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Hotel

Hotel

Titel: Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hailey
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Eine Woche später wurde André Lémieux eingestellt.
    Seine Qualifikationen waren hervorragend. Er hatte in Paris gelernt, in London – bei Prunier’s und im Savoy – und danach kurz in Le Pavillon in New York gearbeitet, bevor er den ranghöheren Posten in New Orleans erreichte. Aber Peter vermutete, daß der junge Souschef bereits in den wenigen Wochen seit seiner Ankunft die gleichen Enttäuschungen erlebt hatte, die seinen Vorgänger zum Wahnsinn getrieben hatten. Die Ursache war M. Hébrands unüberwindlicher Widerstand gegen alle Neuerungen in der Küche, obwohl er häufig abwesend war und sich dann von seinem Souschef vertreten ließ. Die Situation erinnerte Peter lebhaft an sein Verhältnis zu Warren Trent und erregte sein Mitgefühl.
    Peter wies auf einen freien Stuhl am Tisch der leitenden Angestellten. »Wollen Sie sich nicht zu uns setzen?«
    »Danke, Monsieur.« Der junge Franzose nahm gravitätisch Platz.
    Gleich darauf erschien der Kellner, der, ohne neue Instruktionen einzuholen, alle vier Lunchbestellungen durch Veal Scallopini ersetzt hatte. Er nahm die zwei anstößigen Portionen Brathuhn weg, die ein dienstfertiger Pikkolo hastig in die Küche verbannte. Die vier Männer machten sich über ihr Essen her, während der Souschef lediglich einen schwarzen Kaffee trank.
    »So lass’ ich’s mir gefallen«, sagte Sam Jakubiec anerkennend.
    »Haben Sie entdeckt, was die Panne verursachte?« fragte Peter.
    Der Souschef warf einen unglücklichen Blick in Richtung Küche. »Die Pannen, sie ‘aben viele Ursach’. Diesmal lag es am schlechten Geschmack des Bratfetts. Aber ich bin zu tadeln, weil ich geglaubt, daß Fett ausgewechselt worden ist. Und ich, André Lémieux, ich ließ zu, daß solch ein Essen wurde serviert.« Er schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Man kann seine Augen nicht überall haben«, sagte der Chefingenieur. »Wir Abteilungsleiter wissen das.«
    Royall Edwards verlieh einem Gedanken Ausdruck, der Peter auch schon gekommen war. »Leider werden wir nie erfahren, wie viele Gäste sich nicht beschwerten, dafür aber nicht wiederkommen werden.«
    André Lémieux nickte düster. Er setzte die Kaffeetasse ab. »Messieurs, Sie werden mich entschuldigen. Monsieur McDermott, wenn Sie fertig gegessen ‘aben, wir können vielleicht miteinander reden, ja?«
    Fünfzehn Minuten später betrat Peter die Küche durch die Tür des Speisesaals. André Lémieux eilte ihm entgegen.
    »Es ist nett von Ihnen, zu kommen, Monsieur.«
    Peter schüttelte den Kopf. »Ich mag Küchen.« Ein Blick in die Runde zeigte ihm, daß die erhöhte Aktivität während der Lunchzeit allmählich nachließ. Einige Bestellungen gingen noch hinaus, vorbei an den zwei weiblichen Kontrolleuren mittleren Alters, die wie pedantische mißtrauische Schulmeisterinnen hinter Registrierkassen thronten. Aber weit mehr benutztes Geschirr kam aus dem Speisesaal herein, wo Pikkolos und Kellner die Tische abräumten, während die Schar der Gäste sich lichtete. In der Spülküche im Hintergrund, die mit ihren verchromten Schaltertischen und Abfallbehältern wie die Kehrseite der Cafeteria aussah, arbeiteten sechs in Gummischürzen gehüllte Küchenhelfer und vermochten der Geschirrflut aus den verschiedenen Hotelrestaurants und dem Kongreßsaal kaum Herr zu werden. Peter bemerkte, daß ein Gehilfe die unberührten Butterportionen abfing und in einen großen Chrombehälter streifte. Später würde die Butter zum Kochen verwendet werden.
    »Ich wollte mit Ihnen sprechen allein, Monsieur. In Gegenwart anderer kann man viele Dinge schlecht sagen, verstehen Sie.«
    »Ein Punkt ist mir noch nicht klar«, sagte Peter nachdenklich. »Sie hatten angeordnet, daß das Bratfett ausgewechselt würde, aber die Anordnung wurde nicht befolgt. Ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Was ist nun eigentlich geschehen?«
    Der junge Chef machte ein bekümmertes Gesicht. »Diesen Morgen, ich gebe den Befehl. Meine Nase sagt mir, das Fett ist nicht gut. Aber M. Hébrand ohne mich zu informieren – widerruft den Befehl. Dann M. Hébrand ging nach ‘ause, und ich blieb zurück mit dem schlechten Fett.«
    Peter mußte unwillkürlich lächeln. »Was war der Grund für den Gegenbefehl?«
    »Fett ist teuer – sehr teuer; da ‘at M. Hébrand recht. In letzter Zeit wir ‘aben es oft ausgewechselt. Zu oft.«
    »Haben Sie versucht, die Ursache herauszufinden?«
    André Lémieux spreizte verzweifelt die Hände. »Ich ‘abe vorgeschlagen, jeden Tag, einen chemischen

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