Hotel Transylvania
für dich. Du hast meine Liebe nicht ausschließlich, Madelaine, jedoch auf einzigartige Weise.«
Sie legte die Stirn an den Schwung seines Kinns. »Ich bin froh«, sagte sie und konnte ein zufriedenes Schmunzeln nicht unterdrücken.
Er blickte über den Reitweg zurück und sagte bedauernd: »Deine Tante und ihr Gatte werden bald hier sein.« Er drückte sie fester an sich.
»Haben wir noch genug Zeit?«
»Nein.« Seine Hand berührte ihr Gesicht. »Ich werde zu dir kommen, Madelaine, da du mich haben willst. Nach deiner Fête werde ich zu dir
kommen.«
Sie umfing seine Hand mit der ihren. »Versprich es!«
In seinem Blick zeigte sich leichte Überraschung, und er hob die Brauen. »Ich habe es gesagt, mein Herz. Mein Wort ist genug.«
Sie wollte schon auf dem Versprechen bestehen, aber etwas in seiner Miene ließ sie innehalten. Sie hob seine Hand an ihre Lippen und küsste nacheinander jeden seiner Finger. Dann trat sie rasch von ihm zurück und zog ihr Pferd herum, um wieder aufzusteigen.
Er trat neben sie. »Hier. Gib mir deinen Fuß.« Er wartete, bis sie so weit war, dann hob er sie mit Schwung in den Sattel.
»Ich danke Euch«, sagte sie wieder ganz förmlich.
»Ah. Seht dort«, sagte er und deutete auf die beiden Reiter, die gerade an der sanften Biegung des Reitweges aufgetaucht waren. »La Comtesse und Le Comte. Nicht einen Augenblick zu früh.« Ohne Zuhilfenahme der Steigbügel schwang er sich in den Sattel.
»Sie haben uns gesehen«, sagte Madelaine und winkte. Sie ließ ihre Stute von der Brücke schreiten und drehte sich zu Saint-Germain. »Ich bin froh, dass wir diese Zeit für uns hatten. Weitere Ungewissheit wäre schrecklich gewesen.«
»Ihr hegtet Zweifel?« Er ließ seinen Hengst neben ihrer Stute aufschließen. »Mademoiselle, ich muss befürchten, dass Ihr mit mir nur spielt, wenn Ihr so etwas sagt.«
Ihre Worte kamen leise, aber er hörte sie trotzdem. »Was mich anging, hatte ich nie Zweifel. Ich fürchtete nur, dass Ihr mich vielleicht nicht wolltet oder nach dem ersten Male meiner müde wäret. Ich weiß, dass ich noch sehr jung bin ... besonders im Vergleich zu Euch. Es hätte mir das Herz gebrochen, wenn Ihr nur Vergnügen gesucht hättet. Eine vollständige Zurückweisung hätte ich besser ertragen.«
Er ließ seinen eindringlichen Blick einen Moment lang auf ihr ruhen. »Das braucht Ihr nicht zu befürchten. Als ich das letzte Mal Vergnügen dieser Art auskostete, herrschte Heliogabalus als Caesar. Ich habe vor mehr als eintausend Jahren meinen Geschmack an solchen Spielen verloren.« Er wandte sein Pferd in Richtung der herannahenden Reiter und fuhr in völlig verändertem Ton fort. »Die Oper für Eure Fete soll eine Überraschung sein, meine Teure, und mehr sage ich Euch nicht.«
»Madelaine! Saint-Germain!« La Comtessa hatte die Reitpeitsche zum Gruß erhoben.
Sie erwiderten die Geste, und Saint-Germain bemerkte, als le Comte und la Comtesse sie erreichten: »Ich freue mich schon auf die Begegnung mit Eurem Vater, Mademoiselle. So weit ich weiß, soll er heute Abend eintreffen.«
Madelaine griff dankbar die neue Wende des Gesprächs auf. »Ja, wir erwarten ihn zu jener Zeit. Noch ehe ich geboren wurde, war er nicht mehr in Paris gewesen. Ihm dabei zuzusehen, wie er die Stadt wieder ganz neu entdeckt, wird die reine Freude sein. Ich hoffe, dass ich es Euch zumuten darf, ihn an all jene
Orte zu bringen, die aufzusuchen sich für mich nicht geziemt.«
»Oh, das kann ich schon machen«, meinte Gervaise mit einem raschen herausfordernden Blick auf seine Frau. »Ich denke doch, dass Ihr mir das gestatten werdet, Claudia.«
La Comtesse wandte sich ab und sprach mit leicht gedämpfter Stimme: »Ihr müsst tun, was Ihr für das Beste haltet, Gervaise. Wenn Ihr mir dabei behilflich sein wollt, meinen Bruder zu unterhalten, kann ich dann etwas anderes als für Euer Interesse dankbar sein?« Sie holte mühsam Luft und richtete das Wort an Saint-Germain: »Ich muss Euch dafür danken, dass Ihr Madelaine begleitet habt, Comte. Ich bin sicher, dass unsere Unterhaltung sie nur gelangweilt hätte. Solche Streiterei wegen einer so geringfügigen Angelegenheit! Man sollte glauben, dass wir nichts Besseres zu tun hätten, als uns gegenseitig das Leben sinnlos zu erschweren.«
»In einer so geringfügigen Angelegenheit«, sagte Gervaise mit einer gewissen Bosheit in seiner sanften Stimme. »Aber nun stimmen wir vollkommen überein.
Weitere Kostenlose Bücher