Hotel Transylvania
ausgesprochen erfolglos.«
Das kleine Orchester spielte lauter, als die Musikanten zu Variationen zweier beliebter Händel-Arien übergingen. Saint-Germain hörte Madelaines Bemerkung nicht. Das Stimmengewirr und die aufbrandende Musik übertönten ihre Worte, und er erhob eine Schweigen erheischende Hand, bis sie den Raum verlassen hatten.
Als sie die Doppeltür durchschritten und den langen Flur betreten hatten, wiederholte Madelaine ihren Kommentar. »Ich bin Euch für die zeitige Rettung dankbar.«
Saint-Germains Augen schienen geradezu zu funkeln. »Langweilte er Euch?«
»Schlimmer noch«, sagte sie und erhob keine Einwände oder Fragen, als Saint-Germain sie über einen Seitenflur vom Speisesaal weg führte. »Es ist ja gut und schön, wenn man gesagt bekommt, dass man anziehend ist, aber ich weiß, dass ich nicht die schönste Frau im Saal bin. Madame de Chardonnay und la Duchesse Quainord sind viel hübscher als ich. Und«, fuhr sie fort und erwärmte sich für das Thema, »wenn man mit mir redet, als käme ich gerade frisch von der Schulbank ...«
»Was der Fall ist«, warf Saint-Germain mit einer gewissen Erheiterung ein, als er die Tür zu einem kleinen Privatzimmer öffnete.
Madelaine achtete nicht darauf. »Und verstünde nur jedes fünfte Wort!« Dann erkannte sie, wo sie sich befand, und sah sich überrascht um.
Der Raum war nicht groß, jedoch in erlesenster Eleganz ausgestattet. Zwei Sofas säumten den Kamin, wo ein kleines Feuer unter einem gemeißelten Marmormantel flackerte. An der gegenüberliegenden Wand hing ein weiterer Velázquez über einem Tisch, in den Rosenholz und Blattgold eingelegt waren; darauf standen mehrere in Maroquinleder gebundene Bücher, ein Teleskop und ein Astrolabium. An der Wand gegenüber der Feuerstelle verhüllten feine seidene Vorhänge aus chinesischem Brokat den Eingang zu einem Alkoven, wo sich hinter all der Opulenz ein schmales, mönchisch hartes Bett verbarg.
Saint-Germain geleitete Madelaine zu dem näher stehenden Sofa; beide waren mit persischem Damast gepolstert. »Setzt Euch bitte«, sagte er leise und durchschritt den Raum zum Tisch, wo das Teleskop und das Astrolabium standen. »Ich habe etwas mit Euch zu besprechen.«
Madelaine hatte die Bestandsaufnahme ihrer Umgebung endlich abgeschlossen, und nun überwand ihre Ausbildung ihr instinktives Vertrauen in ihn.
»Wo sind wir?«, fragte sie und versuchte, sich ihre Besorgnis nicht anmerken zu lassen.
»Wir befinden uns in einem der Privaträume.« Er spielte an dem Teleskop herum und sah sie nicht an.
»Und meine Tante ...?«
»... ist beim Souper, wie ich Euch sagte. Wir werden uns später zu ihr gesellen.«
In ihrer Stimme lag Stahl, als sie herausfordernd sagte: »Und wenn ich mich sogleich zu ihr gesellen wollte?«
»Dann werde ich Euch selbstverständlich eskortieren.« Er nahm das Teleskop auf und strich über die fein gearbeitete Messingeinfassung. »Ein wundervolles Instrument, dieses Teleskop. Und dennoch zwang man Galileo, die damit gemachten Entdeckungen zu leugnen. Schade.«
Madelaine warf einen Blick auf die Tür und sah, dass sie nicht verschlossen war. Der Schlüssel hing dort, und eine Klinke zeigte nach unten. Ihre Neugier regte sich, und sie machte es sich auf dem Sofa bequem. Sie wusste, dass sie schrecklich kompromittiert war, wenn man sie allein mit Saint-Germain entdeckte, aber eine innere Gewissheit verriet ihr, dass sie sich in Sicherheit befand. »Ein Mann, der sich über Galileo auslässt, führt nicht die Sprache eines Liebhabers.«
»Nein.« Saint-Germain stellte das Teleskop wieder auf den Tisch. »Was ich Euch zu sagen habe, sind auch nicht die Worte eines Liebhabers. Zu Eurem eigenen Schutz müsst Ihr mich anhören.«
Mit beachtlichem Geschick ordnete sie ihre ausladenden Taftröcke um sich. »Nun gut, Comte. Ich werde Euch anhören.« Sie lächelte unwillkürlich, als sie die Billigung im Blick seiner dunklen Augen sah.
Kurz stellte sich Schweigen ein, während Saint-Germain sich gegen den Tisch lehnte. Er hatte die Hände tief in die Seitentaschen seines weit fallenden Überrocks gesenkt. »Was wisst Ihr über Satan?«, fragte er sie mit ganz nüchterner Stimme.
»Satan ist der Feind Gottes, der Gefallene Engel, der nach der göttlichen Macht des Herren strebte ...« Nach kurzem Zögern fuhr sie fort. »Er wurde zur Erde verbannt, um uns mit Versuchungen und Täuschungen zu quälen ...«
Müde schüttelte er den Kopf. »Bitte nicht die Antworten der
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