Hotel Transylvania
ganz leise, und sie sah ihn wieder an und verhielt ihre Stute zu einem langsameren Trab. »Eure Tante meint es gut mit Euch. Sie kennt es nicht anders.«
Mit zusammengeschnürter Kehle nickte Madelaine. »Sie erklärte mir, was Frauen zu erwarten haben. Oh Saint-Germain, aber ich will mehr.«
Bei diesem Ausbruch lächelte er schwermütig.
Sie sah ihn herausfordernd an. »Ich habe gehört, dass Ihr schon an vielen Orten wart und viele Dinge gesehen habt... Ich wünschte mir, dass ich an viele Orte gehen und viele Dinge tun könnte.«
Seine Augen nahmen einen merkwürdigen Blick an. »Ein solches Leben ist sehr einsam, Madelaine.«
Jetzt rötete sich ihr Gesicht, und ihre Stimme nahm einen wütenden Unterton an. »Denkt Ihr denn, dass eine Ehe mit de la Sept-Nuit nicht einsam wäre? Denkt Ihr denn, dass eine Ehe mit irgendeinem von denen« – mit heftiger Geste deutete sie auf die herumtollenden Jungen Männer weit vor ihnen – »irgendetwas anderes denn einsam wäre? Zumindest ist Euer Leben interessant.«
Nach einer kurzen Pause nickte er. »Ja, ich nehme an, dass mein Leben in gewisser Hinsicht interessant ist.«
»Zum Beispiel während des gestrigen Abends«, wechselte sie das Thema, um ihre Gelassenheit wieder zu erlangen. »Ihr spracht davon, Dampf für den Antrieb von Schiffen zu nutzen. Aber Ihr wart dabei nicht wie Beauvrai, der solche Dinge besitzen will, weil sie ihm Aufmerksamkeit verschaffen, obwohl er nicht das Geringste von solchen Maschinen versteht. Als Ihr über Dampfmaschinen spracht, erkannte ich, dass Ihr darüber nachgedacht habt, als Ihr sagtet, dass, wenn Wasser eine Mühle bewegt, auch die Mühle das Wasser bewegen könnte, wenn sie die Kraft dazu hätte. Und dass man kochendes Wasser benutzt, um diese Röhren kreisen zu lassen. Ich weiß nicht, warum alle sagten, es sei unmöglich. Ich dachte, dass es ganz einfach aussehe.«
Als Saint-Germain breit lächelte, zeigte er weiße, regelmäßige Zähne. »Das liegt daran, dass Ihr nicht ein Leben lang gelernt habt, was man nicht vollbringen kann.«
Ihr Lächeln verfiel. »Ihr habt Unrecht, Comte. Und ich lerne es gerade sehr rasch.«
»Ruhig, Madelaine, nur ruhig.« Er ritt etwas näher an ihre Seite, dass sein Steigbügelriemen fast ihren Damensattel berührte. »Seid Ihr denn so unglücklich, meine Liebe?«
»Ja ... nein ... ich weiß nicht.« Sie sah ihn nicht an, weil sie fürchtete, dass das Mitgefühl in seinem Blick zu groß sei, und dass sie sich vor ihm verraten werde. »Ich weiß, man erwartet von mir, dass ich mich verheirate, und beizeiten werde ich hinreichend gelangweilt und verängstigt sein, dass ich es tun werde.« Über die Schulter warf sie einen Blick auf die ältere Reitergruppe. »Seht Ihr, wo die Frauen reiten, Comte, sogar die jungen Frauen? Sie sind schon alt.« Sie riss ihren Blick wieder los. »Beizeiten werde ich wie sie sein und selbst an Euch in zynischer Erheiterung denken.«
»Madelaine.«
»Sprecht nicht so freundlich zu mir. Ich kann es nicht ertragen. Ihr gebt mir Hoffnung, und es gibt keine Hoffnung.« Sie grub ihre Sporen in die Flanken der Stute und wiegte sich in Anmut, als ihr Pferd davonpreschte.
Saint-Germain ritt ihr nach, nahe genug, dass er sie auffangen konnte, sollte die Stute tatsächlich durchgehen, aber weit genug zurück, dass sie vorgeben konnte, nicht zu wissen, dass er bei ihr war.
Aus einem Brief des Arztes Andre Schoenbrun an den Comte de Saint-Germain, datiert auf den 12. Oktober 1743.
...Unterfertigter Arzt möchte le Comte versichern, dass jedwede restliche Beweglichkeit in den Knien von der sofortigen und umsichtigen Pflege kommen muss, die dem Mann Hercule angediehen wurde. Die Knie werden zumindest beweglich sein, obgleich es wohl nicht mehr möglich ist, dass er gehen kann. Unterfertigter Arzt ist erfreut, dass le Comte nicht befahl, die Knie zu verbinden, da dies die Beweglichkeit erhielt. Der Diener, der den Patienten begleitete, setzte unterfertigten Arzt davon in Kenntnis, dass le Comte die Anweisungen gab, dass die Knie unverbunden zu bleiben hatten, und unterfertigter Arzt spricht seine Belobigung aus.
Betreff der Anfrage von le Comte zum Erhalt der Arbeitskraft. So lange der Mann Hercule seine Beine nicht belastet, besteht kein Grund, dass er, sobald bei Kräften, das Bett nicht verlassen kann. Die Macht seines Fiebers wurde gebrochen, also sollte binnen kurzem behutsame Übung nach den Möglichkeiten von Armen und Händen vorgenommen werden.
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