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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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ausgewachsene Olivenbäume zum prix d’ami — es schien, als habe die ganze Welt irgend etwas zum Verkauf anzubieten. Doch keiner legte eine solche Hartnäckigkeit an den Tag wie der erklärte Feind aller Einbrecher, Jean-Louis, der mit Alarmanlagen handelte.
    Mindestens einmal am Tag rief er an oder kam vorbei, um sie über die neuesten Verbrechensstatistiken im Vaucluse aufzuklären. Nach seinen Worten grassierte der Diebstahl, und nichts war mehr sicher. Autos verschwanden in Sekundenschnelle, Häuser wurden ausgeplündert, Gartenmöbel und Statuen bekamen plötzlich Flügel, nicht einmal mehr das Hotelbesteck war vor Langfingern sicher. Wie er Nicole versicherte, wäre es ihm eine große Ehre, ein Sicherheitssystem installieren zu dürfen, das sogar das der Banque de France in den Schatten stellte. Den Einbau würde er selbstverständlich höchstpersönlich überwachen. Nicht einmal eine Ratte aus den Feldern könne unbemerkt hindurchschlüpfen.
    »Hört sich nach einem gewieften Hochstapler an«, meinte Simon. »Wozu brauchen wir das denn alles? Es wird sich immer jemand im Hotel aufhalten. Außerdem können wir Mrs. Gibbons abrichten, jedem auf Befehl an die Gurgel zu springen.« Nicole zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, er sucht nach Arbeit — chef de sécurité, verstehst du. Er ist recht nett, aber ein wenig louche. Du hast ihn auf der Party kennengelernt.«
    »Und wie steht’s um den anderen Chef, den der Küche?«
    »Im Augenblick gibt es zwei Möglichkeiten. Ein junger Mann, der als zweiter Chef in einem großen Hotel an der Küste arbeitet und seine eigene Küche möchte. Man sagt, er ist gut und hat den Ehrgeiz, berühmt zu werden. Die andere Möglichkeit...«, Nicole zündete sich eine Zigarette an und stieß lachend den Rauch aus, »... heißt Madame Pons. Sie stammt aus der Gegend und ist eine wunderbare, aber temperamentvolle Köchin. Zuletzt hat sie in Avignon gearbeitet, aber da hatte sie Streit mit einem Gast, der meinte, die Ente sei nicht durch. Da stürzte sie empört aus der Küche und paf! Es muß ziemlich theatralisch gewesen sein.«
    »Was halten Sie von einer theatralischen Chefköchin, Ern?«
    »Künstler sind immer ein wenig kompliziert, mein Guter. Wir wissen das ja alle.«
    »Ich habe einmal ihr soufflé aux truffes gegessen«, sagte Nicole, »und Huhn mit Estragon. Superbe.« Sie sah auf die Uhr und stand auf. »Und ich kann euch jetzt nur meinen armseligen kleinen cassoulet anbieten.«
    Was Nicole als armseligen kleinen cassoulet bezeichnete, war ein kräftiger, reichhaltiger Eintopf aus Wurst, Lamm- und Gänsefleisch und Bohnen, darauf eine dünne Schicht Weißbrot. Sie stellte die tiefe irdene Auflaufform auf den Tisch, dazu gab es Wein von Rasteau, den sie ausprobierten, um vielleicht ihren Weinkeller damit auszustatten. Der riesige Brotlaib war in Scheiben geschnitten, die sich schön weich anfühlten. Der gemischte Salat wurde angemacht, die Weingläser gefüllt, und als Nicole die Kruste des cassoulet durchschnitt, stieg ein appetitlicher Duft empor. Simon steckte grinsend seine Serviette in den Hemdkragen. »Ich muß ja schließlich auf deine Hemden aufpassen.«
    » Bon. Jetzt eßt, ehe es kalt wird.«
    Sie kamen überein, daß die Frage des Küchenchefs möglichst rasch geklärt werden mußte, und zwar noch bevor die Küche gebaut und eingerichtet wurde. Mit einem guten Koch konnte sich ein Hotel schon nach einer Saison einen Namen machen und das ganze Jahr über Gäste aus der näheren Umgebung anlocken. Aber den richtigen Koch zu finden, das war in der Tat ein Problem. Sollte man sich, anonym wie ein Michelin-Restaurantprüfer, in den Lokalen auftischen lassen? Und wenn, wie konnte man dann wissen, daß der Küchenchef selbst kochte, nicht nur eine talentierte Küchenhilfe?
    Ernest tupfte seinen Mund mit der Serviette ab, nahm dann einen Schluck von dem Wein und kaute ihn eine Weile, ehe er ihn hinunterschluckte. »Mmmm. Sehr vielversprechend. Wollen wir den Cairanne probieren? Es ist wunderbar, daß die Weinberge alle so nahe sind.« Er stand auf, um frische Gläser zu holen, und schenkte ein. »Nun, wollen Sie einen Vorschlag hören, wie dieses Problem gelöst werden könnte?«
    »Eine weitere pensée, stimmt’s, Ern?«
    »Genau, mein Bester. Ich schlage vor, daß wir jeden Koch unserer engeren Wahl bitten, nach Brassière zu kommen — was sie sicher ohnehin vorhaben — und uns zu bekochen. Eine Kostprobe im wahrsten Sinn des Wortes. Warum nicht?« Nicole und

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