Hotel Transylvania
Unterfertigter Arzt hat erfahren, dass le Comte Mohnsirup in seinem Besitz hält, und empfiehlt also dessen Anwendung an dem Mann Hercule, sofern er Schmerzen hat und die Schmerzen zu groß sind. Doch warnt unterfertigter Arzt le Comte davor, ihn nicht allzu oft anzuwenden, und bittet le Comte, daran zu denken, dass unterfertigter Arzt festgestellt hat, dass die fortgesetzte Verabreichung solcher Arznei zur Abhängigkeit von dieser führen kann, was nicht wünschenswert ist.
Unterfertigter Arzt nimmt sich die Freiheit, le Comte in zehn Tagen aufsuchen zu wollen, um den Mann Hercule zu examinieren und festzustellen, dass keine Infektion sich erhoben hat, und sich zu vergewissern, dass die Erholung fortschreitet. Falls unterfertigter Arzt es für geraten hält, wird er den Mann Hercule an jenem Tag zur Ader lassen.
Wenn unterfertigter Arzt le Comte erneut zu Diensten sein kann, versichert er ihm, dass es ihm eine Ehre ist, dem Haushalt von le Comte zu jeder Zeit zu dienen. In der Versicherung, Euch ganz zur Verfügung zu stehen, unterfertigt
Andrè Schoenbrun, Arzt
le Rue de Ècoulè-Romain
6
Lucienne Cressie betrachtete den sich verdüsternden Raum aus starren, erschöpften Augen. Nichts wirkte vertraut, obgleich sie fast jede Nacht seit ihrer Hochzeit mit Achille hier geschlafen hatte. Von den schweren Vorhängen um ihr Bett bis zu den hohen vergoldeten Schränken an der hinteren Wand war ihr alles so fremd, wie es die Inneneinrichtung der Privatgemächer eines chinesischen Kaisers gewesen wäre.
Vor einiger Zeit war ihr Gatte bei ihr gewesen. Sie war sich nicht ganz im Klaren, wie viel Zeit verstrichen war, seit er sie verlassen hatte, denn der Wein, den er ihr gebracht hatte, war gewiss vergiftet gewesen. Ihre Bewegungen waren schwach, und sie spürte eine kriechende Übelkeit in ihrem Körper.
Sie griff wie eine Ertrinkende nach den Laken und fragte sich, was wohl aus ihr werde. Jeden Tag sagte sie sich, dass sie ihr Spottbild einer Ehe noch ein wenig länger aufrecht erhalten konnte, aber nachts, allein, ohne dass etwas anderes als ein Traum von ihr Besitz ergriff, spürte sie, wie ihr Mut ausgehöhlt wurde. In solchen Augenblicken halfen ihr auch keine Gebete, und das ängstigte sie mehr als alles andere.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie an die wenigen Augenblicke dachte, die Achille ihr gewidmet hatte, an seine Missachtung ihrer Leiden, seine hartherzige Gleichgültigkeit ihren Bitten gegenüber. Am heutigen Abend hatte sie ihn angefleht, sie in einen Konvent gehen zu lassen. Sie war sogar bereit, ganz und gar zu verschwinden, vielleicht in die Neue Welt, damit sie ihm auf gar keine Weise mehr zur Last fallen würde. Er hatte gelacht und gesagt, dass er, wenn sie sich der Religion zuzuwenden wünsche, alles daran setzen würde, ihr diese Gelegenheit zu verschaffen. Er hatte sie wie schon in der vorigen Nacht in das Zimmer eingeschlossen.
Sie hatte eine Zeit lang auf ihrem neuen Violoncello gespielt, fand jedoch nur wenig Trost in seiner Musik; und ihr Geist begann davon zustreifen, als die Droge ihren Verstand in Besitz nahm.
Nun lag sie auf dem Bett und spürte, wie ihr Widerstand zerbröckelte. Sie wusste, dass Achille etwas für die heutige Nacht plante. In der Nacht davor hatte sie bis in die frühen Morgenstunden gelauscht, während Achille und seine Spießgesellen sich in der Bibliothek im unteren Stockwerk unterhalten hatten. Es hatte nach Sprechgesängen geklungen, und viel später nach Schreien und Bemerkungen, die ihr verraten hatten, dass die Männer das vollführten, was Achille als den Ritus Athens bezeichnet hatte. Sie schloss die Augen und versuchte, ihre Gedanken zu einem Gebet zu sammeln.
Ein Schwindel überkam sie und sie riss die Augen in der vergeblichen Hoffnung auf, dass die Bilder dann zur Ruhe kämen. Ihr Kopf schmerzte abscheulich, und es klingelte in ihren Ohren.
Das Zimmer schien viel dunkler geworden zu sein, und sie glaubte, dass sie geschlafen habe oder immer noch schlief. Da es ihr nicht gelang, die Fransen des Baldachins am Fuß des Bettes klar zu erkennen, drehte sie den Kopf zur Wand. Als sie auf die dicken Falten des Bettvorhangs starrte, dachte sie, dass der Stoff sich bewege. Sie wollte sich umdrehen und stellte fest, dass sie es nicht konnte.
Seine Augen waren warm, so warm und so hungrig.
Es war wieder der Traum, und dieses Mal spürte sie, wie sie sich dem Bild mit
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