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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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Ausblick«, sagte Simon. »Bestimmt fünfzehn, zwanzig Kilometer weit, und man sieht kaum ein Haus.«
    Ernest wies nach Westen. »Und hier, genau hinter diesen lieblichen Hügeln, geht die Sonne unter. Man kann es vom Poolhouse aus beobachten. Das habe ich neulich einmal gemacht, und es war ganz außerordentlich. Fast zu schön, um wahr zu sein.«
    Sie gingen zum Poolhouse hinüber, wo Blanc aufgeregt zwischen den Maurern hin und her lief, die alle gemeinsam anpackten, um eine drei Meter große Steinplatte hochzuheben, die Theke der zukünftigen Bar.
    »C’est bon? Attention aux doigts! Allez... hop!«
    Man konnte beinahe die Muskeln krachen hören, als die Maurer die Platte in Brusthöhe hoben, ehe sie sie mit nervenzermürbender Langsamkeit behutsam auf den feuchten Verputz der Bar herabließen. Blanc sprang herbei und legte eine Wasserwaage an, prüfte und runzelte die Stirn. »Non. Il faut le monter un tout petit peu.« Dabei bückte er sich und nahm zwei kleine, keilförmige Steine, dann winkte er den kräftigsten Maurer zu sich heran.
    Claude ging in die Knie, um seine eine Schulter unter die Steinplatte zu schieben. Mit einem Ruck, der seine Halsadern anschwellen ließ, hob er die Platte an, unter die Blanc blitzschnell die beiden Keile schob und nochmals mit der Wasserwaage prüfte. » Out, c’est bon.« Die Maurer schnauften vor Anstrengung und rieben sich die kalten und wunden Finger.
    Blanc wischte sich die staubige Hand am Hosenboden ab, bevor er sie Simon und Ernest zur Begrüßung hinstreckte. Alles gehe glatt, berichtete er. Das Wetter sei bisher günstig gewesen; bald seien die Außenarbeiten abgeschlossen, und die Maurer konnten den Rest des Winters drinnen arbeiten. Er rief einen von ihnen zu sich, um ihn Simon vorzustellen — einen jungen, untersetzten Mann mit breiten Schultern, die knapp unter den Ohren anzufangen schienen. Er trug einen leichten Bart und machte einen fröhlichen und intelligenten Eindruck.
    »Monsieur Fonzi«, sagte Blanc, »le chef d’équipe.«
    Fonzi grinste, sah auf seine zementverschmierten Hände und hielt Simon zur Begrüßung den Arm hin, der sich hart wie Stahl anfühlte.
    »Sie kommen doch alle heute abend, oder?« fragte Simon. »Beh oui, volontiers.« Er grinste wieder, nickte und sah sich nach den anderen Maurern um, die rauchend an der Bar standen und herüberschauten. Claude und Jojo schnappten noch immer nach Luft, Jean und Bachir massierten sich die wunden Finger. »On prend les vacances? Allez!«
    Blanc entschuldigte sich und ging wieder an die Arbeit. Ernest sah auf die Uhr. »Ich gehe besser rein. Man hat mir versprochen, die Blumen noch vor Mittag zu liefern.«
    Langsam ging Simon um den Pool herum und setzte sich auf einen Stapel Steinplatten. Wie würde es im Sommer sein — Gäste am Pool, auf der Terrasse der Duft von Thymian und Lavendel, Mittagessen an Tischen im Freien unter Sonnenschirmen aus beigefarbenem Leinen, die das grelle Sonnenlicht in eine weiche diffuse Helligkeit verwandelten. Er dachte nach, wer wohl die ersten Gäste sein würden. Vielleicht sollte er Philippe aus Paris einladen, mit einer seiner dekorativen Freundinnen von Vogue. Was würde Nicole von ihm halten?
    Das Kreischen einer Kreissäge, mit der im Poolhouse Ziegeln zurechtgeschnitten wurden, ließ Simon zusammenzucken. Was war das für ein harter Beruf, Maurer. Kalt, schmutzig, laut und gefährlich. Wenn einer von ihnen diese Platte fallen ließ, wäre sofort ein Bein gebrochen oder ein Fuß zerquetscht. Die Säge, die mühelos Stein entzweischnitt, würde im Nu durch Fleisch und Knochen hindurchgehen. Das Geld, das diese Leute bekamen, war sauer verdient. Simon spürte, wie die Kälte von den Steinplatten langsam in seine Kleider kroch. Mit einem schuldbewußten Gefühl angesichts seiner eigenen privilegierten Stellung ging er ins Haus hinein und widersprach nicht, als Ernest ihm ein Glas Wein anbot.
     
    Alle drei hatten einen anstrengenden Nachmittag hinter sich, und es dämmerte bereits, als Ernest endlich mit seinen Vorbereitungen zufrieden war. Die Kohlebecken glühten, die Kerzen warfen flackernde Schatten an die Wände, Vasen mit rosafarbenen Tulpen schmückten die Tische. Essen war reichlich vorhanden, genug für eine längere Zeit der Belagerung — terrines, charcuterie, Salate, verschiedene Käsesorten, eine riesige daube, die über glühender Holzkohle warm gehalten wurde, gateaux und Torten sowie eine riesige Schüssel mit Ernests gefährlich alkoholischem

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