Hotel
aber fast genauso unerfreuliche Methoden, um jemandem wie McDermott das Leben zu vergällen. Besonders in New Orleans. Natürlich kostete so etwas Geld, aber er hatte noch die fünfhundert Dollar, die McDermott so großspurig zurückgewiesen hatte. Es würde ihm vielleicht bald leid tun, daß er sie nicht genommen hatte. Er würde das Geld mit Vergnügen opfern, dachte Herbie, wenn er dafür die Gewißheit hätte, daß McDermott sich blutig und zerschunden in irgendeinem Rinnstein krümmte. Herbie hatte einmal jemanden gesehen, der gerade eine solche Abreibung hinter sich hatte. Es war kein hübscher Anblick gewesen. Der Chefportier fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Je länger er darüber nachdachte, desto besser gefiel ihm sein Plan. Sobald er wieder in der Halle war, würde er einen Anruf tätigen. Die Sache konnte rasch abgemacht werden. Vielleicht schon heute abend.
Endlich kam ein Fahrstuhl. Die Türen glitten auf.
Es waren bereits mehrere Leute drin, die Dodo höflich Platz machten. Herbie Chandler folgte ihr. Die Türen schlossen sich.
Es war Fahrstuhl Nummer vier und die Zeit elf Minuten nach zwölf Uhr.
9
Der Herzogin von Croydon kam es so vor, als warte sie auf das Explodieren einer unsichtbaren Bombe. Die Lunte brannte, aber ob sie zünden würde und wo und wann, würde sich erst herausstellen, wenn es soweit war.
Sie brannte seit vierzehn Stunden.
Seit gestern nacht, nachdem die Kriminalbeamten gegangen waren, hatte sich nichts Neues ereignet. Quälende Fragen blieben unbeantwortet. Was tat die Polizei? Wo war Ogilvie? Wo der Jaguar? Gab es irgendein winziges Beweisstück, das die Herzogin trotz ihres Scharfsinns übersehen hatte? Selbst jetzt noch hielt sie das für ausgeschlossen.
Eins war wichtig: Die Croydons durften sich von ihrer inneren Anspannung nichts anmerken lassen. Sie mußten unbekümmert erscheinen. Deshalb hatten sie zu ihrer gewöhnlichen Zeit gefrühstückt. Auf Drängen der Herzogin hatte der Herzog von Croydon mit London und Washington telefoniert. Ihre Abreise von New Orleans wurde auf den folgenden Tag festgesetzt und vorbereitet.
Am Vormittag führte die Herzogin, wie an den meisten anderen Tagen, die Bedlington-Terrier aus. Vor einer halben Stunde war sie in die Präsidentensuite zurückgekehrt.
Es war kurz vor zwölf. Noch immer hatten sie kein Sterbenswörtchen über die Angelegenheit gehört, auf die es ihnen am meisten ankam.
Gestern nacht schien die Position der Croydons, logisch betrachtet, unangreifbar zu sein. Heute morgen wirkte die Logik wenig überzeugend und unzulänglich.
»Man könnte fast meinen«, sagte der Herzog schüchtern, »daß sie versuchen, uns durch Schweigen kleinzukriegen.« Er stand im Salon am Fenster und blickte hinaus, wie er es in den letzten Tagen so oft getan hatte. Im Gegensatz zu anderen Gelegenheiten klang seine Stimme heute klar. Obwohl Alkohol zur Hand war, hatte er seit gestern keinen Tropfen getrunken.
»Sollte das der Fall sein«, erwiderte die Herzogin, »werden wir dafür sorgen, daß …«
Sie wurde vom Läuten des Telefons unterbrochen. Wie jeder Anruf an diesem Morgen zerrte das plötzliche Schrillen an ihren bis zum Zerreißen gespannten Nerven.
Die Herzogin war dem Telefon am nächsten. Sie streckte die Hand aus und hielt mitten in der Bewegung inne. Eine Ahnung sagte ihr, daß dieser Anruf sich von den übrigen unterschied.
»Soll ich lieber rangehen?« fragte der Herzog mitfühlend.
Sie schüttelte den Kopf, die kurze Schwächeanwandlung unterdrückend. Sie nahm den Hörer ab. »Ja?«
Eine Pause. »Am Apparat«, sagte sie, bedeckte das Mundstück mit der Hand und fügte an ihren Gatten gewandt hinzu: »Der Mann vom Hotel – McDermott –, der gestern nacht hier war.«
»Ja, ich erinnere mich«, sagte sie wieder ins Telefon. »Sie waren dabei, als jene lächerlichen Anschuldigungen …«
Die Herzogin verstummte und hörte zu. Ihr Gesicht erbleichte. Sie schloß die Augen und öffnete sie wieder.
»Ja«, sagte sie langsam. »Ja, ich verstehe.«
Sie legte den Hörer auf. Ihre Hände zitterten.
Der Herzog von Croydon sagte: »Irgend etwas schiefgegangen.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
Die Herzogin nickte betäubt. »Die Vollmacht.« Ihre Stimme war kaum vernehmbar. »Die Vollmacht, die ich geschrieben habe, ist gefunden worden. Der Hotelmanager hat sie.«
Ihr Mann war vom Fenster in die Mitte des Raumes gekommen. Er stand reglos da, mit lose herabhängenden Armen, und ließ die
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