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Hotel Transylvania

Hotel Transylvania

Titel: Hotel Transylvania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Quinn Yarbro
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Schwestern. Was wisst Ihr über die Macht, die man Satan nennt?«
    Sie wirkte verwirrt. »Das habe ich Euch gesagt.«
    »Dann müsst Ihr Neues erlernen«, sagte er mit einem Aufseufzen. Er warf den Kopf in den Nacken und senkte ihn wieder, als suche er nach der rechten Stelle, bei der er beginnen konnte. »Es gibt eine Macht, die nur eben dieses ist. Sie ist wie ein Fluss, der uns nährt und uns vernichten kann. Ob wir im Wohlstand schwelgen oder in Fluten ertrinken, der Fluss ist immer der gleiche. So verhält es sich auch mit dieser Macht. Und wenn sie uns erhebt und uns die Augen öffnet für Güte und Wunder, so dass wir geadelt sind und zu Freundlichkeit und Erhabenheit angeregt werden, so nennen wir sie Gott. Aber wenn wir sie für Schmerzen und Leiden und Erniedrigungen verwenden, nennen wir sie Satan. Die Macht ist beides. Die Art, wie wir sie anwenden, entscheidet allein, ob sie das eine oder das andere ist.«
    »Das ist Ketzerei«, sagte sie ohne rechte Überzeugung.
    »Es ist die Wahrheit.« Er musterte sie und sah, wie die jahrelange Ausbildung durch die Schwestern mit ihrem eigenen gesunden Verstand rang. Schließlich war er sicher, dass sie mit ihrem Urteil noch wartete. »Billigt mir um des Argumentes willen nur dieses zu. Es gibt jene, welche die Macht als Satan verwenden, und zu diesem Zwecke verursachen sie großes Leid.«
    »Und sie werden die Ewigkeit in der Hölle verbringen«, sagte Madelaine sofort und mit einer gewissen Befriedigung.
    »Ihr wisst nicht das Geringste über die Ewigkeit«, sagte er in scharfem Ton, aber das Mitgefühl in seinem Blick nahm seinen Worten den Stachel. »In Paris«, fuhr er mit veränderter Stimme fort, »gibt es jene, die sich versammeln, um die Macht als Satan zu beschwören. Sie bereiten sich für zwei ihrer Feste vor: Das eine findet in der Nacht vor Allerheiligen statt, und das andere zur Wintersonnenwende. Beim ersten gibt es ein einfaches Opfer, das sie sich bereits erwählt haben. Beim zweiten jedoch verlangt ihre Regel nach der Opferung einer Jungfrau, rein in Körper und Blut.«
    Madelaine hätte viel darum gegeben, um mit einem Scherzwort seine Warnung von sich zu schieben, aber sie konnte ihn nur aus geweiteten Augen und mit rasendem Herzen anstarren.
    »Eure Tante sagte mir, dass Euer Vater einst in Saint Sebastiens Zirkel verwickelt war. Es ist Saint Sebastien, der mit Hilfe von Beauvrai und anderen dieses Opfer vornehmen will. Er hat bereits eine kleinere Opferung vollzogen – wenigstens hielt er sie für gering – und er ist stärker geworden. Ich will Euch nicht in Angst Ersetzen, Madelaine, aber Ihr dürft nicht den geringsten Umgang mit Saint Sebastiens Zirkel pflegen. Und dieser schließt den jungen Châteaurose mit ein.«
    »Châteaurose? Er ist doch nur ein närrischer Stutzer.« Mit einer Kopfbewegung tat sie ihn ab.
    »Es ist Eure neu entdeckte Weltgewandtheit, die aus Euch spricht, nicht etwa Eure Seele. Und Eure Seele wird stets über alles andere den Sieg erringen.«
    Sie starrte ihn verdutzt an.
    »Eure Seele ist wie ein Schwert, hell, leuchtend, und sie wird stets durch die Täuschung zur Wahrheit vorstoßen. Zweifelt nie daran was sie Euch sagt, Madelaine.«
    »Ich weiß, was sie mir jetzt sagt«, flüsterte sie, aber er schien sie nicht zu hören.
    »Berichtet mir«, sagte er und starrte blicklos zum Kamin, »wenn Châteaurose das Wort an Euch richtet, wie fühlt Ihr Euch?«
    Sie erschauerte, und die Tiefe ihres Ekels überraschte sie. »Ich fühle mich so, wie es einer Blume zumute sein muss, wenn ein großer Wurm über sie kriecht.«
    »Ja«, hauchte er.
    »Aber«, begehrte sie auf, und ihre Worte schockierten sie, »er ist ein Nichts. Er hat nichts getan ...«
    »Unterschätzt keinen von ihnen, Kind. Das wäre Euer Untergang.«
    Sie betrachtete ihre Hände. »Und Ihr? Was  sollte es  Euch kümmern, was
    mit mir geschieht? Warum warnt Ihr mich?«
    Er wandte sich von ihr ab und wagte nicht, in ihr strahlendes Gesicht und das allmähliche Begreifen in ihrem Blick zu sehen. »Das ist nicht wichtig.«
    »Wenn Ihr es mir nicht sagen wollt, sollte ich es vielleicht selbst herausfinden.«
    Plötzlich fand sein Blick, in dem nun eine Welt von Gefühlen lag, ihre Augen, und er trat hastig einen Schritt auf sie zu. »Euer Leben ist so süß und so schrecklich kurz, dass ich es wohl nicht ertragen könnte, wenn ich davon auch nur eine Stunde an sie verlieren müsste.«
    Sie war aufgestanden, und ihre Wangen waren bleich.

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