Hotel
sogar angedeutet, daß Ogilvie, und nicht die Croydons, zum Zeitpunkt des Unfalls mit dem Wagen unterwegs gewesen sei. Die Frage nach der Vollmacht hatte sie mit einem herausfordernden »Zeigen Sie sie mir!« beantwortet.
Nun konnte er sie ihr zeigen.
Peter McDermotts juristische Kenntnisse beschränkten sich auf Rechtsfragen, die das Hotel betrafen. Immerhin war ihm klar, daß dieses Papier für die Herzogin äußerst belastend war. Und er wußte, daß es seine Pflicht war, Captain Yolles umgehend über den Fund zu informieren.
Die Hand schon auf dem Telefonhörer, zögerte er plötzlich.
Er empfand keine Sympathie für die Croydons. Aus dem gesammelten Beweismaterial ging deutlich genug hervor, daß sie ein abscheuliches Verbrechen verübt und es danach feige bemäntelt hatten. Vor seinem geistigen Auge sah Peter den alten St.-Louis-Friedhof, die Trauerprozession, den großen und den kleinen weißen Sarg …
Die Croydons hatten sogar ihren Komplicen Ogilvie betrogen. So verachtenswert der fette Hausdetektiv auch war, seine Schuld wog geringer als ihre. Dennoch waren der Herzog und die Herzogin durchaus bereit gewesen, Ogilvie das Verbrechen und die Strafe zuzuschieben.
All das war nicht der Anlaß seines Zögerns. Der Grund war die traditionelle Höflichkeit des Wirtes dem Gast gegenüber. Und was immer die Croydons auch sonst sein mochten, sie waren Gäste des Hotels.
Er würde die Polizei benachrichtigen. Aber vorher würde er die Croydons anrufen. Peter hob den Hörer ab und verlangte die Präsidentensuite.
8
Curtis O’Keefe hatte persönlich ein spätes Frühstück für sich selbst und Dodo bestellt, und es war vor einer Stunde in seine Suite gebracht worden. Aber die Mahlzeit war so gut wie unberührt geblieben. Er und Dodo hatten sich gewohnheitsmäßig zum Essen hingesetzt, aber anscheinend brachte keiner von beiden den nötigen Appetit auf. Nach einer Weile hatte Dodo sich entschuldigt und war in die angrenzende Suite zurückgekehrt, um fertigzupacken. Sie mußte in zwanzig Minuten zum Flughafen aufbrechen, Curtis O’Keefe eine Stunde später.
Die Gezwungenheit zwischen ihnen bestand seit gestern nachmittag.
Curtis O’Keefe hatte seinen Wutausbruch sofort und ehrlich bereut. In seinen Augen hatte Warren Trent einen Treuebruch begangen, und sein Groll darüber war keineswegs verraucht. Aber sein Ausfall gegen Dodo war unverzeihlich, und er wußte das.
Schlimmer noch, er war nicht wiedergutzumachen. Trotz seiner Entschuldigungen ließ sich die Wahrheit nicht verschleiern. Er schickte Dodo wirklich weg, und ihre Delta-Air-Lines-Maschine nach Los Angeles ging heute nachmittag ab. Er hatte wirklich schon einen Ersatz für sie – Jenny LaMarsh, die in diesem Moment in New York auf ihn wartete.
Gestern abend hatte er Dodo in seiner Zerknirschung groß ausgeführt. Zuerst hatten sie im Commander’s Palace exquisit diniert und danach im Blauen Salon des Roosevelt-Hotels getanzt und sich unterhalten lassen. Aber der Abend war kein Erfolg gewesen, nicht etwa durch Dodos Verschulden, sondern weil er selbst nicht über seine niedergeschlagene Stimmung hinwegkam.
Sie hatte ihr Bestes getan, um ihn aufzuheitern.
Obwohl ihr am Nachmittag sehr elend zumute war, hatte sie sich allem Anschein nach fest vorgenommen, ihren Kummer nicht zu zeigen und so reizend wie immer zu sein. »Herrje, Curtie«, hatte sie während des Dinners ausgerufen, »eine Menge Mädels würden für eine Filmrolle, wie ich sie gekriegt habe, mit Freuden ihre Playtex-Hüftgürtel hergeben!« Und später hatte sie ihre Hand auf seine gelegt und gesagt: »Du bist doch der Süßeste, Curtie. Und du wirst’s immer bleiben.«
Ihre gutgemeinten Aufmunterungsversuche hatten jedoch seine Niedergeschlagenheit nur noch verstärkt, und schließlich hatte er sie damit angesteckt.
Curtis O’Keefe führte seine Mißstimmung auf den Verlust des Hotels zurück, obwohl er solche Fehlschläge sonst schnell verschmerzte. Während seiner langen Karriere hatte er seinen Teil an geschäftlichen Enttäuschungen erlebt und sich dazu erzogen, sie rasch abzuschütteln und etwas Neues in Angriff zu nehmen, anstatt seine Zeit mit Lamentos zu vergeuden.
Aber diesmal hatte ihn nicht einmal eine ausgiebige Nachtruhe von seinen Depressionen befreit.
Das machte ihn sogar Gott gegenüber gereizt. In seinem Morgengebet schwang ein Unterton scharfer Kritik mit … »Du hast es für richtig gehalten, Dein St. Gregory fremden Händen zu übergeben …
Weitere Kostenlose Bücher