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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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als nur miteinander bekannt sind?«
    »Ern, wenn Sie weiterhin so mit den Augenbrauen wackeln, werden sie eines Tages noch abfallen. Wir sind das, was man gute Freunde nennt.«
    »Ah. Tatsächlich.« Ernest konsultierte erneut seinen Notizblock. »Nun, ich muß auch ein kleines Bekenntnis ablegen, da dies nun mal der Augenblick für Enthüllungen zu sein scheint. Ich glaube, ich habe Ihnen noch nie von Mrs. Gibbons erzählt.«
    Simon wußte nur sehr wenig über Ernests Privatleben. Er hatte gelegentlich >einen Kumpel< erwähnt, den Simon immer für einen Mann gehalten hatte. Von Mrs. Gibbons hatte er noch nie etwas gehört.
    »Es würde mir das Herz brechen, wenn sie nicht mitkommen könnte«, fuhr Ernest fort. »Sie macht bestimmt keine Schwierigkeiten, das verspreche ich.«
    Simon zuckte die Achseln. »Was bedeutet schon einer mehr? Wenn Sie sie mögen, Ern, mag ich sie bestimmt auch.«
    »Hat ihre Jugend schon hinter sich, das arme alte Ding, aber Sie werden sie mögen, das weiß ich. Ein schwarzes Auge und ein vollständig haarloses rosa Bäuchlein. Geht wie ein betrunkener Matrose, ist aber sehr gut, was Mäuse angeht.«
    »Oh«, sagte Simon. »Eine Katze.«
    »Um Himmels willen, nein. Sie frißt Katzen, wenn sie sie erwischt. Nein, ein Bullterrier. Ich habe sie von einem Freund geerbt, der bei der Handelsmarine war — er war immer unterwegs, der Schuft — , und ich habe sie einfach so übernommen. Sie ist inzwischen schon drei Jahre bei mir.«
    »Was werden Sie noch aus dem Ärmel zaubern, Ern? Vielleicht einen Krallenaffen? Oder eine gezähmte Pythonschlange?«
    Ernest schauderte und schüttelte den Kopf.
    »Gut. Nun, da wir schon einen Hotelhund haben, sollten wir endlich das Hotel kaufen. Ich werde Nicole anrufen. Vielleicht kann sie fürs nächste Wochenende schon alles arrangieren.« Er sah Ernest an. »Wirklich keinerlei Zweifel?«
    Ernest schüttelte erneut den Kopf und lächelte wieder. Er machte bereits Pläne für seine neue Garderobe. Pastellfarben, überlegte er, vielleicht hier und dort einen türkisfarbenen Tupfer. Etwas Sonniges, passend zum Wetter.

12
     
     
     
     
     
    D ie drei standen zitternd und durchnäßt in der gendarmerie. Es hatte geregnet, als Simon und Ernest am Abend zuvor angekommen waren, und seitdem nicht mehr aufgehört — graue, windgepeitschte Regenschauer, Sturzbäche, die sich vom Überhang des Ziegeldachs ergossen und mit lautem Gurgeln die Rinnsteine der engen Straßen hinabplätscherten. Ein echt provenzalischer Regen. Brassière war wie ausgestorben, keine Katzen, keine Hunde, keine Menschen. Trübe lag das Dorf da, eingehüllt in eine Wolke bedrückender Düsternis, die sich über sonnenverwöhnte Orte herabsenkt, sobald einmal nicht die Sonne scheint.
    Sie hatten den Vormittag im Büro des notaire verbracht und das Verkaufsprozedere endlos und in allen Einzelheiten durchgekaut, wie es die Zollvorschriften verlangten. Schließlich wurden die Papiere unterzeichnet, der Bankwechsel über eine knappe halbe Million Pfund wurde begutachtet und für korrekt befunden, und die gendarmerie war in Simons Eigentum übergegangen. Nun waren sie mit einem von Nicole empfohlenen Architekten verabredet, der sich verspätete. Simon fühlte sich für das Wetter persönlich verantwortlich. »Das tut mir leid, Ernest«, sagte er. »Ist heute kein besonders schöner Anblick.«
    Ernest spähte zu der Wolke hinaus, die den Lubéron verbarg. »Sieht aus wie in Brighton während der Bankferien im August«, meinte er. »Aber das Haus ist faszinierend, das muß ich schon sagen. Unbegrenzte Möglichkeiten. Solange wir noch warten müssen, kann ich ja mal einen Blick nach unten werfen.« Fröhlich vor sich hin summend, verschwand er die Treppe hinunter.
    Nicole lächelte Simon an. »Gratuliere, monsieur le patron.« Sie küßte ihn mit kalten Lippen und warmer Zunge. »Bereust du es nicht?«
    In diesem Augenblick hörten sie hinter sich jemanden hüsteln, und als sie sich umdrehten, stand eine triefend nasse Gestalt in der Tür, die einen winzigen Taschenschirm ausschüttelte. »M’sieu dame, bonjour. Quel temps!«
    François Blanc hatte den Lubéron ein paar entscheidende Jahre früher als die anderen Pariser Architekten entdeckt, bevor auch diese erkannten, daß Sonne, malerische Ruinen und vermögende Kunden eine angenehme und gewinnträchtige Alternative zur Planung von Büro- und Wohnklötzen in Neuilly darstellten. Er war hierhergezogen und hatte einige magere Jahre überstehen

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