Hotel Transylvania
schandbarer Herzensfreude entgegenreckte. Sie erkannte die Schuld in ihrer Leidenschaft und gab sich ihr hin, seinem warmen, beharrlichen Mund, der bald ihre Lippen, bald ihren Hals berührte. Seine Hände berührten sie wie ein Spinnwebhauch und wie eine Flamme. Sie konnte sein Gewicht neben sich spüren, hieß es willkommen und weinte fast, als sie ihn an sich zog.
In einem abgelegenen Teil ihres Verstandes fragte sie sich, ob Achille ihn als entsetzlichen Scherz zu ihr geschickt hatte, aber sie konnte sich nicht vorstellen, wie selbst Achille ihr einen Traum hätte schicken können.
Sie fühlte zugleich Hitze und Kälte, und sie zog ihn noch enger zu sich. Seine Berührung war sanft, kundig und löste sie von sich selbst. Ein einziger kurzer Schmerz flammte auf, aber er wurde so rasch von ekstatischer Entspanntheit ersetzt, dass er ihre Lust nur noch unterstrich. Sie trieb dahin, trieb körperlos wie Musik durch die Luft. Das warme Wummern ihres Violoncellos zwischen den Beinen war nichts im Vergleich zu diesem süßen, leuchtenden Traum, der ihr vor Entzücken die Adern entflammte. Dieser so wundervoll gestörte Schlaf trug sie wie auf Flügeln oder dem Wind. Sie spürte, wie sich ihr Herz wie eine Blüte öffnete und fiel in einen tiefen, ruhigen Schlummer. Neben ihr war keine Last mehr, und das süße Pochen ihres Blutes sank zu der sanften Woge der Ruhe herunter.
Im Zimmer war es kalt, als sie erwachte, und die zerwühlten Bettlaken gaben ihr keinen Schutz und nur wenig Wärme. Ihr war kalt, und weil die Wirkung der Droge nachgelassen hatte, fühlte sie sich betäubt und erschöpft.
Auch setzte die Schuld ihr nun zu. Sie wusste, dass solcherlei Träume eine so tiefe Sünde waren wie die Handlung selbst, denn sie, die in ihrem Herzen Ehebruch begangen hatte, war in den Augen der Heiligen Kirche ein ungetreues Weib. Ihr Beichtvater hatte ihr gesagt, dass es sich ohne Ausnahme so verhalte, denn Ehebruch war Lust, und Lust gehörte zu den sieben Todsünden. Sie bekreuzigte sich, fühlte sich wie eine Heuchlerin und zog die Laken enger um sich, während ihr Gesicht vor Scham errötete.
Die Gebete wollten sich nicht einstellen. Vergeblich suchte sie ihre Gedanken auf himmlische Ziele zu richten, und jedes Mal wurde sie in den segensreichen Traum und seine Schwindel erregende Sinnlichkeit zurückgezogen, in jenen Traum, in dem ihr Leib ein eigenes Sakrament sang, das durch das gestrenge Beispiel der Heiligen und Märtyrer nicht zerstreut werden konnte.
Noch war ihr Geist in Zwiespalt gefangen, als die Tür sich öffnete und zu ihrem Erstaunen ihr Gatte eintrat. »Guten Morgen, Madame. Ich hoffe, ich störe Euch nicht?« Sein spöttischer Blick sah ihren aufgelösten Zustand als Beweis der Wirksamkeit der Droge.
»Achille?«, fragte sie, als eine Kälte anderer Art in ihr aufstieg. Sie raffte die Laken um sich, als sie den Widerwillen in seinem Blick erkannte.
Er trat an ihr Bett. »Kommt nur, Madame, kommt. Unten sind Gäste zugegen. Es wäre lässlich von Euch, sie nicht selbst zu begrüßen.« Er streckte seine Hand nach ihr aus, und ihn umgab etwas Unerbittliches. Das war keiner seiner grausamen Scherze. Das war etwas ganz anderes. »Kommt. Madame«, wiederholte er.
Sie runzelte die Stirn. »Ich bin nicht angekleidet, Achille. Wollt Ihr aus Eurer Gattin ein Spottbild machen?« Sie hoffte inständig, dass dies alles war, was er vorhatte. »Könnt Ihr mich nicht allein lassen?«
»Es sind Eure Gäste, Madame. Sie halten sich in Eurem Haus auf. Es wäre ungehörig von Euch, sich nicht zu Ihnen zu gesellen, wenn sie doch so ausdrücklich nach Euch verlangt haben.« Er griff nach ihrem Negligee und warf es ihr zu. »Das ist schicklich genug, Weib. Lege es an und komm mit mir.«
Als sie schon gehorchen wollte, brachte etwas in ihrem Geist ihre Sinne zu höchster Schärfe. Sie wusste, dass hier etwas ganz und gar im Argen lag, und dass Achille nicht hier war, um ihr Schutz zu bieten. Zumindest stand ihr Demütigung bevor; was das Schlimmste sein konnte, wagte sie nicht zu vermuten.
»Zögere nicht länger«, befahl er. Scharfe Falten gruben sich hässlich in sein Gesicht. »Die Stunde ist nahezu verstrichen.«
»Nein«, sagte sie und wich vor ihm zurück. Sie wusste nicht, welche Stunde er meinte, aber sie wusste nun, dass Gefahr bestand, und dass ihr Gatte sie zu ihr hinführen wollte. »Geh fort, Achille. Es geht mir nicht gut. Entschuldige mich bitte bei unseren Gästen.«
»Es sind unsere Gäste«,
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