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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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verlassen kann.«
    Erleichterung, Neugier und schließlich Gier zeichneten sich nacheinander auf Jordans Gesicht ab, bis schließlich ein tiefer Ernst die Oberhand gewann. »Absolut, alter Junge. Bis ins Grab.«
    »Hoffen wir, daß das nicht notwendig ist.« Simon stand auf und gab Jordan einen Klaps auf die Schulter. Sein Anzug fühlte sich an wie Gestrüpp. »Gut. Ich bin froh, daß das geklärt ist.« Als Jordan fort war, ging es Simon durch den Kopf, welch glücklicher Zufall es doch war, daß das gerade in diesem Augenblick passiert war. Gerissener Hund, natürlich hatte er vorgehabt, das Geschäft an sich zu reißen und sich dann aus dem Staub zu machen. Nun aber, mit den neuen Zahlen, konnte ihm Simon ein hübsches Sümmchen unter die Nase halten, so daß er bleiben würde, und das war das wichtigste. Simons Weggang aus der Agentur hing davon ab, daß Jordan den Laden weiterführte. Sämtliche großen Kunden fühlten sich, wer weiß warum, wohl bei ihm. Wahrscheinlich gingen sie alle zu demselben blöden Schneider.
    Simon nahm die Pressemitteilung mit in Liz’ Büro. »Könnten Sie das bitte rausschicken, Liz? Der übliche Verteiler. Und ich brauche Ernest. Wissen Sie, wo er steckt?«
    »Ernest ist bei Leonard, Mr. Shaw. Sie sehen sich die Pflanzen an.«
    »Ich verstehe. Nun, wenn er seine kleinen, grünen Finger zur Tür hereinsteckt, könnten Sie ihn vielleicht bitten, zu mir zu kommen.«
    Simon kehrte in sein Büro zurück und starrte aus dem Fenster auf den Hyde Park hinaus. Die Bäume hatten ihre Blätter verloren, und die Jogger — woher nahmen sie bloß die Zeit? — hatten sich dick eingemummt, ihr Atem hinterließ graue Wölkchen in der Luft. Er dachte daran, Gymnastik zu betreiben, und er dachte an Nicoles schlanken, fast muskulösen Körper. Sie aß ja auch wie ein Pferd. Es klopfte, und als er sich lächelnd vom Fenster abwandte, stand Ernest auf der Schwelle.
    »Morgen, Ern. Wie geht es den Pflanzen?«
    »Ich freue mich, sagen zu können, daß sie grün sind, obwohl unser junger Leonard etwas großzügig mit dem Dünger umgeht. Ich glaube, er träumt von einem Dschungel. Ehe wir uns versehen, hat er Papageien bestellt. Sie haben mich hergebeten?«
    »Ja, kommen Sie herein. Und schließen Sie lieber die Tür.« Überrascht zog Ernest ein wenig die Augenbrauen hoch. Verschlossene Türen bedeuteten geheime Mitteilungen.
    »Setzen Sie sich, Ern. Ich habe eine Überraschung für Sie.« Zögernd suchte Simon nach den richtigen Worten. Er hätte sich das vorher genauer überlegen und nicht so ungeduldig sein sollen. »Ern, ich denke daran, die Agentur zu verlassen. Ich habe in der Provence ein Anwesen gesehen, das ich gerne kaufen würde.«
    Ernest sagte nichts, sein Gesichtsausdruck war plötzlich sehr ernst.
    »Ich könnte ein phantastisches kleines Hotel daraus machen, absolut phantastisch, und es könnte bis zum nächsten Sommer fertig sein — Restaurant, Swimmingpool, ein Dutzend Zimmer, ein herrlicher Ausblick. Alles ist bereits vorhanden. Es muß nur noch fertiggestellt werden. Ich würde es wirklich sehr gerne machen.«
    Ernest starrte hinunter auf seine Hände, die fest um die Knie geschlungen waren. »Das klingt sehr schön.« Er seufzte. Plötzlich sah er viel älter aus. »O ja. Das mußte kommen, denke ich, etwas in dieser Art. Die Agentur macht Sie nicht mehr glücklich, nicht wahr?« Er sah Simon an und versuchte zu lächeln. »Ja, es ist sicher der richtige Zeitpunkt für Sie, etwas anderes zu machen. Nun... viel Glück, mein Lieber. Viel Glück.«
    »Nein, Ern, ich drücke mich sehr ungeschickt aus.« Simon fühlte sich unbeholfen und dumm. »Wissen Sie, nicht im Traum würde ich das tun, wenn Sie nicht mitkommen würden. Nicht einfach nur wegen der alten Zeiten. Ich könnte gar kein Hotel so führen, daß ich davon leben könnte — ich habe Geld, ich habe Kontakte, ich habe den entsprechenden Enthusiasmus, aber das alles genügt nicht. Gute Hotels — die besten Hotels — sind deshalb gut, weil jedes Detail stimmt. Und Sie wissen, wie es bei mir mit den Details bestellt ist, absolut hoffnungslos. Aber Sie... ach, ich weiß nicht. Ich sehe Sie einfach vor mir, wie Sie dort den Laden schmeißen. Ich kann es nicht allein machen.« Simon zuckte die Achseln und grinste. »Außerdem würde ich Sie wahrscheinlich vermissen, obwohl Sie ein verdammter alter Nörgler sind.«
    Es war fast rührend zu sehen, wie die Freude wieder in Ernests Gesicht zurückkehrte. Es hellte sich förmlich auf,

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