Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
Vom Netzwerk:
auf und ab, während er seine Vorstellungen von der Verhandlungsstrategie erläuterte. Seine massige, kampflustige Gestalt hob sich vor der durchgehenden Spiegelglaswand ab, die den Blick auf die Sixth Avenue und auf Lower Manhattan freigab. Simon sah auf seine Uhr. In England war es jetzt sieben Uhr abends, und er hatte Lust auf einen Drink. Wenn er in London gewesen wäre, hätte er sich zu einem gemeinsamen Abendessen mit Nicole bereit gemacht, in irgendeinem ruhigen Lokal, oder noch besser in der Wohnung, wo sie sich nicht nur kulinarischen Genüssen hätten hingeben können. Er schüttelte sich und versuchte, sich auf Ziegler zu konzentrieren, der gerade am Ende seines Monologs angelangt war.
    »...also, vergessen Sie das nicht, okay? Wir machen ihm dieses bombastische Angebot für eine weltweite Werbekampagne — nicht dieses Kinkerlitzchen für einen begrenzten Markt. Die Welt ist hungrig, und wir geben ihr zu essen.« Ziegler blieb plötzlich stehen und deutete mit dem Zeigefinger auf Simon. »He, das ist gar kein schlechter Slogan, finden Sie nicht? Wozu brauchen wir noch die verdammten Texter?«
    Simon hatte im Flugzeug das Gourmetmenü aus der Mikrowelle abgelehnt und den ganzen Tag nichts gegessen. »Bei mir hat es funktioniert, Bob. Ich bin am Verhungern.«
    Ziegler hob argwöhnisch den Kopf. Er wußte nie genau, wann Simon etwas ernst meinte und wann er nur eine seiner rotzfrechen Bemerkungen machte, die als typisch englischer Humor galten. Im Interesse geschäftlicher Harmonie entschied er zu Simons Gunsten. »Selbstverständlich. Ich lasse gleich was kommen. Parker könnte vorzeitig eintreffen.«
    Doch er kam pünktlich auf die Minute, begleitet von einem Trio großgewachsener, lächelnder Manager mit dröhnenden Stimmen und schraubstockartigem Handschlag. Nach Zieglers Ausführungen über Parker hatte Simon eher O-Beine und Stetsons vermutet und war deshalb ein wenig überrascht, einen elegant gekleideten Mann vor sich zu sehen, dessen Anzug ganz nach Savile Row aussah. Eine lose gebundene Fliege, ein hageres, von der Sonne gegerbtes und runzliges Gesicht, schwere Augenlider. Simon dachte unwillkürlich an eine Eidechse.
    »Hampton Parker. Nett, Sie kennenzulernen, Mr. Shaw.« Er hatte eine trockene Raucherstimme, die durch seinen angenehmen, gedehnten Akzent etwas weicher klang. »Ich habe gehört, Sie sind zu unserer kleinen Unterredung eigens aus London angereist.«
    »So ist es. Bin heute morgen hergeflogen.«
    Sie setzten sich, und Simon bemerkte, daß Texaner tatsächlich Stiefel zu ihren Anzügen trugen.
    »Sagen Sie, Mr. Shaw«, meinte Parker, »kommen Sie eigentlich oft dazu, sich drüben Opern anzusehen? Das ist nämlich etwas, was ich bei mir zu Hause vermisse.«
    Simon sah, wie Zieglers Lächeln allmählich säuerlich wurde. »Nicht so oft, wie es mir lieb wäre. Aber ich versuche immer hinzugdhen, wenn Pavarotti nach London kommt.«
    Parker nickte. »Eine Wahnsinnsstimme.« Er holte eine Schachtel filterlose Chesterfields aus der Tasche und lehnte sich zurück. »Also, Leute, kommen wir zur Sache.«
    Die kleine Unterredung, wie Parker es genannt hatte, entpuppte sich als eine zweitägige Untersuchung von solcher Gründlichkeit, daß sowohl Simon als auch Ziegler am Ende völlig ausgelaugt waren. Am Morgen des dritten Tages saßen sie beim Kaffee und spekulierten über ihre Chancen. Zieglers Großspurigkeit war durch seine Erschöpfung gemildert, und Simon, der sein ganzes Adrenalin verausgabt hatte, wollte nichts als so schnell wie möglich nach London zurück. Die Faxe, die er von seiner Firma bekommen hatte, beteten die übliche Litanei herunter; nichts als Probleme.
    Eine der Sekretärinnen streckte den Kopf zur Tür herein. »Ein Paket für Sie, Mr. Ziegler.« Dann tauchte ein Bote auf, der hinter einem riesigen Karton auf einem Handkarren kaum zu sehen war. Vorsichtig stellte der Mann das Paket ab. Ziegler rief zu seiner Sekretärin hinaus: »Bringen Sie das hier raus, verstanden? Wir sind doch kein Lagerhaus, Herrgott noch mal.«
    »Tut mir leid, Mr. Ziegler. Es ist für Sie persönlich.«
    »Scheiße.« Ziegler stand auf und sägte mit einem Brieföffner an dem soliden Verpackungsband, dann riß er den Karton auf. Er war randvoll mit Büchsen, Tuben und Schachteln, die alle ein roter Stern, das Logo von Parker Foods, zierte. Mittendrin steckte ein Umschlag.
    Ziegler öffnete ihn und zog ein Blatt Papier heraus.
    »Dieser Hurensohn!« Er knallte das Blatt vor Simon auf den Tisch,

Weitere Kostenlose Bücher