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Hotel

Hotel

Titel: Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hailey
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Wells hatte recht gehabt mit seiner Voraussage, daß Peter McDermott sie für den Abend einladen würde. Christine bedauerte fast, daß sie sich – absichtlich – etwas anderes vorgenommen hatte.
    Dabei fiel ihr der Kunstgriff ein, den sie sich gestern ausgedacht hatte, damit der Abend für Albert Wells nicht zu kostspielig würde. Sie rief Max, den Oberkellner vom Hauptrestaurant, an.
    »Max«, sagte Christine, »Ihre Dinnerpreise sind haarsträubend.«
    »Ich mache sie nicht, Miss Francis. Manchmal wünsche ich mir, ich dürfte sie machen.«
    »War in der letzten Zeit nicht viel los?«
    »Also, an manchen Abenden komme ich mir vor wie Livingstone, der auf Stanley wartet«, sagte der Oberkellner. »Wissen Sie, Miss Francis, die Leute werden immer schlauer. Sie sind dahintergekommen, daß Hotels wie unsere eine zentrale Küche haben und daß sie, egal in welchen unserer Restaurants sie essen, dieselben Gerichte, von denselben Köchen auf dieselbe Art zubereitet, vorgesetzt kriegen. Folglich sagen sie sich, warum nicht da essen, wo es billiger ist, auch wenn die Bedienung nicht so extrafein ausfällt.«
    »Ich habe einen Freund«, sagte Christine, »der gern gut bedient wird – einen älteren Herrn namens Wells. Wir werden heute zum Dinner kommen. Sorgen Sie bitte dafür, daß die Rechnung erträglich ist, aber nicht so sehr, daß es ihm auffällt. Mit der Differenz können Sie mein Konto belasten.«
    Der Oberkellner schmunzelte vernehmlich. »Hören Sie! So ein Mädchen wie Sie würde ich selbst gern kennenlernen.«
    Sie erwiderte: »Bei Ihnen würde ich das nicht machen, Max. Jeder weiß, daß Sie einer von den zwei reichsten Leuten im Hotel sind.«
    »Und wer soll der andere sein?«
    »Herbie Chandler, oder nicht?«
    »Sie tun mir keinen Gefallen, wenn Sie meinen und seinen Namen in einem Atemzug nennen.«
    »Aber Sie kümmern sich um Mr. Wells?«
    »Miss Francis, wenn wir ihm die Rechnung präsentieren, wird er glauben, er hätte in einem Automatenrestaurant gegessen.«
    Lachend legte sie auf, überzeugt davon, daß Max das Problem taktvoll und vernünftig lösen würde.
    Ungläubig, vor Wut schäumend, las Peter McDermott das Memorandum von Ogilvie zum zweitenmal durch.
    Er hatte es auf seinem Schreibtisch gefunden, als er von seinem kurzen Gespräch mit Warren Trent zurückkehrte.
    Mit Datum und Zeitstempel von gestern nacht versehen, war es vermutlich in Ogilvies Büro zurückgelassen worden, um mit der internen Post eingesammelt zu werden. Es lag auch auf der Hand, daß Zeitpunkt und Zustellmethode geplant waren, so daß es ihm unmöglich war – wenigstens im Moment –, irgend etwas in bezug auf den Inhalt zu unternehmen.
    Der Text lautete:
    »Mr. P. McDermott
    Betrifft: Urlaub
    Der Unterzeichnete teilt höflichst mit, daß ich kurzfristig vier Tage Urlaub nehme. Von den sieben Tagen, die fällig sind, aus dringenden persönlichen Gründen.
    Mein Stellvertreter, W. Finnegan, weiß in Sachen Diebstahl, Abwehrmaßnahmen etc. etc. Bescheid. Wird sich auch um alle anderen Angelegenheiten kümmern.
    Unterzeichneter wird sich am kommenden Montag zum Dienst zurückmelden.
    Hochachtungsvoll
    T. I. Ogilvie
    Chefdetektiv«
    Peter erinnerte sich empört daran, daß Ogilvie vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden die Anwesenheit eines professionellen Hoteldiebs für höchstwahrscheinlich gehalten hatte. Seinen Vorschlag, für ein paar Tage in das St. Gregory zu ziehen, hatte der fette Mann zurückgewiesen. Sogar zu diesem Zeitpunkt mußte Ogilvie bereits gewußt haben, daß er wenige Stunden später in Urlaub gehen würde, hatte jedoch seine Absicht mit keiner Silbe erwähnt. Warum? Offenbar, weil ihm klar war, daß Peter heftig protestieren würde, und er eine Auseinandersetzung und eine mögliche Verzögerung vermeiden wollte.
    In dem Memorandum hieß es »aus dringenden persönlichen Gründen«. Wenigstens das traf vermutlich zu, sagte sich Peter. Denn sogar Ogilvie würde, trotz seiner vielgerühmten Beziehungen zu Warren Trent, begreifen, daß sein unangekündigtes Verschwinden zu diesem Zeitpunkt bei seiner Rückkehr einen Sturm heraufbeschwören würde.
    Aber um was für persönliche Gründe mochte es sich handeln? Anscheinend um nichts Rechtschaffenes, das man offen zur Sprache bringen konnte. Sonst hätte Ogilvie sich anders verhalten. Im St. Gregory ließ man Angestellten, die echte private Sorgen hatten, Mitgefühl und Hilfe zuteil werden. So war es von jeher gewesen.
    Folglich handelte es sich um

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