Hotel Transylvania
de Saint-Germain:
An meinen Herren:
Ich habe Saint-Sebastien weiter beobachtet, wie Ihr mir es befohlen habt. Euer Verdacht hat sich bestätigt: Er versammelt einen neuen Zirkel um sich. Sie haben sich bereits im Hause von Achille Cressie getroffen, der ihnen seine Frau übergab. Als ich mich im Morgengrauen entfernte, lebte sie noch, doch fürchte ich, dass der Missbrauch, den sie ihr angedeihen ließen, sie zerrüttet hat. Saint Sebastien deflorierte sie, und als die anderen mit ihr fertig waren, schändete er sie in der Weise der Teufelsanbeter.
Ihr wolltet wissen, wen ich unter den Teilnehmern des Zirkels wieder erkannt habe. Es sind die Folgenden:
de Vandonne
Châteaurose
Jueneport
de la Sept-Nuit
Le Grâce
Wenn Ihr es wünscht, mein Herr, werde ich Saint Sebastien weiter, folgen. Er ist abscheulich, Herr. Ich bete, dass Ihr ihn vernichtet.
Ich habe mir die Freiheit genommen, einen Priester für La Cressie zu rufen, doch der Haushalt hat ihm den Zutritt verwehrt. Vielleicht habt Ihr Erfolg, wo ich versagte.
Zu Matutin durch einen besonderen Boten. Von eigener Hand,
Roger
7
Hotel Transylvania leuchtete wie eine Edelsteinschatulle, die einer kolossalen Göttin geweiht war. Alle Gänge waren mit Kerzen aus feinem Bienenwachs erleuchtet, und jeder Kandelaber schien so hell, dass er wie lebendig wirkte. Der Große Saal war nach der neuesten Mode erweitert worden, und für jene, die sich die Beine vertreten wollten, hatte man eine Galerie angelegt. Das Einzige, was fehlte und das Hotel zu einem vollständigen Erfolg gemacht hätte, war die Spiegelwand im Großen Saal. Seit der Errichtung von Versailles erwartete man in jedem größeren Gebäude Spiegel. Im Hotel Transylvania waren jedoch die Spiegel durch gewaltige Gemälde von großer Schönheit ersetzt worden. Zwei waren allegorisch und zeigten Zeus bei verschiedenen Tätigkeiten, und ein düsteres Gemälde über den Tod des Sokrates war ein echter Velázquez. Kleinere Gemälde hingen an der Wand und riefen Ausrufe der Bewunderung von der sich drängenden prachtvollen Menge hervor.
Die Spielsäle lagen abseits im Nordflügel des gewaltigen dreistöckigen Gebäudes. Sie waren ebenso üppig ausgestattet wie der Rest des Hotels, doch war ihre Grandeur zweitrangig gegenüber den Risiken, die man dort einging; unter den Kristalllüstern wechselten ganze Vermögen ihre Besitzer.
In den anderen Räumen des Hotel Transylvania wurde ein Fest gefeiert. Auf der einen Seite des großen Ballsaals waren mehrere Wannen mit ausgewachsenen Orangenbäumen aufgestellt worden, und die Laube der Musikanten quoll über vor Blumen. Allgemein machte man Bemerkungen über die Extravaganzen und beneidete insgeheim den Reichtum, der durch diese verderblichen Blumen zur Schau gestellt wurde, denn im Oktober waren Blumen in Paris nur schwer zu bekommen, und jene, die man kaufen konnte, waren schrecklich teuer.
Lakaien und Aufwärter in lachsfarbenen Livreen bewegten sich durch das Gewimmel und besorgten rasch und unauffällig ihre Pflichten. Alle Bediensteten des Hotel legten gutes Betragen an den Tag, sprachen akzeptables Französisch und behandelten alle Gäste des Hotels mit der geziemendsten Zuvorkommendheit. Der Wein wurde in den besten Kristallgefäßen serviert, der Cognac war erlesen. Die Porzellangedecke an drei luxuriösen Büffets waren wundervoll durchscheinend, das Silberservice ein herausragendes Beispiel feinster italienischer Fertigung. Die Speisen waren haute cuisine und von einer kleinen Heerschar aus Köchen und Zuträgern in den grottenartigen Küchen auf der Rückseite des Hotel zubereitet worden.
La Comtesse d'Argenlac wandte sich ihrem Begleiter zu und lächelte. »Ah, Marquis, wenn Ihr inmitten dieser Pracht meine Nichte bemerkt habt, muss dies ihr in höchstem Grade schmeicheln. Denn ich muss sagen, ich habe noch nie etwas gesehen, das mit dem hier zu vergleichen wäre. Alles erlesen, keine Kosten gescheut, und alles in bestem Geschmack.«
Le Marquis Châteaurose verneigte sich leicht. »Doch ist dies bloßer Pomp und schale Eleganz. Wie kann es meine Aufmerksamkeit fesseln, wenn es eine atmende Frau gibt, die so prächtig ist wie Madelaine de Montalia und meinem Auge Treue gebietet? Neben ihr muss alles andere verblassen.«
»Natürlich«, sagte Madelaines Tante, wobei sich ihre Augen leicht verengten. Sie hatte diesen jungen Adeligen als einen guten Fang für Madelaine gesehen, aber seine Worte waren ihr zu
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