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Hotel

Hotel

Titel: Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hailey
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schadete.
    »Ich frage mich, wie stark der Überzug ist. Und, falls er nicht gut ist, was darunter ist, und ob er abgenutzt ist?«
    Lémieux zögerte; seine Augen weiteten sich. Dann holte er stillschweigend einen der Körbe herunter und wischte ihn sorgfältig mit einem Tuch ab. Sie traten unter eine Lampe und prüften die Oberfläche des Metalls.
    Der Chromüberzug war durch langen und ständigen Gebrauch zerkratzt. An einzelnen Stellen war er völlig abgeschabt, und darunter schimmerte es gelblich.
    »Es ist Messing!« Der junge Franzose schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Das ist zweifellos der Grund, warum das Fett ranzig wird. Ich war ein Riesentrottel.«
    »Sie brauchen sich wirklich keine Vorwürfe zu machen. Irgendwann, lange vor Ihrer Zeit, wollte jemand sparen und kaufte billige Bratroste. Leider kamen sie uns schließlich ziemlich teuer zu stehen.«
    »Aber ich hätte von selbst dahinterkommen müssen, Monsieur!« André Lémieux schien den Tränen nahe. »Statt dessen kommen Sie in die Küche – aus Ihrer paperasserie – und sagen mir , was ‘ier verkehrt ist. Alle werden mich auslachen.«
    »Das wird nur geschehen, wenn Sie selbst darüber reden«, sagte Peter. »Von mir erfährt keiner etwas.«
    André Lémieux sagte langsam: »Man ‘at mir erzählt, daß Sie ein guter Mann sind und intelligent. Nun weiß ich selbst, daß das wahr ist.«
    Peter tippte auf den Hefter in seiner Hand. »Ich werde Ihren Bericht lesen und Ihnen sagen, was ich davon halte.«
    »Danke, Monsieur. Und ich werde neue Bratkörbe anfordern. Aus rostfreiem Stahl, ‘eute abend sind sie ‘ier und wenn ich jemandem den Kopf einschlagen muß.«
    Peter lächelte.
    »Monsieur, da ist noch etwas – nur so ein Gedanke.«
    »Ja?«
    Der junge Souschef zögerte. »Sie werden mich für – wie nennen Sie das – für anmaßend ‘alten. Aber Sie und ich, Monsieur McDermott – wenn wir freie ‘and ‘ätten –, wir könnten aus dem St. Gregory ein Hotel fabuleux machen.«
    Obwohl er laut herauslachte, mußte Peter McDermott auf dem ganzen Weg in sein Büro über Lémieux’ Bemerkung nachdenken.

 

    9
    Eine Sekunde, nachdem sie an die Tür von Zimmer 1410 geklopft hatte, fragte sich Christine, warum sie hergekommen war. Ihr gestriger Besuch war nach den Ereignissen in der Nacht zuvor und Albert Wells’ Kampf mit dem Tode nur natürlich gewesen. Aber nun befand er sich in guter Pflege und war, nach seiner Wiederherstellung, in seine Rolle als normaler Gast unter anderthalbtausend anderen Gästen zurückgeglitten. Daher, so sagte sich Christine, bestand eigentlich kein Anlaß für einen zweiten persönlichen Besuch.
    Aber sie fühlte sich irgendwie zu dem kleinen ältlichen Mann hingezogen. War es vielleicht seiner väterlichen Güte wegen, und weil sie an ihm Charakterzüge ihres eigenen Vaters wahrnahm, mit dessen Verlust sie sich nie ganz abgefunden hatte, selbst nach fünf langen Jahren nicht. Aber nein! Die Beziehung zu ihrem Vater war geprägt durch ihr Vertrauen in seinen Schutz. Bei Albert Wells war es umgekehrt; sie empfand ihn als ihren Schützling, so wie sie ihn gestern gegen die Folgen zu verteidigen suchte, die seine Entscheidung für private Pflege haben mußte.
    Oder vielleicht, dachte Christine, war sie einfach einsam und wollte ihre Enttäuschung darüber abreagieren, daß sie Peter heute abend nicht sehen würde, wie es ursprünglich geplant war. Und was das anlangte – war es wirklich nur Enttäuschung gewesen oder ein stärkeres Gefühl, als sie entdeckte, daß er statt dessen mit Marsha Preyscott dinieren würde?
    Wenn sie sich nichts vormachen wollte, mußte Christine sich eingestehen, daß sie heute morgen sehr erbost gewesen war. Immerhin hoffte sie, ihren Ärger gut verborgen zu haben, obwohl sie sich einige bissige Bemerkungen nicht hatte verkneifen können. Es wäre ein großer Fehler gewesen, ihr Anrecht auf Peter zu zeigen oder die kleine katzenhafte Miss Marsha im Glauben zu bestärken, sie habe einen weiblichen Sieg errungen, auch wenn sie ihn tatsächlich errungen haben sollte.
    Auf ihr Klopfen hin hatte sich nichts gerührt. Da sie wußte, daß die Pflegerin eigentlich im Dienst sein müßte, klopfte Christine noch einmal lauter. Diesmal hörte sie, wie ein Stuhl zurückgeschoben wurde und tappende Schritte.
    Die Tür öffnete sich. Albert Wells war voll bekleidet, sah gut aus und hatte Farbe im Gesicht. Seine Miene erhellte sich, als er Christine erblickte. »Ich hatte gehofft, daß

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