Hotel Transylvania
gerichtet war. Ihr könnt Euch seine (das heißt, Domingo y Roxas') Verwirrung vorstellen, als der Fremde geradewegs zur Schänke ›Zum Roten Wolf‹ ging.. Dort, im Schankraum, warf er seine Gewänder ab und Domingo y Roxas sah, dass es Le Grâce war!
Le Grâce blieb eine Weile im Gasthaus, trank Wein und schwor, er habe endlich den Weg zu Reichtum und einem sicheren Leben gefunden. Domingo y Roxas, der ihn weiterhin durch ein kleines, schmutziges Fenster beim Kamin beobachtete, meinte Le Grâce damit angeben zu hören, dass ein großer Herr ihm Geld und Juwelen geben müsse, um sein Schweigen in einer bestimmten Sache zu erkaufen.
Da er sah, dass Le Grâce sehr betrunken war, so eilte Domingo y Roxas, uns von diesem schrecklichen Vorkommnis zu berichten.
Le Grâce ist nicht tot, wie wir hofften. Es ist sicher, dass er uns Schwierigkeiten machen wird, so er kann. Dass er Domingo y Roxas erkannte, ist gewiss, denn er (das heißt, Domingo y Roxas) war völlig ohne Verkleidung. Schon der Tonfall seiner (das heißt, Le Grâces) Sprache zu Domingo y Roxas zeigt, dass er mehr von uns weiß, als sicher ist. Wir können nicht wagen, die Bedrohung, die Le Grâce bedeutet, zu ignorieren.
Eure Hoheit, ich dränge Euch, auf der Hut zu sein. Ihr, wir, sind überall in Gefahr. Ich bitte Euch, uns bei der nächsten Gelegenheit die Möglichkeit eines privaten Gespräches zu gewähren. Ich habe Euren Diener gebeten, Euch zu warnen, sollte er Euch sehen, bevor Ihr dies lest.
Um Zwölf Uhr. Ich bin wie immer
Euer demütigster, Gehors. Dien. Zu Eurem Befehl,
Beverly Sattin
5
Saint Sebastien drehte sich langsam zu Le Grâce herum, und das Funkeln in seinen verschleierten Augen war außerordentlich unerfreulich. Seine Worte klangen gelassen, aber die rasende Wut in seinem Gesicht war nicht zu verkennen. »Vielleicht«, sagte er zu Le Grâce, der sich auf unelegante Weise auf dem Brokatsofa vor dem größten Buchregal hinflegelte, »wollt Ihr so gütig sein, Le Grâce, und mir sagen, was Ihr hiermit zu bezwecken dachtet?« Er hielt das schmierige Blatt in die Höhe, auf dem Le Grâces mit unbeholfener Hand geschriebene Erpressernachricht stand.
Le Grâce schüttelte den Kopf, vielleicht um abzustreiten, dass die Nachricht von ihm stammte, oder vielleicht auch, um seinen Kopf von der Wirkung des Weines zu befreien, den er noch wenige Stunden zuvor so großzügig zu sich genommen hatte. Er wischte sich über das stoppelige Kinn und stieß einige undeutliche Worte hervor. »So ... war es doch ... gar nicht, Baron. Ihr ... missversteht mich.«
»Das bezweifle ich, Le Grâce«, sagte Saint Sebastien zuckersüß, als er mit dem Brief gegen seine Handfläche tippte. »Ihr drohtet mir mit Entblößung. Nein«, sagte er scharf, als er sah, dass Le Grâce ihn unterbrechen wollte, »streitet es nicht ab. Ihr habt mir diesen Unsinn von dem Mann in Schwarz und Weiß aufgetischt! Dafür habt Ihr Euch den Falschen ausgesucht. Denkt nicht, dass ich Täuschungen dulden werde. Oder Drohungen.«
»Aber ich lüge nicht«, protestierte Le Grâce vergeblich.
»Ihr tätet besser daran, Euren Irrtum einzugestehen, Le Grâce.« Saint Sebastien ging zum Sofa und stützte einen Arm auf die Rückenlehne. Der Samt seines Hausmantels streifte Le Grâces Wange, und einen Augenblick lang dachte er, dass dieser aufschreien müsste. »Wenn Ihr denkt, mich mit Eurer Dummheit ablenken zu können, so warne ich Euch, dass es Euch nicht gelingen wird.«
»Ich sage Euch, er ist der Mann!« Le Grâce schreckte vor Saint Sebastien zurück und musste feststellen, dass die feingliedige langfingrige Hand auf der Sofalehne seinen Kragen gepackt hatte und sich nun grausam verdrehte.
»Was muss ich nur tun, um Euch zu überzeugen, Le Grâce? Ich kann nicht gestatten, dass Ihr so weitermacht.« Der Druck auf den Hals des Zauberers verstärkte sich, als Saint Sebastien die Hand weiter verdrehte. »Ich bin kein geduldiger Mann, Le Grâce. Ich warne Euch, dass Ihr mit dieser törichten Starrköpfigkeit meinen Zorn nur noch steigert.«
Le Grâces Gesicht hatte eine ungesunde fleckige Farbe angenommen, und er zerrte verzweifelt an seinem Halstuch. »Aber er ist es!«, beharrte er japsend.
Saint Sebastien seufzte resigniert. »Nun wohl, Le Grâce. Da Ihr Euch weiterhin weigert ...« Er trat zurück und entließ Le Grâces Halstuch aus
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