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Hotel

Hotel

Titel: Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hailey
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müssen sich danach entsetzlich einsam vorgekommen sein.«
    »Ich wollte sterben«, sagte sie schlicht. »Aber natürlich kommt man darüber hinweg – nach einer gewissen Zeit.«
    »Wie lange dauerte es?«
    Sie lächelte. »Ein – zwei Wochen. Der Hang zum Leben war schließlich stärker.«
    »Und danach?«
    »Als ich nach New Orleans kam, wollte ich mich dazu zwingen, nicht mehr daran zu denken. Aber mit jedem neuen Tag fiel es mir schwerer, und da wurde mir klar, daß ich mir irgendeine Arbeit suchen mußte, nur wußte ich nicht, was für eine und wo.«
    Sie machte eine Pause, und Peter sagte: »Erzählen Sie weiter.«
    »Zuerst dachte ich daran, mein Studium wiederaufzunehmen, aber ich kam sehr bald wieder davon ab. Ein akademischer Grad nur um seiner selbst willen erschien mir so sinnlos, und dann hatte ich auch das Gefühl, als wäre ich alledem entwachsen.«
    »Das kann ich verstehen.«
    Christine nippte nachdenklich an ihrem Glas. Peter betrachtete ihr beherrschtes Gesicht und spürte, wieviel Selbstbeherrschung und Gelassenheit es ausstrahlte.
    »Na ja, eines Tages ging ich zufällig durch die Carondelet Street«, erzählte Christine, »und da sah ich plötzlich ein Schild: ›Handelsschule‹. Das ist das richtige, dachte ich mir; ich lerne einfach Schreibmaschine und Stenografie und suche mir eine Stellung, wo ich endlos viel zu tun habe. Und genauso ist es dann schließlich auch gekommen.«
    »Und wieso landeten Sie gerade im St. Gregory?«
    »Ich wohnte da – seit meiner Ankunft in New Orleans. Eines Morgens brachte man mir mit dem Frühstück auch die ›Times – Picayune‹, und im Inseratenteil fand ich ein Stellungsangebot für den Posten einer Privatsekretärin beim Hoteldirektor. Es war noch sehr früh, und ich dachte, ich würde als erste dort sein und warten. Damals war W.T. zeitiger im Büro als alle anderen. Ich ging in den Verwaltungstrakt und setzte mich ins Vorzimmer.«
    »Hat er Sie vom Fleck weg eingestellt?«
    »Eigentlich nicht … das heißt, offiziell engagiert wurde ich im Grunde nie. Als W.T. erfahren hatte, warum ich draußen wartete, rief er mich herein und fing an, mir Briefe zu diktieren und mich mit Anweisungen zu bombardieren. Die anderen Bewerber um den Posten trafen ein, nachdem ich schon stundenlang hart gearbeitet hatte, und so übernahm ich es denn auch, ihnen mitzuteilen, daß die Stellung bereits vergeben war.«
    Peter schmunzelte. »Das sieht dem Alten ähnlich.«
    »Selbst danach hätte er sich vielleicht nicht weiter um die Angelegenheit gekümmert, wenn ich ihm nicht drei Tage später einen Zettel auf den Schreibtisch gelegt hätte, auf dem, glaub’ ich, stand: ›Ich heiße Christine Francis und schlage das und das Gehalt vor.‹ Er gab mir den Zettel zurück, ohne Kommentar – nur mit seinen Initialen versehen, und das war alles.«
    »Das war eine hübsche Gute-Nacht-Geschichte.« Peter erhob sich vom Sofa und streckte sich. »Ihre Uhr da starrt mich schon wieder an. Es ist wohl Zeit, daß ich gehe.«
    »Aber das ist nicht fair«, protestierte Christine. »Wir haben die ganze Zeit nur über mich gesprochen.«
    Sie war sich der Wirkung bewußt, die Peters Männlichkeit auf sie ausübte; und doch war er auch gutmütig und sanft, dachte sie; das hatte sich heute nacht gezeigt, als er Albert Wells in die Decke hüllte und ins andere Zimmer hinübertrug. Sie ertappte sich bei der Frage, wie es wohl sein mochte, von ihm in den Armen gehalten zu werden.
    »Ich habe unser Zusammensein genossen … es war ein wundervoller Abschluß nach einem lausigen Tag.« Er hielt inne und sah sie gerade an. »Bis zum nächsten Mal. Ja?«
    Als sie nickte, beugte er sich vor und küßte sie flüchtig.
    Im Taxi, das er von Christines Appartement aus bestellt hatte, überließ sich Peter einer wohligen Müdigkeit und dachte über die Ereignisse des vergangenen Tages und des Abends nach. Der Tag hatte die übliche Quote von Problemen gebracht; am Abend war die Kurve jäh angestiegen und hatte ihm so unangenehme Zwischenfälle wie den Zusammenstoß mit dem Herzog und der Herzogin von Croydon beschert, die schwere Erkrankung von Albert Wells und den Vergewaltigungsversuch an Marsha Preyscott. Es gab auch noch einige ungeklärte Fragen in bezug auf Ogilvie, Herbie Chandler und nun auch Curtis O’Keefe, dessen Ankunft die Ursache für Peters Weggang sein konnte. Und dann war da noch Christine, die schon immer dagewesen war und die er vor heute nacht nie so recht beachtet

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