegestaumel und hatte wieder zu seiner alten Überheblichkeit zurückgefunden. Zu anderen Zeiten wäre Simon von derselben Erregung gepackt worden, nicht von diesem Gefühl träger Zufriedenheit, das mit Leere gepaart war. Letztlich handelte es sich doch nur um einen weiteren Auftrag, wenn auch einen sehr lukrativen.
    Ziegler knallte den Hörer auf den Apparat und blickte Simon über seine überdimensionale polierte Schreibtischplatte hinweg an. »Dreihundert dicke fette Millionen. Minimum!«
    »Damit können wir uns ein Weilchen über Wasser halten.« Simon streckte sich. »Gratuliere, Bob.«
    »Wenn das rauskommt, werden sie drüben bei M & R ein paar Leute aus dem Fenster schmeißen.« Die Vorstellung von massiven und unverzüglichen Entlassungen, die beim Verlust eines so großen Auftrags unvermeidlich waren, schien Ziegler erbauend zu finden. »Jetzt sind sie angreifbar. Ich schaue mir am besten mal an, was sie sonst noch alles so vorhaben und was wir uns unter den Nagel reißen können.« Er kritzelte etwas auf seinen Notizblock.
    Simon stand auf. »Na, ich kann jedenfalls nicht den ganzen Tag mit Ihnen vertrödeln. Ich sehe zu, daß ich die Ein-Uhr-fünfundvierzig-Maschine noch erwische.«
    Ziegler war darüber sehr erfreut, und das hatte Simon gewußt. Denn auf diese Weise hatte er die Pressekonferenz ganz für sich allein. »Sicher. Ich rufe Sie die nächsten Tage an.« Noch ehe Simon bis zur Tür gelangt war, hing Ziegler schon wieder am Telefon. »Ob es was Neues gibt? Das kann man wohl sagen. Hören Sie sich das mal an...«
     
    Simon ging als letzter an Bord der British Airways 004. Die anderen Passagiere blickten auf, als er den Gang entlang kam, doch als sich ihnen nur der alltägliche Anblick eines erschöpften Mannes in einem dunklen Anzug bot und nicht der eines Prominenten oder wenigstens eines Ex-Präsidenten, widmeten sie sich wieder ihren Aktenkoffern. Die Concorde mit ihrer Ladung Geschäftsreisender hob ab und reckte ihre Schnauze über den Atlantik.
    Simon unternahm einen halbherzigen Versuch, sich auf sein Bündel Faxe zu konzentrieren, ließ sich dann jedoch lieber von einem Glas Sekt ablenken. Er starrte in den blauen Himmel hinaus. Es war eine unglaublich erfolgreiche Reise gewesen, einer der größten Geschäftsabschlüsse seit vielen Jahren. Die City würde ihnen wohlgesonnen bleiben, der Aktienkurs hoch, er selbst reich. Er gähnte und ließ sich von der Stewardeß ein weiteres Glas Sekt reichen. Er dachte an die leere, unpersönliche Wohnung in der Rutland Gate, an die Zusammenarbeit mit Ziegler, die ein paar weitere Jahre andauern würde, bis einer von beiden den anderen ausbootete, sowie an die Schwierigkeiten, die ihn in London erwarteten, und ans Werbegeschäft.
    Jahrelang hatte es ihm Spaß gemacht, seinen Beruf gegen die herablassenden Kommentare seiner Zeitgenossen — Bekannte aus dem Bank- oder Rechtswesen, dem Verlagsbereich oder der Journalistik — zu verteidigen, wenn sie ihn mit überlegenem Lächeln fragten, was er nur daran finde, Reklame für Toilettenpapier oder Bier zu machen. Ihr kaum verhüllter Spott hatte ihn immer wieder überrascht. Einen »Werbefritzen« nannten sie ihn, immer mit einem gönnerhaften Schmunzeln auf den Lippen. Dieses Schmunzeln verschwand dann allerdings, wenn sie ihn um eine Gefälligkeit baten, wie etwa um Karten für den Centre Court.
    Na, zum Teufel mit ihnen. Sie waren ein lästiges Ärgernis, aber im Grunde genommen unwichtig, und Simon war es mittlerweile egal, was sie von ihm hielten. Aber auch das Geschäft interessierte ihn immer weniger, so wenig, daß er die Kabbeleien im Büro, die langweiligen Konferenzen und vor allem das ständige Umschmeicheln der Kunden nicht mehr mitmachen wollte. Vom Geschäftsführer bis zum niedrigsten Firmenvertreter verlangten sie alle unablässig nach Aufmerksamkeit, Beteuerungen, endlosen Diskussionen, regelmäßigen Geschäftsessen — kurz, nach diesem ermüdenden Ritualtanz, der offiziell »Kundenbetreuung« genannt wird. Und das nahm niemals ein Ende. Simon nickte ein. Als er aufwachte, war der Himmel schwarz,

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