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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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aufsperrte, vernahm er die Klänge von Beethovens Pastorale. Ernest saß im Wohnzimmer, vor sich auf dem Tisch eine Karte von Südfrankreich ausgebreitet, daneben ein Michelin und ein paar Prospekte für Sprachkurse. Auf Ernests Gesicht lag immer noch das breite Lächeln, das mehr oder weniger den ganzen Tag nicht von ihm gewichen war.
    »Sie haben also Ihre Meinung nicht geändert, Ern?«
    »Moi? Natürlich nicht. Ich kann es kaum erwarten, in meine Espadrillos zu schlüpfen und im Thymian herumzuhüpfen.« Er beugte sich über die Karte. »Aber wo genau ist es?«
    »Brassière-les-Deux-Églises.« Simon suchte den Punkt auf der Landkarte. »Hier. Es liegt etwa vierzig Minuten von Avignon entfernt. Sehr hübsche Landschaft, nicht allzu weit von der autoroute und vom Flughafen, und im Umkreis von zwanzig, dreißig Kilometern gibt es kein anderes Hotel. Die Lage ist bestens. Es könnte sehr gut laufen.« Er warf sein Jackett auf einen Stuhl und ging in die Küche. »Was gibt es denn?« Ernest sah von der Karte auf. »Ich habe etwas Passendes im Kühlschrank. Geht auf meine Rechnung.«
    Simon nahm die Flasche heraus und lachte. Mumm Grand Cordon Rosé. »Sie sind mir ein Früchtchen, Ern.«
    »Nichts vermag den Wangen eine passendere Tönung zu geben als rosa Champagner, sage ich immer. Und es ist schließlich ein festlicher Anlaß.«
    Simon brachte die Gläser und reichte eins davon Ern. »Sind Sie ganz sicher, daß Sie es machen wollen? Wirklich sicher?«
    »Was sollte ich denn tun, wenn Sie die Agentur verlassen? Den Chefhandlanger für seine Lordschaft Mr. Jordan spielen? Können Sie sich etwas Scheußlicheres vorstellen? Und ganz abgesehen davon: Das verspricht, Spaß zu machen, wie in den alten Tagen. Etwas Neues anfangen. Und Sie denken genauso, da bin ich sicher.« Er rümpfte die Nase. »Wir sollten also aufhören mit diesem Unsinn. Ich bin fest entschlossen.«
    Da saßen sie also am Tisch, Simon beschrieb die alte gendarmerie und ging den Zeitplan durch, den er bereits ausgearbeitet hatte. In den nächsten Tagen sollte ein Angebot für das Anwesen erstellt werden. Wenn die Sache nicht noch irgendwelche Flaken hatte, konnten sie am Wochenende schon hinüberfahren, den Kaufvertrag unterzeichnen und einen Architekten beauftragen. Er sollte für die Pläne und Kostenaufstellungen einen Monat Zeit bekommen, die Arbeiten sollten dann noch vor Weihnachten begonnen werden und Ende Mai abgeschlossen sein. In der Zwischenzeit wollte Simon sich so diskret wie möglich aus der Agentur zurückziehen, und Ernest würde sich zu Berlitz begeben.
    Ernest hatte sich Notizen gemacht, während Simon sprach, und sah zunehmend verwirrt aus.
    »Was mir ein kleines bißchen Sorgen macht«, meinte er, »ist, wie wir das alles von London aus bewerkstelligen sollen, selbst wenn wir zwei- oder dreimal im Monat rüberflitzen. Denken Sie nur an die Baufirmen in Kensington — sobald man sie aus dem Auge ließ, haben sie entweder gar nichts mehr oder aber etwas ausgesprochen Gräßliches gemacht.« Er sah auf seinen Notizblock. »Und dann die Frage des Personals, der Möbel, des Küchenchefs, des Weinkellers, zahllose Dinge, die an Ort und Stelle erledigt werden müssen. Ich würde liebend gern gleich morgen hinfahren, aber ich kenne ja keine Menschenseele dort. Es würde Monate dauern, bis ich die richtigen Leute gefunden hätte. Oder bin ich ein alter Spielverderber?« Simon mußte grinsen. »Ich hätte es Ihnen sagen sollen, Ern. Ich habe dort drüben eine Geheimwaffe. Erinnern Sie sich noch an Nicole Bouvier?«
    Ernest hob den Kopf und sah Simon mit zusammengekniffenen Augen prüfend an. »Ah. Unsere Auspufflady.«
    »Genau. Nun, ich bin letztes Wochenende hinübergeflogen, um sie zu treffen, und ich glaube, sie ist die Antwort auf all Ihre Fragen. Es war nämlich ihre Idee. Sie kennt dort Gott und die Welt, und, nun... sie könnte unser Mann vor Ort sein.«
    »Sozusagen.«
    »Sozusagen, Ern. Ja.«
    Ernest ging in die Küche und füllte erneut die Gläser. Er war keineswegs überrascht. Simon war anfällig. Das war einer der Gründe, warum Ernest ihn so gern hatte. Und er mußte zugeben, daß sie eine attraktive Frau war, eine Frau, die sehr gut zu Simon paßte. Und zudem, wie es der Zufall wollte, eine sehr nützliche Frau, und sie schien ihn zu mögen. Ärnest hatte sie ihn genannt. Sie war in jeder Hinsicht eine enorme Verbesserung gegenüber Caroline.
    »Gehe ich recht in der Annahme, daß Sie und Madame Bouvier ein bißchen mehr

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