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Hotel

Hotel

Titel: Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hailey
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und irgendwo weit entfernt schlug ein Telefon schrill an.
    Zwei Stockwerke unter der Straße im Maschinenkontrollraum legte Wallace Santopadre, dritter Ingenieur, eine Taschenbuchausgabe von Toynbees Werk »Die Griechische Kultur« beiseite und verspeiste ein Erdnußbutterbrot, an dem er in Etappen herumgekaut hatte. In der letzten Stunde war alles ruhig gewesen, und er hatte zwischendurch gelesen. Nun war es Zeit für den letzten Rundgang. Als er die Tür zum Maschinenraum öffnete, empfing ihn das Summen der Motoren.
    Er überprüfte die Heißwasseranlage und stellte einen Temperaturanstieg fest, womit sich erwies, daß der Thermostat seine Pflicht tat. Für den unmittelbar bevorstehenden Zeitraum, in dem der Verbrauch am stärksten war, weil an die achthundert Menschen möglicherweise alle gleichzeitig baden oder duschen wollten, war genügend Heißwasser vorhanden.
    Die umfangreiche Klimaanlage – eine Spezialmaschine von riesigem Gewicht – lief wegen des nächtlichen Absinkens der Außentemperatur viel ruhiger. Die Abkühlung der Luft hatte es ermöglicht, einen Kompressor auszuschalten, und indem man auch die anderen abwechselnd entlastete, konnten Reparaturen, die während der Hitzewelle der letzten Wochen verschoben werden mußten, endlich ausgeführt werden. Der Chefingenieur würde sich darüber freuen, dachte Wallace Santopadre.
    Der alte Mann würde allerdings nicht so beglückt sein über die Nachricht, daß in der Nacht – gegen zwei Uhr – elf Minuten lang der Strom ausgefallen war, vermutlich infolge des Unwetters im Norden.
    Für das St. Gregory war das kein wirkliches Problem gewesen, und die meisten Gäste hatten fest geschlafen und ohnehin nichts davon gemerkt. Santopadre hatte sofort das Ersatzaggregat eingeschaltet, das von den hoteleigenen Generatoren gespeist wurde und seine Aufgabe zufriedenstellend erfüllte. Aber es hatte immerhin drei Minuten gedauert, bevor er die Generatoren gestartet und auf Hochtouren gebracht hatte, mit dem Resultat, daß alle elektrischen Uhren des St. Gregory – über zweihundert insgesamt – nun drei Minuten nachgingen. Ein Monteur würde für das mühselige Geschäft, jede Uhr mit der Hand zu regulieren, nahezu den ganzen nächsten Tag brauchen.
    Nicht weit vom Maschinenraum entfernt, in einem glühendheißen, übelriechenden, ummauerten Hof, war Booker T. Graham damit beschäftigt, die Ausbeute einer arbeitsreichen Nacht inmitten der Hotelabfälle zusammenzutragen. Um ihn her flackerte der Feuerschein von rauchgeschwärzten Wänden.
    Wenige Menschen im Hotel, die Angestellten mit eingeschlossen, hatten Bookers Domäne jemals gesehen, und alle, die sie kannten, erklärten, sie hätte viel Ähnlichkeit mit den Vorstellungen der Evangelisten von der Hölle. Aber Booker, der selbst einem liebenswerten Teufel glich, mit seinen leuchtenden Augen und blitzenden Zähnen in dem schweißglänzenden schwarzen Gesicht, genoß seine Arbeit und auch die Hitze des Verbrennungsofens.
    Peter McDermott gehörte zu den wenigen Hotelangestellten, die Booker T. Graham je zu Gesicht bekam. Bald nach seinem Eintritt im St. Gregory hatte Peter sich aufgemacht, die Geographie und das innere Gefüge des Hotels bis in die abgelegensten Winkel zu erforschen. Im Verlauf einer solchen Expedition entdeckte er den Verbrennungsofen.
    Seitdem schaute Peter gelegentlich vorbei, um persönlich nach dem Rechten zu sehen. Übrigens hielt er es bei den anderen Abteilungen genauso. Dieser Besuche wegen, und vielleicht infolge einer instinktiven gegenseitigen Sympathie, rangierte der junge Mr. McDermott in Booker T. Grahams Augen irgendwie hoch oben dicht unterhalb Gott.
    Jedesmal studierte Peter das verschmierte fleckige Schulheft, in dem Booker stolz den Ertrag seiner Arbeit notierte. Er setzte sich zusammen aus den Dingen, die andere Leute wegwarfen und die Booker T. aus den Abfällen herausklaubte. Der wichtigste Einzelposten bestand in Hotelbesteck.
    Booker, ein unkomplizierter Mann, fragte sich niemals, wie das Tafelsilber in den Müll gelangte. Erst Peter McDermott erklärte ihm, daß es sich um ein chronisches Problem handelte, mit dem alle größeren Hotels zu kämpfen hatten. Schuld daran waren zumeist abgehetzte Kellner und Hilfskräfte, die aus Unwissenheit oder Trägheit nicht darauf achteten, daß zugleich mit den Speiseüberresten, die sie in die Abfalltonnen schütteten, auch ein nicht abreißender Strom von Tafelsilber verschwand.
    Bis vor einigen Jahren hatte das St.

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