Hotel Transylvania
in privatim sprecht. Sie hat vielleicht Fragen, wichtige Fragen, die hier« – sie deutete auf den funkelnden Saal – »nicht beantwortet werden können, doch in Zurückgezogenheit...«
Am anderen Ende des Raumes beendeten die Musikanten das Concertino, und aus der Menge erklang Applaus. Die Musikanten standen auf, verneigten sich und stimmten dann erneut Tanzmusik an.
»Gewiss. Wenn Ihr wollt, werde ich eines der kleinen Gemächer in Anspruch nehmen. Wünscht Ihr uns zu begleiten?« Sein zwingender Blick richtete sich auf ihre Augen, und es schien, als sehe er in ihre Seele.
La Comtesse fühlte sich hin und her gerissen. Sie wusste, dass sie als Anstandsdame ihrer Nichte verpflichtet war, sie zu begleiten, aber sie empfand auch, dass Saint-Germain ein Mann von Ehre war, der über die Torheit der Jugend hinaus war, und zudem diskret. Mit seinem Namen wurde kein Skandal in Verbindung gebracht. Mit ihm standen keinerlei wissendes Nicken oder verschleierte Andeutungen in Zusammenhang. Sie begegnete seinem Blick, und ihre Gedanken klärten sich. Es würde weniger Aufmerksamkeit erregen, weniger Bemerkungen hervorrufen, wenn sich nur Madelaine allein aus dem Ballsaal oder dem Souperzimmer absetzte. Wenn man sie mit Saint-Germain sah, war er nur ihre Begleitung. Aber falls man sie mit ihrer Nichte und Saint-Germain zusammen sah, besonders wenn sie sich zurückzogen, würde dies dem Klatsch Nahrung geben und Beauvrais Aufmerksamkeit erregen, was wiederum Madelaine in Gefahr brachte.
»Sehr klug von Euch«, sagte Saint-Germain, was la Comtesse verdutzte, denn sie erinnerte sich nicht daran, gesprochen zu haben. »Ich werde mich binnen kurzem mit Madelaine zurückziehen. Wenn Ihr vielleicht in den Souperraum gehen wollt, wird ihr Fortgehen nicht bemerkt, oder falls doch, dann werden alle annehmen, dass ich sie zu Euch bringe.«
Sie nickte und empfand eine leichte Unruhe. Unbehaglich warf sie einen weiteren Blick auf Madelaine und sah, dass sie sich immer noch mit Châteaurose unterhielt. »Oh je«, sagte sie zu sich selbst, während sie ihre Nichte und den prächtigen Marquis betrachtete.
»Macht Euch keine Sorgen«, meinte Saint-Germain und fuhr behutsam fort. »Ihr seid wie eine Mutter zu ihr, und es ist nicht überraschend, dass Ihr Euch um ihre Sicherheit sorgt. Aber ich verspreche Euch, dass sie gegenwärtig in keiner Gefahr durch Saint Sebastien schwebt, und ich verspreche Euch, dass ich das Äußerste tun werde, um sicherzustellen, dass es nie dazu kommt.«
Impulsiv drehte sich la Comtesse zu ihm. »Ihr seid so gütig, Comte. Ich frage mich lediglich, warum Ihr dies tut.«
Bei diesen Worten lachte Saint-Germain. »Ich müsst nicht denken, dass ich es auf Madelaines Ehre abgesehen hätte. Sagen wir einfach, dass ich für Saint Sebastien und seinen Kreis ebenso wenig Verwendung habe wie Ihr.«
La Comtesse erkannte, dass sie sich, so unbefriedigend diese Antwort auch war, damit zufrieden geben musste, und insgeheim freute es sie, dass Saint-Germain gesagt hatte, dass er Saint Sebastien nicht mochte. Ihre aufsteigenden leisen Zweifel hatten sich gelegt, und so geschah es mit größerer Gelassenheit, dass sie sich entschuldigte und den Weg zum Speiseraum einschlug.
Einige Augenblicke später bot Saint-Germain Madelaine seinen Arm. »Tausendfache Vergebung, Châteaurose, aber la Comtesse hat mich mit der angenehmen Aufgabe betraut, ihre Nichte zum Souper zu geleiten.«
Das brachte Châteaurose keineswegs außer Fassung. »Wenn Ihr mich zu Eurem Stellvertreter ernennt, Saint-Germain, wäret Ihr der Mühe enthoben, und ich hätte das Vergnügen, noch länger in Mademoiselles strahlender Gegenwart verweilen zu dürfen.«
»Für mich ist es keine größere Mühe als für Euch«, wies Saint-Germain ihn zurecht und hielt den Arm so, dass Madelaine ihn umfassen konnte. »Ihr habt mit ihr getanzt und seid schon eine halbe Stunde an ihrer Seite, Châteaurose. In dieser Hinsicht seid Ihr mir im Vorteil, da ich nicht tanze. Missgönnt mir nicht die wenigen Minuten, die ich benötigen werde, um sie von hier zum Speiseraum zu geleiten.«
»Für mich wird es wie Nacht sein, bis sie zurückkehrt«, sagte Châteaurose streng, als wolle er Saint-Germain perfider Schliche bezichtigen.
Saint-Germain beachtete ihn nicht. »Kommt, Kind. Eure Tante wartet.« Das Lächeln, das er Châteaurose widmete, war recht verschmitzt. »Während meiner Abwesenheit werdet Ihr Euch einen neuen Winkelzug erdenken müssen. Dieser war jedenfalls
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