Hotel Pastis
Françoise.«
»Bye-bye, Simon.«
Lächelnd ging er den Weg zur gendarmerie zurück. Als Empfangsdame würde sie einigen männlichen Gästen das Herz brechen.
Als er auf die geöffnete Tür zuging, entdeckte er drei Personen, die vor dem Eingang standen. »Na dann«, sagte eine von ihnen, »gehen wir also rein. Aus der Werbebranche ist er, hast du gesagt, Ambrose? Ein gräßlicher kleiner Kerl mit einer Fliege.« Sie traten ein, und Simon erkannte die Valiums, gefolgt von einem kleinen, schmächtigen Mann mit einem übergroßen Kopf. Der beau monde von Brassière war eingetroffen. Simon wartete noch ein paar Sekunden, bevor auch er in die wohlige Wärme des Raumes zurückkehrte. Die Valiums und Crouch hatten sich an einem kleinen Tisch in der Ecke niedergelassen und sich eine Flasche Champagner organisiert. Sie lehnten sich mit lustloser Miene zurück, abgekapselt von der Fröhlichkeit und den Gesprächen um sie herum. Simon nahm seine ganze Kraft zusammen und versuchte, freundlich zu sein. Dann ging er an ihren Tisch hinüber.
»Freut mich, daß Sie gekommen sind. Ich bin Simon Shaw.« Es war, als ob er drei kalten Fischen die Flossen schüttelte. Mrs. Valium, deren beinahe hübsches, jedoch ausdrucksloses Gesicht von langem glatten Haar umrahmt wurde, lächelte zaghaft. Der Gesichtsausdruck von Mr. Valium veränderte sich nicht hinter seiner Sonnenbrille, die er trug, um sich gegen das Kerzenlicht zu schützen. Simon erinnerte sich nicht, jemals drei ungesündere Gesichter gesehen zu haben: bleich und wächsern.
»Sie sind also«, sagte Crouch, »der berühmte Werbefachmann. Schön, schön. Habe die Ehre.« Seine Stimme klang nasal, in einem übellaunigen Bariton, der Simon an einen sarkastischen und verhaßten Lehrer aus der Schulzeit erinnerte. »Woher wissen Sie, daß ich in der Werbebranche arbeite?«
»Ich bin Journalist, Mr. Shaw. Es gehört zu meinem Job, über unsere wackeren Industriebosse auf dem laufenden zu sein.« Die Valiums lächelten schwach und spielten mit ihren Champagnergläsern.
»Ich habe erfahren«, fuhr Crouch fort, »daß das hier ein Schickeriahotel werden soll.« Er redete in einem Tonfall, als handle es sich um einen Hundehaufen, in den er soeben getreten war.
»Ein kleines Hotel, ja.«
»Genau das, was das Dorf braucht.«
»Die Bewohner scheinen ganz glücklich darüber zu sein.«
»Nicht alle, Mr. Shaw. Sie haben doch sicher meine Kolumne gelesen und wissen, was ich von der Zerstörung der Provence durch den sogenannten Fortschritt halte.« Crouch nahm einen großen Schluck Champagner und nickte den Valiums zu. »Nein, nicht alle Dorfbewohner sind begeistert von der Vorstellung, daß die Straßen mit dicken Mercedes verstopft sind und sich überall herausgeputzte Ausflügler breitmachen.«
»Aber da übertreiben Sie doch etwas.«
Crouch fuhr fort, als ob er nichts gehört hätte. »Aber ich denke, wir müssen die Öffentlichkeit darüber urteilen lassen. Wie sagt man in Ihrer, äh, Zunft? Schlechte Werbung ist besser als keine.« Er lachte, und die Valiums verzogen das Gesicht zu einem Grinsen. »Wir werden ja sehen.«
Simon griff nach der Champagnerflasche, schenkte Crouch nach und erwiderte: »Was für ein seltsamer Zufall, über Werbung wollte ich gerade mit Ihnen sprechen. Vielleicht gehen wir lieber hier hinüber. Ich möchte Ihre Freunde nicht langweilen.«
Crouch sah ihn an und stand auf. »Na gut, das hört sich amüsant an.«
Simon führte ihn in eine ruhige Ecke hinter der Bar. Das Kaminfeuer beschien Crouchs Gesicht, und Simon bemerkte Schweißperlen auf seiner Stirn und seiner Oberlippe. Er mußte bereits etwas getrunken haben, bevor er hierhergekommen war, denn sein säuerlicher, nach Weißwein riechender Atem wehte ihm entgegen.
»Nun denn, Mr Crouch. Die Werbung.« Simon lächelte und versuchte, seine Stimme freundlich und vernünftig klingen zu lassen. »Ich hätte es gern, wenn über das Hotel nichts in der Presse stünde, bevor es eröffnet ist. Sie kennen ja das kurze Gedächtnis der Öffentlichkeit.«
Crouch sah ihn schweigend an, und sein Mund verzog sich langsam zu einem höhnischen Grinsen. Also so lief der Hase. Dieser Gauner, der das dicke Geld absahnte, wollte ihn um einen Gefallen bitten.
»Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich Ihre Kommentare für später aufheben würden.« Simon stand auf und holte eine Champagnerflasche aus einem Eiskübel. »Noch etwas Champagner?«
»Es kostet mehr als ein bißchen Champagner, um mich daran zu
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