Hotel
Ob Sie’s glauben oder nicht, Sir, eben erst hab’ ich’s gesucht, bis mir einfiel, daß ich’s gestern mit meinem Butterbrotpapier weggeworfen haben muß. Aber das ist nicht meine Schuld, Sir, wirklich.« Er zeigte auf den Glaskasten, den er gerade verlassen hatte. »Da drin ist viel zuwenig Platz. Kein Wunder, wenn einem alles durcheinandergerät. Erst neulich hab’ ich gesagt, wenn das Ding bloß geräumiger wäre. Also, nehmen Sie beispielsweise die Buchführung …«
Peter McDermott unterbrach ihn. »Was stand in dem Schreiben der Herzogin von Croydon?«
»Bloß, daß Mr. Ogilvie den Wagen nehmen darf. Ich hab’ mich eigentlich gewundert …«
»Hat sie Hotelbriefpapier benutzt?«
»Ja, Sir.«
»Wissen Sie noch, ob das Papier verziert war und den Aufdruck ›Präsidentensuite‹ hatte?«
»Ja, Mr. McDermott, daran erinnere ich mich noch genau. Es sah so aus, wie Sie sagen, und hatte ein ziemlich kleines Format.«
Peter sagte zu den zwei Kriminalbeamten: »Wir haben spezielles Briefpapier für die Präsidentensuite.«
»Sie haben also die Mitteilung zusammen mit Ihrem Butterbrotpapier weggeworfen?« fragte Sergeant Bennett.
»Kann’s mir nicht anders erklären. Ich passe sonst nämlich immer gut auf. Wissen Sie, im letzten Jahr ist mir …«
»Wie spät könnte es gewesen sein?«
»Letztes Jahr?«
»Gestern nacht«, erwiderte der Kriminalbeamte geduldig, »als Sie das Butterbrotpapier wegwarfen. Wie spät war es da etwa?«
»Na, ich schätze, gegen zwei Uhr morgens. Um diese Zeit ist es hier ziemlich ruhig und …«
»Wo haben Sie’s hingeworfen?«
»Wo ich’s immer hintue – da drüben.« Kulgmer ging voran zu einer Nische, in der eine Mülltonne stand. Er nahm den Deckel ab.
»Besteht die Möglichkeit, daß die Abfälle von gestern nacht noch drin sind?«
»Nein, Sir. Das Ding wird jeden Tag geleert. Das Hotel ist darin sehr genau. Stimmt’s, Mr. McDermott?«
Peter nickte.
»Außerdem erinnere ich mich, daß die Tonne gestern nacht beinahe voll war«, sagte Kulgmer. »Sie können selbst sehen, jetzt ist fast nichts drin.«
»Schauen wir trotzdem mal nach.« Captain Yolles warf Peter einen fragenden Blick zu, drehte die Tonne um und schüttete den Inhalt aus. Obwohl sie gründlich suchten, fanden sie weder Kulgmers Butterbrotpapier noch die Mitteilung der Herzogin von Croydon.
Kulgmer verließ sie, um sich um ein- und ausfahrende Wagen zu kümmern.
Yolles wischte sich die Hände an einem Papierhandtuch ab. »Was geschieht eigentlich mit den Abfällen?«
»Sie werden zu unserem Verbrennungsofen geschafft«, erklärte Peter. »Wenn sie dort anlangen, sind sie mit den Abfällen aus dem ganzen Hotel vermischt. Zu dem Zeitpunkt ist die Herkunft nicht mehr festzustellen. Außerdem sind die Abfälle von gestern nacht vermutlich schon verbrannt.«
»Möglicherweise ist es nicht wichtig«, sagte Yolles, »aber trotzdem hätte ich das Schreiben der Herzogin sehr gern gehabt.«
Der Fahrstuhl hielt in der neunten Etage. Als sie ausstiegen, bemerkte Peter: »Mir ist nicht sehr wohl in meiner Haut.«
»Wir stellen nur ein paar Fragen, das ist alles«, sagte Yolles beruhigend. »Ich möchte, daß Sie gut zuhören. Vor allem bei den Antworten. Vielleicht brauchen wir Sie später als Zeugen.«
Zu Peters Überraschung stand die Tür der Präsidentensuite offen. Als sie näher kamen, hörten sie Stimmengemurmel.
»Klingt nach einer Party«, sagte Bennett.
Sie blieben vor der offenen Tür stehen, und Peter drückte auf den Klingelknopf.
Durch eine zweite, halb geöffnete Tür konnte er in den geräumigen Salon blicken. Eine Gruppe von Männern und Frauen standen darin, unter ihnen auch der Herzog und die Herzogin von Croydon. Die meisten Besucher hielten Gläser in der einen und Notizbücher oder Papier in der anderen Hand.
Der Sekretär der Croydons tauchte in der Diele auf. »Guten Abend«, sagte Peter. »Diese beiden Herren hier würden gern den Herzog und die Herzogin sprechen.«
»Sind sie von der Presse?«
Captain Yolles schüttelte den Kopf.
»Dann fürchte ich, ist es nicht möglich. Der Herzog hält eine Pressekonferenz ab. Seine Ernennung zum britischen Botschafter wurde heute abend bestätigt.«
»Das ist mir bekannt«, sagte Yolles. »Aber unser Anliegen ist dringend.«
Beim Sprechen waren sie aus dem Hotelkorridor in die Suite getreten. Nun trennte sich die Herzogin von Croydon von der Gruppe im Salon und kam auf sie zu. »Wollen Sie nicht hereinkommen?« fragte sie
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